Der Flugverkehr verläuft nicht so reibungslos wie gedacht: Jeder 35. Flug der KLM und der Lufthansa ab Zürich oder Genf wurde im ersten Halbjahr 2025 annulliert. Ähnliches gilt für die British Airways, sie strich jeden vierzigsten Flug. Das ist nicht wenig.

Für die wichtigsten Airlines der Schweiz, Swiss und Easyjet, ist die Lage etwas besser. Die Swiss annullierte jeden achtzigsten, Easyjet jeden neunzigsten Flug. Das tönt nach wenig, doch berechnet man aus der Zahl der stornierten Flüge die Zahl der Fluggäste, strandeten zur Hauptreisezeit im Juli wegen Annullierungen pro Woche 11 000 Menschen auf ihrer Reise aus der oder in die Schweiz. Pro Jahr dürften es 500 000 bis 780 000 Fluggäste sein. Das ist eine erhebliche Zahl.

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Airlines kommt leicht davon, wenn das Wetter schlecht ist

Annullierungen verursachen Schäden und sorgen für schlechte Reputation, weil Passagiere die Reise mit Frust verbinden. Wer zahlt dafür? Das ist schwierig zu sagen, denn die Airlines halten ihre Zahlen geheim. Der Bund hat keine Statistik. Und die Fluggesellschaften müssen nur dann Entschädigungen zahlen, wenn die Stornierung vorhersehbar oder auf selbst verursachte, technische oder personelle Gründe zurückzuführen war.

Ist also die Wetterlage etwas kompliziert, sind die Flugräume eingeschränkt oder überlastet oder fallen Fluglotsen aus, gelten für Airlines «aussergewöhnliche Umstände». Mit dieser Begründung dürfen sie auf Entschädigungen verzichten.

Airlines verlangen Senkung der Annullier-Entschädigungen

Auch die Flugraumüberwachung zahlt keine Entschädigung, sie spürt die Folgen ihres Handelns nicht.

Der Fluggast aber steckt fest und trägt den Schaden – Umbuchungen, Hotelkosten, verpasste Sitzungen, Konferenzen, Ferien, Absenzen am Arbeitsplatz – allein. So steht es im EU-Recht, das über die bilateralen Verträge auch für die Schweiz gilt.

Neu verlangen die Airlines in Brüssel sogar, dass die Regeln liberalisiert und die Entschädigungstarife reduziert werden. Die Schweiz hat in Brüssel nichts mitzureden. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt und die Tourismusverbände nehmen es achselzuckend zur Kenntnis.

Gleich lange Spiesse für Fluggäste und Airlines schaffen

Das ist ärgerlich für den Fluggast. Die Lösung wären gleich lange Spiesse für Fluggäste und Airlines. Etwa die Praxis zu verschärfen, nach der «aussergewöhnliche Umstände» so einfach geltend gemacht werden können. Oder die Entschädigungen zu erhöhen. Eine weitere Option wäre, dass die Kundschaft Flüge meidet, bei denen eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit besteht.

Das Fazit: Meiden Sie Abendflüge, wenn die Folgen eines Stornos bedeutend wären.

Die in der Handelszeitung publizierte Stichprobe vom 21. August ist ein Schritt dahin. Fazit: Meiden Sie Abendflüge, wenn die Folgen eines Stornos bedeutend wären, etwa auf einer Reise von Zürich über München nach Fernost mit der Lufthansa. Hier kumuliert sich das Risiko eines Abendflugs mit dem Risiko der höchsten Stornierungsrate ab der Schweiz durch die Lufthansa.

Nur wenn eine Fluglinie Gäste verliert, wird sie etwas ändern und grössere Puffer in den Flugplänen einbauen oder eine faire Entschädigungspraxis entwickeln.