Nur kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, sprach sich der Nationalrat gegen die Abschaffung der notariellen Beurkundung bei Firmengründungen aus. Eine Niederlage für die Grünliberale Judith Bellaiche und den Freisinnigen Andri Silberschmidt in ihrer allerersten Session, aber auch ein «Weckruf», wie die zwei Neo-Nationalräte betonen. «Es gehört zum guten Ton, sich öffentlich mit Start-up-Förderung zu profilieren», sagt Bellaiche, «aber wenn dann ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch liegt, dann schwindet die Unterstützung.» Und Silberschmidt ergänzt: «Die Start-ups haben in Bundesbern einfach keine Lobby.»

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Die Geschäftsführerin des Verbands der ICT- und Online-Branche Swico sowie der Kaufmann und Mitgründer des Gastro-Start-ups Kaisin wollen sich den von den anderen Wirtschaftsverbänden oft vernachlässigten Interessen von Jungunternehmen annehmen und gründen dazu nun in dieser Frühjahrsession die «Parlamentarische Gruppe Start-ups und Unternehmertum».

Zur Kerngruppe gehören nebst Bellaiche und Silberschmidt, die sich das Co-Präsidium teilen, auch Nationalräte der vier anderen grossen Parteien an – von Gerhard Andrey, grünem Mitgründer der Webagentur Liip, über Esther Friedli (SVP) und Min Li Marti (SP) bis zum CVP-Bierbrauer Alois Gmür. Das Sekretariat für die parlamentarische Gruppe übernimmt vorerst die Swiss Entrepreneurs Foundation, die unter der Schirmherrschaft des früheren Wirtschaftsministers Johann Schneider-Ammann gegründete und vom Swiss-Economic-Forum-Mitgründer Peter Stähli geführte Stiftung.

Offensichtlicher Handlungsbedarf

Es ist nicht die erste Co-Produktion des überparteilichen Zürcher Duos: Bereits im Wahlkampf haben Bellaiche und Silberschmidt gemeinsam nach der dringendsten politischen Reformidee zugunsten von Start-ups gesucht und versprochen, diese nach einer allfälligen Wahl einzureichen. Gesagt, getan. Doch das Leben von Vorstössen kann kurz sein. «Wir wollten etwas machen, das nachhaltiger wirkt», sagt Silberschmidt. «Etwas, das mit der Zeit tatsächlich das Gründen von Jungfirmen erleichtert.»

Der Handlungsbedarf jedenfalls ist offensichtlich: Die ansonsten mit Spitzenplätzen verwöhnte Schweiz liegt in den Rankings «Ease of Doing Business» und «Ease of Starting Business» auf den abgeschlagenen Rängen 33 respektive 77.