Es braucht nur ein paar Medienmitteilungen und Pressekonferenzen, und plötzlich reden alle über ein Thema, das erst im Juni zur Abstimmung kommt: das Stromgesetz, wie der einstige «Mantelerlass» inzwischen heisst. Eine kleine Gegnerschaft – vor allem aus Kreisen der SVP und der Stiftung Franz Weber – bekämpft die Vorlage. Die einen tun das, weil sie etwas gegen Solarförderung haben und lieber neue Atomkraftwerke bauen würden. Die anderen, weil sie sich sorgen, dass die Landschaft verschandelt werden könnte.

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Fakt ist: An einem Ausbau der Stromproduktion führt nichts vorbei. Wenn Heizungen von Öl auf Wärmepumpen umgestellt werden und auf den Strassen schnittige Elektrofahrzeuge das Bild prägen, verlangt das schlicht nach mehr Strom. Die Alternative hiesse, an fossilen Energien festzuhalten, die den – vom Volk abgesegneten – Klimaschutzzielen diametral entgegenstehen.

Primär gibt es zwei Optionen: Ausbau im Inland oder Ausbau im Ausland. Denn irgendwo muss der Strom ja generiert werden.

Nur auf Importe zu setzen, ist heikel, denn die Schweiz verfügt noch immer über kein Stromabkommen und steht abseits des europäischen Strommarktes, obwohl sie – und das ist paradox – physisch mitten im europäischen Netz sitzt. Politisch hat es ein Stromabkommen derzeit schwer. Die Gegner sitzen links und rechts im Parlament. Allzu bald dürfte das deshalb nicht kommen.

Und so bleibt mit Blick auf die Versorgungssicherheit derzeit nur der Ausbau im Inland – und hier setzt das Stromgesetz an. Es fördert vor allem die Stromproduktion im Winter. Daher entstanden all die Pläne für grossflächige Solarkraftwerke in den Alpen, wo auch im Winter die Sonne scheint, wenn das Mittelland unter einer Nebeldecke liegt. Auch Wind- und Wasserkraftwerke sollen einfacher gebaut und ausgebaut werden können. Das ist richtig. Heute sind die Hürden, die für neue Kraftwerksprojekte genommen werden müssen, viel zu hoch. Gerade bei Wind hat die Schweiz noch viel Nachholbedarf.

Und warum keine AKW? Ganz einfach: Ob man die Atomkraft mag oder nicht, eines sagen alle Experten und Expertinnen: Gebaut ist ein neues AKW in der Schweiz frühestens innerhalb von zwanzig Jahren. Und so viel Zeit haben wir nicht mehr. Die einzige Alternative zu mehr Ökostrom im Inland ist bis auf Weiteres mehr Import aus dem Ausland.

Michael Heim Handelszeitung
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