Candida-Zahnpasta, Freitag-Taschen, Jura-Kaffeemaschinen, M-Budget-Sparschäler: Schweizer Produkte landen immer öfter auf chinesischen Internetplattformen. Auf obskuren Wegen und ohne Kontrolle von deren Schweizer Mutterfirmen

Auf Seiten von Alibaba und deren Töchtern tauchen regelmässig Migros-Artikel auf. Die Schweizer Firma kann das nicht steuern, wie ein Sprecher sagt: «Weder Migros noch M-Industrie haben mit diesen Angeboten zu tun.»

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Wuchernde Swissness

Wild wuchernde Swissness hält vor allem das Online-Auktionshaus Taobao bereit, das zum Alibaba-Konzern gehört. Verhökert werden neben Migros-Artikeln auch Freitag-Taschen oder Jura-Kaffeemaschinen – stets ohne Zutun der Schweizer Firmen. Selbst die gestern vorgestellte 50-Franken-Note wird bereits online angeboten, obwohl sie erst ab der nächsten Woche in den Umlauf kommt – der Verkäufer will dafür einen Preis von umgerechnet rund 110 Franken.

Bei der Schweizer Digitalmarktingagentur Webrepublic, die unter anderem Schweizer Marken für ihre Online-Präsenz in China berät, kennt man das Thema: «Es gibt in China ein grosses Begehren nach ausländischen Markenartikeln, speziell auch nach solchen aus der Schweiz», sagt Webrepublic-Gründer und Chef Tom Hanan.

Nach China per Daigou-Methode

«Was dabei besonders für das Online-Geschäft gilt: Wo ein Bedürfnis besteht, steht auch jemand bereit, der es befriedigen wird. Wir werden mit Bestimmtheit mehr von diesem Phänomen sehen.»

Viele Schweizer Produkte und Markenartikel gelangen mit der Daigou-Methode auf Seiten wie Taobao. Daigou heisst übersetzt «Einkaufen im Auftrag von jemandem». Chinesinnen und Chinesen auf Europatrip kaufen hier Markenartikel auf, die sie dann auf chinesischen Online-Plattformen einstellen. «Seit etwa drei Jahren zeigt sich das Daigou-Phänomen verstärkt», sagt China-Spezialistin Meng-Chih Lee von Webrepublic. «Sicher tragen auch die steigenden Touristenzahlen aus China dazu bei.»

Online-China boomt

Die chinesischen Online-Märkte entwickeln sich sehr dynamisch. Die Unternehmensberater von Bain schätzen Alibaba und Co. auf einen Jahresumsatz von 450 Milliarden Franken – mehr als das Vierfache des gesamten Schweizer Detailhandels. Der Boom setze sich fort, heisst es bei Bain: «Bis 2020 werden wir weiterhin Steigerungsraten sehen, die um den Faktor drei über dem stationären Handel liegen.»