Alphabet ist zurück im Spiel mit der künstlichen Intelligenz. Die Aktien des Google-Eigentümers waren in diesem Jahr bislang hinter anderen Megakonzernen zurückgeblieben. An den Börsen gab es die Befürchtung, dass der Tech-Riese im Rennen um den Einsatz von KI-Produkten an Boden verlieren könnte.

Doch seit der Vorstellung seiner neuesten KI-Tools auf einer Entwicklerkonferenz in der vergangenen Woche ist die Aktie um neun Prozent gestiegen. Damit hat Alphabet rund 115 Milliarden Dollar an Marktwert dazugewonnen – und gleichzeitig die unterdurchschnittliche Performance gegenüber Konkurrenten wie Apple und Microsoft wettgemacht.

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«Die Anleger haben sich gefragt, ob Alphabet ein Gewinner oder ein Verlierer der KI-Entwicklung ist», sagte Jason Benowitz, Senior Portfolio Manager bei CI Roosevelt. «Nun sind sie eher im Lager der Gewinner.»

Open AI hat mit Chat GPT Vorsprung

Während die Aufregung um künstliche Intelligenz zunahm, hatte Alphabet die fulminanten Zuwächse, die viele seiner Tech-Konkurrenten verzeichneten, weitgehend verpasst – zumal das schnelle Wachstum von Chat GPT als potenzielle Bedrohung für die Dominanz seines Suchgeschäfts gesehen wird. Die Ankündigung einer konventionelleren Suchmaschine in der vergangenen Woche und die Tatsache, dass das Unternehmen seinen KI-gesteuerten Chatbot auf breiterer Basis zur Verfügung stellen will, kamen daher gerade rechtzeitig.

Brian Nowak, Analyst bei Morgan Stanley, gehörte zu den Wall-Street-Analysten, die sich von Googles Präsentation ermutigt fühlten, nachdem er die Aktie als «KI-Überhang» bezeichnet hatte. «Wenn das Unternehmen die neuen KI-Funktionen erfolgreich in seine Produkte integrieren kann, die Hunderte von Millionen von Menschen bedienen, sollte dies weiteres Vertrauen in den kommenden KI-getriebenen Aufschwung generieren», schrieb Nowak in einer Research Note nach der Veranstaltung.

Viele Profiteure der Kursgewinne

Für die US-Hedgefonds-Verwaltungsgesellschaft Pershing Square kommen die Kursgewinne zu einem günstigen Zeitpunkt. Am Montag gab sie bekannt, im ersten Quartal mehr als 10 Millionen Alphabet-Aktien im Wert von etwa 1,2 Milliarden Dollar zu aktuellen Kursen gekauft zu haben.

Auch andere haben vom Kursanstieg profitiert. Der Mitbegründer von Google, Sergey Brin, verschenkte am Donnerstag Aktien von Alphabet im Wert von rund 600 Millionen Dollar – und zwar in einer Woche, in der sein Vermögen so stark anstieg wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr.

Selbst nach einer so starken Rallye ist Alphabet im Vergleich zur direkten Konkurrenz nicht teuer. Mit dem 19-fachen ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie so hoch wie seit Monaten nicht mehr, aber immer noch viel günstiger als Microsoft und Apple, die mit dem 29- bzw. 27-fachen bewertet sind.

Natürlich gibt es immer noch viele Skeptiker. Gemäss Rob Sanderson, Analyst bei Loop Capital, werden die anhaltenden Bedenken über die Risiken von KI verhindern, dass sich das günstigere Kurs-Gewinn-Verhältnis von Alphabet weiter verbessert. Der Analyst senkte am Montag sein Rating für die Aktie von «Kaufen» auf «Halten», obwohl er das Unternehmen langfristig als einen grossen Nutzniesser der KI-Einführung sieht. «Wir sehen dies nicht als existenzielle Bedrohung für Google, aber KI wird die Dominanz des Unternehmens im Bereich der Online-Suche nach Informationen gefährden», schrieb er.

(Bloomberg/mth)