Die Spannung steigt: Geht der Bahnbauer Stadler an die Börse, und das womöglich schon diesen Frühling? Die Zeichen verdichten sich; das Onlineportal Cash.ch berichtet, es sei bereits das «Pilot Fishing» im Gange, bei dem Börsenkandidaten konkretes Interesse von Investoren abfragen. Stadler-Inhaber Peter Spuhler hat bisher nie konkret Stellung bezogen und ein IPO immer nur als «eine Möglichkeit unter mehreren» bezeichnet. Viele Akteure am Finanzmarkt halten sie jedoch längst für die wahrscheinlichste Option.

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Spuhler bekäme mit der Ausgabe von Aktien eine Währung für künftige Akquisitionen an die Hand, und der heute 60-Jährige könnte sich mit der dann folgenden Professionalisierung der Stadler-Organisation noch stärker aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Zwar hatte er das CEO-Amt bereits vor gut einem Jahr an seinen Stellvertreter Thomas Ahlburg abgegeben. Doch faktisch, sagt ein Insider, sei der Patron seitdem nicht weniger präsent als zuvor.

Mit einem neuen, nach Fachkompetenz arrangierten Verwaltungsrat, wie er Grossinvestoren zusagen würde, könnte sich Spuhler auf das Ausverhandeln von Grossaufträgen beschränken – und sich verstärkt um die anderen Beteiligungen seiner Privatholding kümmern: Sie hält auch die Mehrheit
am Fahrzeughersteller Aebi Schmidt und jeweils ein Fünftel an den Konzernen Rieter und Autoneum.

Börsenwert von bis zu 4 Milliarden Franken

Neben den Unklarheiten, was Spuhler letztlich vorhat, stellt sich die Frage nach dem Wert von Stadler Rail. BILANZ hat mit Firmen- und Branchenkennern gesprochen. Resultat: Stadler könnte einer der grössten Börsengänge der Schweiz seit vielen Jahren werden.

Nimmt man den für 2020 prognostizierten Umsatz von vier Milliarden Franken als Basis und eine geschätzte Marge auf Gewinnstufe Ebit von 12 bis 13 Prozent – die Spuhler zwar nie bestätigt, aber auch nie ernsthaft bestritten hat –, dann taxieren die Experten den Wert von Stadler gemäss üblichen Multiples aus dem «Anlagenbau», dem Bahnbauer zugerechnet werden, auf 3,5 bis 4 Milliarden Franken.

Eine Bewertung von über drei Milliarden Franken erreichten seit 2010 nur drei Börsenneulinge in der Schweiz: das Handelshaus DKSH (2012), Telefonie-Anbieter Sunrise (2015) sowie SIG Combibloc (2018), Nachfolgerin der alten SIG.

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Dirk Ruschmann
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