Auf in den Wahlkampf! Am 22. Oktober wählen wir den Nationalrat. Für die Demokratie ist das eine grossartige, aber auch eine schwierige Zeit. Unsere Kandidaten und Kandidatinnen und ihre Parteien präsentieren sich und ihre Ideen der Öffentlichkeit. Es wird im guten Sinne darum gerungen, wie es mit der Schweizer Gesellschaft weitergehen soll.

Schwierig ist, dass Wahlkampfzeiten auch zur Polarisierung verleiten. Positiv gesprochen, soll herausgearbeitet werden, wofür die Parteien stehen. Negativ gesprochen, wird die Gesellschaft gespalten, der gesellschaftliche Diskurs polarisiert und dringend notwendige Kompromisse werden erschwert und verzögert.

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Dabei nehmen manche Kandidierende das mit der Wahrheit nicht so ernst. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden weitgehend ignoriert. Ob Klimawandel, Inflation, Fachkräfte- oder Wohnungsmangel, eine sachlich ausgewogene Analyse der Problematik und wissenschaftsfundierte Lösungsvorschläge sind Mangelware.

Wissenschaftliche Erkenntnisse werden missachtet 

Nehmen wir das Klima. Für die einen gibt es trotz überwältigender, wissenschaftlicher Evidenz keinen menschengemachten Klimawandel. Für die anderen steht ausser Frage, dass wir unser Verhalten ändern müssen, um eine apokalyptische Klimakatastrophe abzuwenden. Dabei sagt die Wissenschaft in seltener Eindeutigkeit, dass das menschliche Verhalten massgeblich den Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte ausgelöst hat. Und ebenso eindeutig ist die Wissenschaft darin, dass das Verhalten der Schweiz irrelevant für die weitere Entwicklung des Klimawandels ist.

Und nein, das Letztere bedeutet nicht, dass wir uns nicht anständig benehmen sollten. Und nein, natürlich haben wir keine Vorbildwirkung für andere Länder mit unserem Verhalten. Der Atomausstieg spricht hier eine eindeutige Sprache. Und das ist klimatechnisch wohl auch gut so.

Beim Klima hört der Wahnsinn der Politik aber nicht auf. Gerade in der Ökonomie scheint Wissenschaftsleugnung zum guten Ton in der politischen Auseinandersetzung zu gehören. Immer wenn Sie das Wort «Deckel» oder «Bremse» hören, sollten Sie hellhörig werden. Preisbremsen und -deckel führen wissenschaftlich eindeutig zu weniger Angebot und mehr Nachfrage. Die Mangellage wird grösser und der Preisanstieg ist langfristig nicht aufgehalten.

Oder nehmen Sie die Vielzahl von Subventionen und Transfers. Die Liste der ökonomischen Widersinnigkeiten in der politischen Debatte war nie so lang wie heute. Es wird Zeit, dass wir diesem Spiel ein Ende setzen. Wir können das! Mit unserer Stimmabgabe am 22. Oktober!

Der Ökonom Klaus Wellershoff ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff & Partners, Honorarprofessor an der Universität St. Gallen und regelmässiger Kolumnist der «Handelszeitung». Die in der Kolumne vertretenen Ansichten müssen sich nicht mit jener der Redaktion decken.