Wer die Schweiz auslotet, dem tun sich viele Klüfte auf. Wir kennen den Röstigraben, der die Romandie von der Deutschschweiz unterscheidet, den Stadt-Land-Graben, den Polentagraben und ebenso den Foie-gras-Graben, der die kulinarische Kluft rund um den Verzehr von Stopfleber offenlegt und regelmässig im Parlament und Volk für Emotionsschübe und Abstimmungen sorgt.

Aber es gibt auch – das zeigt der aktuelle Zollstreit mit den USA – den Handelsgraben, der das Land spaltet. Auf der einen Seite die Firmen und Branchen, die sich täglich im globalen Wettbewerb messen und nur reüssieren, wenn sie innovativer sind als die ausländische Konkurrenz – wenn sie also mit Alleinstellungsmerkmalen ihre teuren Swiss-made-Produkte der Kundschaft in Miami, Madrid und Mumbai schmackhaft machen können.

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Zu diesen Global Playern zählen Weltkonzerne wie ABB, Givaudan, Liebherr, aber auch KMU wie Thermoplan, PB Swiss Tools und Victorinox, die im Exportgeschäft reüssieren.

Der Exportgraben manifestiert sich in der Politik

Victorinox, einer Firma aus Ibach SZ, blieb in den letzten Jahren fürwahr nichts erspart. Mit dem Terroranschlag von 9/11 brach der Firmenumsatz um einen Drittel ein, ähnlich wie während der Corona-Pandemie, als der internationale Tourismus über ein Jahr lang zum Erliegen kam und die Militärsackmesser und Reiseutensilien in den Gestellen liegen blieben. Der Familienbetrieb, der höchste soziale Ansprüche erfüllt, liess sich nicht unterkriegen.

Gegenüber diesen Exportfirmen stehen auf der anderen Seite die Kleinbetriebe und die Landwirtschaft, die regional ausgerichtet und von Exportzöllen, Währungsverschiebungen, Sanktionsregimen oder internationaler Regulierung durch die EU oder OECD allenfalls am Rand tangiert sind.

Dieser Exportgraben manifestiert sich auch in der Politik: Die Mitte-links-Mehrheit im Parlament huldigt losgelöst von jeder wirtschaftlichen und politischen Realität im Ausland munter ihrer Provinzialität. Das zeigt sich darin, dass man bei der Regulierung stolz ist auf einen Swiss Finish, der in Wahrheit die exportorientierten Firmen gegenüber der ausländischen Konkurrenz benachteiligt, indem er für übermässige Bürokratiekosten sorgt. Oder es werden mit Kindertageskrippenfinanzierungen, 13. Altersrente oder AHV-Sanierung laufend die Lohnnebenkosten erhöht, was letztlich die Innovationskraft der Exportfirmen schwächt.

Die Macht des Stärkeren gewinnt

Seit Jahren braut sich zusammen, was mit Donald Trump einen Höhepunkt erreicht: Der Welthandel kümmert sich immer weniger um Abmachungen und Regeln, wie sie einst die WTO vertrat. Stattdessen triumphiert die Macht des Stärkeren; wer nicht mitspielt, wird abgestraft.

Wer es immer noch nicht gemerkt hat: Die aktuelle Eskalation wird dazu führen, dass Schweizer Firmen ihre Produktion auslagern müssen, um die Kosten im Griff zu haben. Das wird auf den Personalbestand drücken und das Steuersubstrat schmälern. Um das zu vermeiden, dürfen Exportfirmen nicht weiter belastet werden.