Grosse Logistikimmobilien werden zu regelrechten Rechenzentren: Im Innern haben Industrieroboter und Lagertechnologien die Arbeit von Menschen übernommen. Sie sind in die Lieferketten eingebunden – die Computersysteme «wissen», wo jedes Paket und jede Palette gerade ist und wann diese in welche Richtung bewegt werden. Hinzu kommen die Anforderungen an die Raumklimatisierung: Die erste Generation der Covid-19-Impfstoffe musste bei sehr niedrigen Temperaturen transportiert und zwischengelagert werden.

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Zusätzliche Servicepakete

«Aus übergeordneter Sicht sind Lager ‹Geldspeicher› mit langsamem Wertzerfall», sagt Peter Acél, Geschäftsleiter bei Dr. Acél & Partner, einem Beratungsunternehmen für Logisik-Management mit Sitz in Zürich. «Sie binden Kapital in Infrastruktur beispielsweise für Bauten, Lager- und Fördertechnik, Lagerhilfsmittel wie Paletten und für die Ware. Ausserdem benötigen sie zum Betrieb Ressourcen wie Mitarbeitende, Strom sowie Geld für den Unterhalt sowie die Abschreibung der Infrastruktur und der Waren.» Die Warenlagerung ist deshalb in der Summe sehr teuer. «In der Schweiz kostet sie mindestens 20 Prozent des durchschnittlich gelagerten Wertes pro Jahr», überschlägt Acél. «Das heisst, bei einem Warenwert von 1 Million Franken sind das 200 000 Franken pro Jahr. Daher brauchen Lagerräume einen entsprechenden Warenumschlag – und smarte Intelligenz hilft dabei.»

Die Warenlagerung in der Schweiz ist in der Summe sehr teuer.

 

Durch spezialisierte Lager mit «smartem» Konzept beziehungsweise mit «intelligenter» Optimierung und Automatisierung gewinne man Übersicht, die erforderliche Transparenz und es entstehen laut Acél auch weniger Schäden beispielsweise durch zu hohe oder zu niedrige Temperaturen, Feuchtigkeit oder mechanische Beschädigung. «Durch automatisierte Prozesse ist eine schnellere Einbuchung und dadurch eine bessere Verfügbarkeit gegeben», so Acél weiter. «Ausserdem wird der vorhandene Lagerplatz besser ausgenutzt – sichtbar am Füllgrad und am Umschlag – und es braucht insgesamt weniger Mitarbeitende, besonders bei grösseren Lagereinheiten. Dadurch wird ein Betrieb flexibler und erwirtschaftet höhere Erträge.»

Technologisch gebe es laufend viele Ideen und neue Produkte oder Kombinationen. Hier liege oft die Schwierigkeit, die Möglichkeiten und Alternativen zu kennen sowie richtig zu bewerten. «Um eine gute Resilienz, Konkurrenzfähigkeit und Robustheit im Betrieb zu erreichen, müssen Logistikdienstleister heute entsprechende Servicepakete anbieten», weiss Acél. «Dies gilt natürlich auch für die Lager- und Fördertechnikanbieter, die beispielsweise in zwei Stunden vor Ort sein müssen, Online-Unterstützung und Fremddiagnosen innert 15 Minuten, laufende Fernüberwachung und so weiter. Da ergeben sich derzeit auch neue Geschäftsfelder.»

Standardisierte Hilfsmittel

Logistikimmobilien sind inzwischen auf die Waren optimiert, die in ihnen umgeschlagen werden sollen. «Es gibt zum Beispiel gesetzliche Vorgaben und andere Einschränkungen wie Klima- oder Umgebungsbedingungen sowie Drittmaterial wie beispielsweise die Gefahr der Geruchskontamination, wie sie bei Autoreifen entstehen können», sagt Acél weiter. «Diese Faktoren beeinflussen neben den Dimensionen und der Ausstattung die Verwertung.» Allgemein werde eine Standardisierung bei den zu verwendenden Hilfsmitteln wie beispielsweise Paletten, Containern und Boxen angestrebt, um eine gewisse Universalität zu erreichen. Davon ausgenommen sind Pharmaprodukte. «Damit ist eine sinnvolle und gleichmässige Nutzung der Lager als Prozessentkopplung, Sammel- und Konsolidierungspunkte oder als Sicherheit für Störungen im System möglich», so Acél.

Wenn die Lagereinheit zu klein ist oder eine Standardisierung fehlt, ist laut Acél die Investition in eine smarte Automatisierung beziehungsweise Lagertechnik oft nicht wirtschaftlich. Auch zu grosse Lager können Probleme bereiten.
«Zu grosse Lager verhindern eine Optimierung der vor- und nachgelagerten Prozesse, da der nötige Druck zur Veränderung fehlt», so Acél. «Lager bieten oft nur eine begrenzte Flexibilität, um kurzfristige fehlende Verfügbarkeiten oder zu lange Lieferzeiten zu überbrücken.»

In der Schweiz ist es fast immer unmöglich, ideale Netze umzusetzen.

 

Jeder Lagerstandort kostet und es entstehen Fixkosten. «Deshalb wird bei Projekten ‹auf der grünen Wiese› eine gleichmässige Verteilung über die zu versorgende Fläche unter Berücksichtigung der Kunden- und Mengenstrukturen angestrebt, sagt Acél. In Europa gelte für den Handel ein Radius von maximal 700 bis 800 Kilometer je Lagerstandort. «In der Schweiz ist es jedoch etwas besonders», so Acél. «Die Servicelevels sind in der Regel höher als in Europa. Es braucht zudem aufgrund der Topografie je nach Servicelevels idealerweise 3, 8 oder 14 Lagerstandorte.» Hier in der Schweiz sei es fast immer unmöglich, ideale Netze umzusetzen, es brauche Kompromisse, was zu zusätzlichen Lagerstandorten oder Hubs führe und damit die Kosten nach oben treibe.

Ersatz für kleinere Lager

«Einen eigentlichen Boom in der Summe aller bestehenden Warenlager gibt es aus meiner Sicht nicht», fasst Acél zusammen. Punktuelle Lagerbestandserhöhungen wegen Pandemie und Ukraine-Krieg seien vorübergehende Spezialfälle. «Aber generell gilt: Lager werden derzeit stark ausgelagert, zusammengefasst, an Profis übergeben und dadurch wird das Handling professioneller und eine höhere Automatisierung wird möglich. Durch diese Konzentration sind die Lager grösser, nicht integriert und damit auch sichtbarer. Und diese neuen Lagerhäuser werden in der Regel als Ersatz für viele kleinere Lager gebaut.»