Sam Altman, der Chef von Open AI, der Firma hinter Chat GPT, fordert Regulierung. Er will Gesetze, die seine eigene Firma einschränken könnten. So war es in der «Zeit», in der «Wirtschaftswoche» und in der NZZ zu lesen. Überall lag zwischen den Zeilen ein wenig Bewunderung oder doch zumindest Erstaunen. In der NZZ stand über Altmans Auftritt vor dem US-Kongress sogar das: «Er bat förmlich darum, reguliert zu werden.»

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Immer der gleiche Film

Aber ist es wirklich so überraschend, dass sich ein Chef einer grossen Tech-Firma vor dem US-Kongress für Regulierung ausspricht? Nein, ganz und gar nicht, sondern es ist immer der gleiche Film. Spulen wir zurück bis zum April 2019, als der damalige Twitter-Chef Jack Dorsey Folgendes sagte: «Generell denke ich, dass Regulierung eine gute Sache ist … Wir wollen den Regulatoren helfen.»

Und was sagte Sheryl Sandberg, damals COO von Facebook: «Wir sind offen für Regulierung. Wir arbeiten mit Gesetzgebern auf der ganzen Welt zusammen.» Und Mark Zuckerberg, der Chef von Sandberg: «Weil das Internet im Leben der Menschen wichtiger wird, ist nicht die Frage, ob es Regulierung braucht, sondern, was die richtige Regulierung ist.» Auf die Nachfrage aus dem Kongress, ob er für seine Firma wirklich Regulierung willkommen heisse, sagt Zuckerberg: «Wenn es die richtige Regulierung ist, dann ja.»

Regulierung kann die Konkurrenz für Big Tech auf Distanz halten

Natürlich sind alle Big-Tech-Chefs vor dem US-Kongress für Regulierung. Was sollen sie sonst auch sagen? Ist doch besser, mit den Regulatoren zusammenzuarbeiten, mit ihnen die Regulierung bestimmen zu können. Bisher hat es Big Tech mit der «Umarmung von Regulierung» sogar geschafft, dass kaum etwas wirklich reguliert wurde.  

Ob das nun bei künstlicher Intelligenz und im Fall von Sam Altman anders sein wird, bleibt abzuwarten. Die Gefahren, die von dieser Technologie ausgehen, sind potenziell sehr gross. Deshalb wäre es hier besonders wichtig.  

Gut möglich, dass es Sam Altman wirklich ernst meint. Aber oft wird Regulierung von grossen Unternehmen genutzt, um neue Konkurrenz möglichst fernzuhalten, indem die Markteintrittsbarrieren erhöht werden. Das stärkt ihre Marktmacht.

Eine der profitabelsten Firmen der Geschichte

Da hilft es auch nicht, dass Open AI sich immer wieder mal eins eine Non-Profit-Firma beschreibt. Denn das Unternehmen bleibt vorerst «for Profit», bis die ursprünglichen Investoren ihren Einsatz verhundertfacht haben. Das wird erst der Fall, wenn Open AI eine der profitabelsten Firmen der Geschichte geworden ist. Und dabei wäre natürlich die richtige – für Open AI – Regulierung hilfreich.

Wenn es so kommt, muss es nicht einmal in böswilliger Absicht sein. Sondern weil die Leute in ihrem Geschäft zu Hause sind, sehen sie sich selbst und ihre Firmen natürlich nicht nur als die Erfolgreichen, sondern auch als die Guten. Das ist verständlich und nur menschlich. So kann es kommen, dass gute Regulierung eben jene ist, die dem eigenen Unternehmen in die Strategie passt. Das kann gefährlich werden.