Die Ansage von Donald Trump (79) war überdeutlich: «Sie werden sehr, sehr hohe Zölle bekommen, ungefähr 200 Prozent», sagte der US-Präsident an der Kabinettssitzung am Dienstag. Die Adressierten: die ausländischen Pharmaunternehmen. In seinen weiteren Ausführungen bricht er den Stab über der Pharma-Branche. Die Unternehmen hätten alle in den USA produziert. «Dann sind sie weggegangen, weil wir das zugelassen haben. Ich lasse das aber nicht zu», so Trump weiter. Ein Jahr will er den Pharma-Firmen Zeit geben, um die Produktion wieder in die Staaten zu verlagern.
Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Präsident gegen Big Pharma schiesst. Anfang April drohte er mit Zöllen, «wie sie noch nie jemand gesehen hat». Zölle von 200 Prozent würden genau in diese Dimension fallen. Bloss hat Trump bis jetzt auf seine scharfen Worte keine Taten folgen lassen. Sein Problem: Er will seine Stammwählerschaft nicht mit hohen Medikamentenpreisen vergraulen. Darum kündigte der US-Präsident im Mai an, die Medi-Preise stark zu senken – zum Ärger der Schweizer Pharmabranche. Diese ist eine tragende Säule die Schweizer Exportwirtschaft. Entsprechend verheerend wären Pharma-Zölle. Nur: Zumindest an der Börse zeigen sich die Marktbeobachter wenig beeindruckt. Die Aktien der SMI-Titel Roche und Novartis haben am Mittwoch bisher nur wenig eingebüsst.
Jetzt sollen endlich Deals kommen
Neben Drohungen lässt Trump heute Mittwoch aber auch Taten folgen – zumindest hat er das am Dienstagabend via Truth Social angekündigt. Er werde am Mittwochmorgen Ortszeit mindestens sieben weitere Zoll-Briefe oder Zoll-Deals veröffentlichen. Und am Mittwochnachmittag soll gleich «eine weitere Anzahl» folgen. Am Montag eröffnete der US-Präsident den aktuellsten Zoll-Hammer und stellte 14 Zoll-Briefe ins Netz, unter anderem an Südkorea, Japan oder Indonesien.
Gut möglich, dass auch die Schweiz heute Post bekommt. In Bundesbern wartet man seit Montagmorgen auf den Brief aus Washington. Noch ist dieser nicht eingetroffen. Trump hat den Brief an Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) auch noch nicht via Truth Social verbreitet. Das Zittern geht weiter.
EU-Deal sickert durch
Auch in Brüssel ist die Anspannung gross. Ein Deal zwischen den USA und der Europäischen Union könnte kurz bevorstehen. Trump sagte am Dienstagnachmittag: «Wir sind wahrscheinlich zwei Tage davon entfernt, ihnen einen Brief zu schicken. Wir sind im Gespräch mit ihnen. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ein Brief ein Deal bedeutet.»
Trump betonte, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) und «die gesamte Gruppe» die USA mittlerweile gut behandeln würden. «Es ist wie eine neue Welt. (…) Sie gehörten zu den härtesten, mit denen wir zu tun hatten. In vielerlei Hinsicht waren sie sogar noch schlimmer als China», sagte er. Laut einem Bericht des «Wall Street Journal» soll der Deal sehr einseitig ausfallen. Die Zeitung beruft sich auf EU-Kommissionsbeamte, die sagen, dass sie entweder ein Abkommen akzeptieren müssen, das die USA stark begünstige – oder eine Strafe des US-Präsidenten riskieren.
Börse wartet gespannt auf News
Die Finanzmärkte haben auf die Zoll-Neuigkeiten aus dem Weissen Haus ohne grosse Verschiebungen reagiert. In Amerika schloss der Nasdaq-Index am Dienstag leicht im Plus, der Dow Jones ging mit leichten Verlusten aus dem Handel. In Europa sind die meisten Leitindizes am Mittwoch grün – auch der SMI.
Das zeigt: Trump konnte sein Image in den letzten Tagen nicht ablegen. Für viele Marktbeobachter ist er immer noch ein Zauderer, der seine Drohungen nicht wahr macht. Eine Marktverwerfung gibt es aber: Der Kupferpreis ist auf ein Rekordhoch geklettert, nachdem Trump Zölle von 50 Prozent auf das Metall angekündigt hatte. An den Börsen wartet man aber weiter zu. Vielleicht bringen dann die angekündigten Deals Bewegung rein – die Frage ist nur, in welche Richtung.