Vorbereitung zum Thema Feriengeld Geld – und Bezahlen in einem weiteren Sinn – gehört oft zu den wichtigsten Reisevorbereitungen. Ein kleiner Fehler, und der Trip endet vorzeitig oder sogar auf der Schweizer Botschaft. Wir hinterfragen ein paar Regeln, die in Sachen Feriengeld, Währung, Wechselkurs kursieren. Was stimmt? Und was gehört eher in die Kategorie Märchen aus tausend und einer Nacht?

Mythos 1: Cash is King

Wer auf Nummer Sicher gehen will, packt genug Bargeld ein. Im Zweifel lässt sich damit immer bezahlen.

Das stimmt zwar meist, ist aber nicht immer auch praktisch. Denn erstens besteht bei viel Bargeld im Gepäck immer die Gefahr, dass dieses gestohlen wird – und das ersetzen die wenigsten Versicherungen. Zweitens birgt Bargeld die Gefahr, dass etwas nach der Reise übrigbleibt und dann teuer zurück gewechselt werden muss.

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Und drittens ist Bargeld gar nicht überall so beliebt, wie man meinen könnte. Ein paar Beispiele? Gar nicht gut kommen in vielen Ländern grosse Noten an, wie wir sie oft von unseren Banken verkauft bekommen. Wer schonmal versucht hat, in Frankreich mit einer 50-Euro-Note einen Kaffee zu bezahlen, kennt das Problem. Frankreich ist übrigens deutlich Karten-affiner als viele meinen.

Auch in England bezahlt man mittlerweile mühelos Kleinbeträge mit Karte. «Tap to Pay» mit der Kontaktloskarte (oder dem Handy) ist in grossen Städten auch am Tresen des Pubs üblich. Praktisch ist die Karte in London auch im öffentlichen Verkehr. Einfach beim Ein- und Aussteigen – etwa in der Metro – die Karte «tappen», und schon wird das Billett abgerechnet. Ohne, dass man sich registrieren muss.

Überhaupt nicht King ist Cash mittlerweile in Skandinavien. Dort sind Kartenzahlungen derart verbreitet, dass man sein Bargeld teilweise nur noch mit Mühe loswird. Auf Märkten, an Bars oder Festivals kann teilweise nur mit der Karte bezahlt werden. Für den Wochenend-Trip im hippen Kopenhagen reicht die Kreditkarte. Der Geldautomat ist Tabu.

Natürlich ist das nicht überall der Fall. Als sinnvoll erweist es sich, ein paar Nötli für den ersten Reisetag dabei zu haben. Für die Autobahn-Gebühren oder den ersten Kaffee am Flughafen. Und wer dann merkt, dass er in einem Bargeld-Land gelandet ist, kann immer noch am ersten Ferientag den Bankomaten aufsuchen. 

Eine Bar in Kopenhagen: Hier kann nur mit Karte bezahlt werden

Cards only: Eine Bar im dänischen Kopenhagen akzeptiert kein Bargeld

Quelle: Michael Heim

Mythos 2: Geld am besten schon zu Hause wechseln

Es ist unklar, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, aber es stimmt in den wenigsten Fällen. Am ehesten kann es sich bei einer Reise in den Europa-Raum lohnen, wenn das Geld von einer günstigen Wechselstube stammt. Definitiv falsch ist der Tipp bei allen «Exoten».

Währungen wie thailändische Baht, mexikanische Pesos oder Hong Kong Dollar sind fast immer billiger, wenn man das Bargeld vor Ort am Automaten zieht. Das gilt im Übrigen auch fürs Zurückwechseln. Exotenwährungen werden von Schweizer Banken nur widerwillig und zu hohen Margen angekauft. Am besten bis zur nächsten Reise aufbehalten. Oder – wenn Abwertung droht – vor dem Rückflug im Duty-Free in eine Flasche Whisky investieren. 

HZ-Autor Michael Heim und seine Karten: Wer die Kosten kennen will, muss testen.

Das grosse Werweissen: Welche Karte ist die beste für die Ferien?

Quelle: HZ/hec

 

Mythos 3: Für Bargeld die Maestro-Karte, bezahlen mit der Kreditkarte

Lange fuhr am besten, wer sich an diese Regel hielt. Und das hat einen einfachen Grund: Am Bankomaten verrechneten die Banken traditionell höhere Grundgebühren für Abhebungen mit der Kreditkarte (oft zehn Franken) als bei einem Bezug mit Debitkarten wie Maestro oder VPay. Auch die Wechselkurse waren nicht selten etwas teurer.

Beim Bezahlen im Laden oder Restaurant galt in der alten Welt zudem meist das Gegenteil. Hier kamen bei Maestro gelegentlich Grundgebühren von 1.50 Franken zum Tragen, wogegen Kreditkarten nur eine prozentuale Gebühr verrechnen. Debitkarten wie jene der Postfinance wurden und werden im Ausland zudem nicht am so genannten Point-of-Sale (POS) akzeptiert.

Warum die Vergangenheitsform? Weil sich das gerade ändert. Neue Debitkarten wie «Visa Debit» oder «Debit Mastercard» funktionieren ähnlich wie Kreditkarten. Die Gebühr pro Zahlung am POS fällt damit weg. Gleichzeitig wurden Bargeldbezüge mit Karten von Neobanken wie Revolut deutlich günstiger. Hier kann sich der Bargeldbezug mit der Visa oder Mastercard durchaus lohnen. Kurzum: Wer noch alte Karten hat, hält sich an These 3.

Kunden der Neobanken setzen jedoch am besten auf deren Produkte. Bankomat-Bonus-Tipp: Mit einem vierstelligen PIN-Code vermeidet man Probleme im Ausland. In den meisten Ländern sind nämlich nur vierstellige Codes üblich, und da kann es schonmal vorkommen, dass der Geldautomat Mühe hat mit einem sechsstelligen Code.

Mythos 4: Mit Gratis-Karten sind die Kurse immer schlecht

Klar falsch. Zwar gibt es sogenannte Gratisanbieter wie Cembra, die immer mal wieder mit schlechten Kursen auffallen. Ein Leser schickte uns mal eine Abrechnung mit Malaysischen Ringgit, die bei Cembra mit einem Aufpreis von gegen acht Prozent verbucht wurden. Und in einem aktuellen Test für die «Handelszeitung» zeigte sich, dass auch das Gratiskonto «Zak» von Bank Cler eher schlechte Kurse verspricht.

Daraus eine generelle Regel abzuleiten wäre jedoch falsch. Zu den günstigsten Anbieter gehören mittlerweile nämlich die ganzen Neobanken um Revolut, Neon, Yapeal und Yuh – und deren Kartenprodukte kennen im Basisangebot auch keine Jahresgebühr. Zwar setzen diese bei ihren Karten nicht mehr auf klassische Kreditkarten, sondern meist Karten vom Typ «Debit Mastercard» oder «Visa Debit». Der grosse Unterschied dabei ist jedoch nur, dass diese das Geld direkt auf dem Konto belasten und nicht erst Ende Monat wie klassische Kreditkarten.

Wer genügen flüssig ist, fährt mit diesen Karten besser. Apropos flüssig. Nichts spricht bezüglich Reisegeld dagegen, eine «echte» Kreditkarte mit ein paar Tausend Franken Limite als Backup dabei zu haben. Auch für die seltenen Situationen – wie etwa im Flugzeug –, bei denen Debitkarten nicht akzeptiert werden.

 

Mythos 5: Kursvergleich ist Haarspalterei. Das lohnt sich eh nicht

Und wieder falsch. Mit der falschen Karte zu bezahlen, kann schnell ins Geld gehen, wenn nicht im Massenschlag genächtigt und an der Strassenküche gegessen wird. Ein Beispiel: Bank A verrechnet einen Eurokurs von 1.1450, Bank B will nur 1.1000 (reale Beispiele). Das sind zwar nur vier Rappen Unterschied. Bezahlen wir jedoch einen Flug zu 900 Euro und zusätzlich noch Hotelübernachtungen zu 1600 Euro, landen wir plötzlich bei einem Preisunterschied von hundert Franken.

Und was ist mit den Bonus-Programmen? Ja, einige Kreditkarten vergüten einen Teil das Umsatzes zurück. Übrigens auch «Gratiskarten» wie die «Cashback» von Swisscard. Dies Rückvergütung macht jedoch immer nur einen Bruchteil allfälliger Devisen-Zuschläge aus. Kartenprodukte mit weniger als einem Prozent Devisengebühr sind im Vergleich dazu immer günstiger. Auch ohne Bonus.

Mythos 6: Am besten gleich beim Bezahlen in Franken wechseln. Dann weiss man, was man hat.

Finger weg von Spontan-Umrechnungen! Viele Bankomaten oder Kassenterminals schlagen eine sogenannte «dynamic currency conversion» (DCC) vor. Oder ganz konkret. Man steht in Italien, will 100 Euro abheben und bekommt vorgeschlagen, dass stattdessen direkt 115 Franken belastet werden. Auf den ersten Blick scheint das praktisch. Da weiss man gleich, was man zahlt für sein Reisegeld.

Doch der Deal stellt sich hinterher oft als ein schlechter raus. Erstens sind die Kurse, die über DCC angeboten werden, erfahrungsgemäss selten besser als die der eigenen Bank. Das zeigen regelmässig auch Tests von Vergleichsdiensten oder Konsumentenschutzorganisationen. Hinzu kommt: Weil die Kartenherausgeber und Banken zu Hause keine Freude daran haben, wenn man ihnen das Change-Geschäft abluchst, sind die meisten dazu übergegangen, bei solchen Franken-Abrechnungen im Ausland eine Gebühr von 1 bis 2 Prozent zu verrechnen. Und dann bezahlt der Konsument gleich zwei Banken für das Auslandgeschäft.

Mythos 7:  Alle Bankomaten sind gleich

Da standen wir also vor diesen sechs Geldautomaten am Flughafen von Phuket. Spielt es eine Rolle? Von zu Hause wissen wir, dass die eigene Bank meist weniger Gebühren verlangt als bei einem Bargeldbezug bei der Fremdbank. Doch im Ausland? Sind ja alles Fremdbanken. Das stimmt aus Sicht der Bank in der Schweiz. Diese verlangt in der Tat immer die gleichen Gebühren. Egal ob wir uns von der Bangkok Bank oder Siam Commercial Bank versorgen lassen.

Doch in einigen Ländern schlagen die lokalen Banken oder Bankomatbetreiber eigene Gebühren drauf. Bankomat im Ausland: So klappt es mit dem Urlaubsgeld. Ein Sixpack stellen wir uns sonst irgendwie anders vor. Bankomaten-Sextett am Flughafen von Phuket. (Bild: Michael Heim) Das kann sogar bei Nachbarländern wie Deutschland der Fall sein (Vorsicht an Stand-alone-Geldautomaten, die nicht von klassischen Banken betrieben werden). Hier gilt es, das Kleingedruckte zu beachten, das beim Bezug am Automaten angezeigt wird. Wird eine Gebühr erwähnt, kommt die in der Regel zusätzlich drauf. Manchmal lohnt es sich, im Voraus ein wenig die Blogs und Reiseberichte zu scannen.

Geldautomaten an einem Flughafen in Thailand, 2008

Die Qual der Wahl: Geldautomaten am Flughhafen von Phuket (Archivbild 2008)

Quelle: Michael Heim

Mythos 8: Wenn nichts mehr geht, hab ich ja noch Twint

Kurze Antwort: Falsch. Stand hier zumindest noch bis kurzem. Doch dann, kurz vor der Publikation dieses Textes, kamen neue Signale. Twint arbeitet tatsächlich konkret daran, das Schweizer Handy-Bezahlsystem mit ausländischen Pendants kompatibel zu machen. Ein paar erste Nachbarländer – vermutlich Deutschland und Österreichsollen demnach ab 2022 aufgeschaltet werden.

Mittelfristig besteht das Ziel, alle nationalen Bezahlsysteme in einem Verbund zusammenzuschliessen. Inhaber der Twint-App können dann beispielsweise in Deutschland bezahlen, wenn dort die lokale App Bluecode akzeptiert wird. In erster Linie funktionieren diese QR-Payment-Systeme aber nur in Läden, an Marktständen und in der Gastronomie. Ob dereinst über Twint auch Bargeld bezogen werden kann, ist noch unsicher. In der Schweiz arbeitet Twint dafür ja bereits mit dem Fintech Sonect zusammen. Dieses macht Händler und Beizen zu Bargeldstationen. Bankomat,

Geldautomaten in Luang Prabang, Laos

Was, wenn nichts mehr rauskommt? Geldautomaten in Luang Prabang (Laos), 2018.

Quelle: Michael Heim

Bonus Track: Der Geheimtipp

Da standen wir nun, an einem Automaten der Lao Development Bank in Luang Prabang (Laos). Dieser wollte einfach kein Geld ausspucken. War die Karte kaputt? Das Konto nicht gedeckt? Lag es am Betrag? In solchen Situationen lohnt es sich, vor der Reise noch einmal den Online-Zugriff aufs Konto getestet zu haben. Denn wer im Ausland plötzlich kein Geld abheben kann, schätzt es, wenn er kurz den Kontostand checken, oder etwas Geld aufs Prepaid-Kreditkartenkonto überweisen kann.

Nichts ist dümmer, als nicht zu wissen, weshalb der blöde Automat kein Geld ausspuckt. Die meisten Kreditkarten lassen sich übrigens auch über eine Handy-App ansteuern, und das kann in solchen Situationen praktisch sein. Revolut etwa, bei der die App obligatorisch ist, schickt bei jeder abgelehnten Zahlung eine Push-Meldung aufs Handy, in der beschrieben steht, weshalb die Transaktion nicht funktionierte.

Michael Heim Handelszeitung
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