Diskretes Graublau, dazu zwei kleine Segel, die Dynamik verkörpern sollen – die Credit Suisse überraschte vor kurzem mit einem neuen Logo. Die Reaktionen in der Schweizer Werbebranche, zusammengefasst von der Branchenpublikation «Persönlich», waren mehrheitlich vernichtend: «Sind dies Finanz-Hai-Flossen?», fragte Geri Aebi von Wirz. «Lieblos, blass und geschmäcklerisch. Als wäre es der visuelle Auftritt der Schifffahrtsvereinigung des Genfersees», urteilte Bene Abegglen von Contexta.

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Gestaltet wurde das Logo von der englischen Agentur Enterprise IG, einer Abspaltung des Werbegiganten WPP. Beauftragt wurde Enterprise IG von der Geschäftsleitung unter CEO Oswald Grübel. Nur ein kleiner Kreis von Vertrauten in der Geschäftsleitung um Grübel war eingeweiht. Der Verwaltungsrat unter Walter Kielholz war nicht involviert. «Es war ein Managemententscheid», bestätigt die CS-Pressestelle.

Der Verwaltungsrat als Gremium, das die Entscheide des mächtigen CEO im Nachhinein absegnen darf: Dieses Bild herrscht bei der CS derzeit generell vor. Grübel hat die Zügel eisern in der Hand. Dies zeigen auch die jüngsten Ernennungen im Topmanagement. Mit der Einsetzung von David Blumer (36), vorher Handelschef Schweiz und ehemals persönlicher Assistent von Grübel (siehe auch «Von Grübels Gnaden» auf Seite 48), setzt der Ostdeutsche erneut einen seiner Vertrauten in eine Schlüsselposition. Zuvor hatte er einen anderen engen Mitarbeiter, Walter Berchtold, zum Chef des gesamten Privatkundengeschäfts gemacht.

Dass der operative Chef bei der CS eine derart beherrschende Rolle einnimmt, ist untypisch für das Institut. In der Vergangenheit waren es vor allem die Verwaltungsratspräsidenten, etwa Rainer E. Gut, die in der Bank den Takt angaben. Grübels Sonderrolle erklärt sich anhand der speziellen Konstellation bei der CS. Auf dem Präsidentenstuhl sitzt mit Kielholz ein Mann, dessen Herz immer noch vornehmlich für seinen früheren Arbeitgeber Swiss Re tickt, wo er noch als Vizepräsident wirkt. Grübel wiederum ist mit einem geschätzten Vermögen von über 100 Millionen Franken finanziell unabhängig und hat mit seinen 61 Jahren schon eine eindrückliche Karriere hinter sich. Er muss keine machtpolitischen Rücksichten mehr nehmen, um eine langfristige Stellung zu sichern. Dass er sich bankintern gegen absolute Topbanker wie seinen ehemaligen Co-CEO John Mack, der jüngst zum Chef von Morgan Stanley berufen wurde, durchsetzen konnte, zeigt die Autorität, die er in der CS geniesst. EN