Der chinesische Investor Yunfeng Gao, dem in Luzern das Hotel Palace gehört, darf sich nicht beim benachbarten Casino finanziell beteiligen. Der Verwaltungsrat der Kursaal Casino AG hat sich gegen den Einstieg des Unternehmers mit einem Aktienpaket von 5 Prozent ausgesprochen.

Wie das Casino-Unternehmen am Dienstag mitteilte, will es als touristische Leistungsträgerin in der Zentralschweiz lokal verankert bleiben, seine Unabhängigkeit bewahren und die bisherige Zusammenarbeit mit Hotel- und Tourismuspartnern nicht aufs Spiel setzen.

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Nicht noch mehr China

Mit dem Nein des Verwaltungsrats ist das Geschäft vom Tisch. Aktien dürfen nur mit der Genehmigung des Verwaltungsrats übertragen werden.

Der Casino-Betrieb pflegt laut eigenen Angaben bereits enge Beziehung zum Chinesen. So befindet sich unter anderem das Parkhaus im gemeinsamen Mitbesitz. Von einer weiteren kapitalmässigen Verflechtung will der Verwaltungsrat nichts wissen.

Das Casino in Luzern mit einem Aktienkapital von rund 6,4 Millionen Franken ist derzeit mehrheitlich im Besitz von Kleinaktionären. Diese dürfen maximal 5 Prozent des Aktienkapitals halten. Grösste Einzelaktionärin mit einem Stimmenanteil von 11 Prozent (Altbesitz) ist die Stadt Luzern. Weitere bedeutende Eigner sind die Luzerner Kantonalbank, der Kanton Luzern sowie Private.

Mit mehreren Standbeinen in der Innerschweiz

Der chinesische Geschäftsmann Yunfeng Gao hatte im September 2016 bekanntgegeben, dass er beim Luzerner Casino einsteigen und von einem Privaten ein Aktienpaket erwerben möchte. Er hatte im Dezember 2015 bereits das benachbarte Fünf-Sterne-Hotel Palace am Vierwaldstättersee gekauft.

Zuvor erwarb der 50-Jährige 2012 auch die Frutt-Lodge OW und stieg beim Generalunternehmer Eberli Sarnen OW ein. In Engelberg investiert er gegenwärtig rund 100 Millionen Franken in den Bau des neuen Fünf-Sterne-Hotels Grand Hotel Titlis Palace.

Trend dürfte anhalten

Chinesen stechen mit Zukäufen in der Schweiz besonders hervor, das zeigt eine KPMG-Studie. 2016 hat es hierzulande neun Transaktionen aus dem Reich der Mitte gegeben. 2015 akquirierten die Chinesen zehnmal in der Schweiz. In den Jahren 2012 und 2013 hatten sie bei Firmenkäufen dagegen lediglich zwei- beziehungsweise dreimal zugeschlagen. Dieser Aufwärtstrend dürfte aber anhalten.

Die seit 2007 beobachtbare Aufwärtsbewegung bei Fusionen und Übernahmen setzte sich laut einer Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens KPMG vom Dienstag auch im vergangenen Jahr fort. Die Zahl der Transaktionen mit Schweiz-Bezug stieg 2016 im Vorjahresvergleich insgesamt um 3,4 Prozent auf 362 Übereinkünfte. Das Volumen dieser Zukäufe und Zusammenschlüsse legte sogar um 40 Prozent auf eindrückliche 119,1 Milliarden Dollar zu.

Die Statistik für das abgelaufene Jahr prägte vor allem der «Mega-Deal» zwischen dem Basler Agrochemiekonzern Syngenta und China National Chemical Corporation (ChemChina), der allein auf ein Transaktionsvolumen von rund 43 Milliarden Dollar kommt. Laut KPMG ist diese Akquisition sogar die bisher grösste chinesische Übernahme eines Unternehmens im Ausland.

Drei Faktoren machen die Schweiz interessant

Laut KPMG Schweiz gibt es für das Aufstreben der Chinesen drei Hauptgründe, obwohl die Investoren vielfach gar nicht so stark an den etablierten Märkten der Übernahmeobjekte interessiert sind. Erstens rührt der Appetit chinesischer Firmenübernahmen in der Schweiz daher, dass China über traditionsreiche «Swissness»-Firmen verfügen möchte. Viele chinesische Grosskonzerne gibt es nämlich meist erst wenige Jahre.

Zweitens haben es die Investoren aus dem Reich der Mitte auch auf die Spitzentechnologie abgesehen. Die eigene Innovationskraft lässt den Experten zufolge noch sehr zu wünschen übrig.

Und drittens versuchen Chinesen mit dem Kauf von ausländischen Firmen ihre Portfolios zu diversifizieren, die häufig auf inländische Immobilienanlagen oder auf die heissgelaufenen chinesischen Aktienmärkte ausgerichtet sind.

(sda/jfr)