Ein ehemaliger Beamter der Neuenburger Steuerverwaltung hat zwischen 1999 und 2015 rund 4 Millionen Franken abgezweigt. Der Fall flog im Januar 2016 auf, als der Mann aus dem Ruhestand 100'000 Franken überweisen wollte. Die Zahlung wurde von einem Angestellten der Finanzdienste des Kantons entdeckt und sofort blockiert. Der Kanton Neuenburg reichte Ende Januar 2016 eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ein.

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Der langjährige Funktionär galt als exzellenter Mitarbeiter, wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte. Er wurde kurz vor dem Auffliegen seiner Machenschaften in den Ruhestand versetzt. Er hatte die Schweiz verlassen.

Millionen abgezweigt

Wegen seiner anerkannten Fähigkeiten hatten seine Vorgesetzten mit ihm vereinbart, dass er bis Ende 2015 noch letzte Arbeiten abschliessen sollte. Er besass deshalb noch den Zugang für das Informatik-System des Kantons.

Die Untersuchungen ergaben, dass der Mann seit 1999 rund 4 Millionen Franken auf seine Konten oder jene seiner Familie überwiesen hatte. Nachdem der Beschuldigte von der Staatsanwaltschaft informiert wurde, reiste er freiwillig in die Schweiz und stellte sich im Frühling 2016 der Justiz.

Beschuldigter wollte Familie helfen

«Er befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug und bestreitet die Vorwürfe gegen ihn nicht», teilte der Neuenburger Generalstaatsanwalt Pierre Aubert mit. Der Beschuldigte gab an, alles Geld ausgegeben zu haben, um der Familie seiner Frau zu helfen.

Weil das Heimatland dieser Familie über kein Rechtshilfeabkommen mit der Schweiz verfügt, konnten die Aussagen nicht verifiziert werden. Die Untersuchungen sind nach wie vor in Gang.

Kontrollmechanismen überprüft

Im Strafverfahren wird wegen ungetreuer Geschäftsführung, ungetreuer Amtsführung und wegen betrügerischem Missbrauch eines Computers ermittelt, hielt die Staatsanwaltschaft fest. Die Kantonsregierung lancierte nach dem Fall eine Überprüfung der Kontrollmechanismen.

«Es wurden bereits Korrekturen bei der Kontrolle der Finanzen vorgenommen», hiess es am Donnerstag in der Medienmitteilung der Regierung. Eine bereits abgeschlossene Neuorganisation der Steuerverwaltung und der Kontrollen habe zum Auffliegen des Falls geführt. Der Kanton Neuenburg betonte, dass weder die Gemeinden noch der Bund durch die Affäre geschädigt wurden.

(sda/ise/jfr)