Nach all den Sorgen, dass Glencore unter seiner Schuldenlast zusammenbrechen könnte, scheinen die Befürchtungen nicht auf andere Rohstoffhändler überzugreifen. Das zeigt eine Reihe neuer Bankkredite in diesem Monat.

Banken haben Glencores grössten Konkurrenten neue Kreditlinien gewährt - darunter am Dienstag eine Rekord- Fazilität von 8 Milliarden Dollar für Vitol SA, der Schweizer Sparte des weltweit grössten unabhängigen Ölhändlers.

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Kredite in Milliardenhöhe

Trafigura Pte Ltd. gelang es indes, am 1. Oktober bei einer Gruppe von 28 Banken verbesserte Bedingungen bei einem 2,2 Milliarden Dollar schweren Kredit-Refinanzierungs-Geschäft auszuhandeln. Die Schweizer Rohstoffhändler Gunvor Group Ltd. und Mercuria Energy Group Ltd. verhandeln mit Banken über Kredit-Fazilitäten im Gesamtvolumen von 2 Milliarden Dollar.

Noble Agri - der Händler landwirtschaftlicher Produkte, der sich mehrheitlich im Besitz der chinesischen Cofco Corp. befindet - hatte vier neue Banken für seine einjährige, 1,58 Milliarden Dollar schwere revolvierende Kredit-Fazilität gewonnen. Das erfuhr Bloomberg in diesem Monat von Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind.

Diskrepanz zwischen den Beurteilungen

Die Transaktionen zeigen, dass die Banken noch immer Interesse daran haben, Rohstoffhändlern Geld zu leihen - selbst nachdem Schuldensorgen zu wilden Ausreissern bei den Aktien- und Anleihekursen von Glencore geführt hatten. An einem Punkt in der vergangenen Woche gingen die Kreditmärkte davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall von Glencore innerhalb von fünf Jahren bei rund 50 Prozent liegt. Das wirkte sich über Glencore hinaus auf die Branche aus, als die Renditen bei Anleihen von Trafigura und Louis Dreyfus Commodities BV in der vergangenen Woche auf Rekordhochs stiegen. Inzwischen haben die Anleihen jedoch einen Teil der Kursverluste wieder aufholen können.

Es gibt offensichtlich eine Diskrepanz zwischen der Beurteilung des Rohstoff-Handelssektors durch Banker und der durch Aktien-Analysten. «Ich bin überzeugt davon, dass Analysten, die Bergbaufirmen oder andere Rohstoffhersteller mit Handelsgeschäften beobachten, noch mehr Informationen darüber brauchen, wie das Geschäft des Rohstoffhandels funktioniert», sagt Roland Rechtsteiner, ein Partner bei Oliver Wyman in Zürich, in einem Interview mit Bloomberg News.

Von der Volatilität profitieren

Die neuen Krediten und Refinanzierungen signalisieren, dass Banken keine Probleme damit haben, Geld an Rohstoffhändler zu verleihen. Ihre Geschäftsmodelle erlauben es, dass sie von der Volatilität und geringeren Finanzierungskosten trotz schwächerer Rohstoffpreise profitieren.

Vitols Rekord-Kreditfazilitäten einer Gruppe von 57 Banken war sogar um ein Drittel vergrössert worden, nachdem die ursprünglich angefragten 6 Milliarden Dollar um 2,7 Milliarden Dollar überzeichnet waren, wie das Unternehmen aus Rotterdam mitteilte. Die Fazilitäten, die ein zwölf Monate zuvor unterzeichnetes Finanzierungs-Paket ablösen, sind den Angaben eines Londoner Firmensprechers zufolge die grössten in der 49-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Engagement der Banken liess aufschrecken

«Angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bereich der Rohstoffe wurden wir von Investoren recht oft zum Engagement der Banken bei Rohstoffhändlern gefragt», schrieben Analysten um Chirantan Barua von Sanford C. Bernstein in dieser Woche in einer Notiz an Kunden. «Die Turbulenzen bei Rohstoffen haben dazu geführt, dass die Anleihen mehrerer Rohstoffmarkt- Teilnehmer in Richtung Ramsch-Niveau gehandelt werden. Natürlich sind Investoren aufgeschreckt worden mit Blick auf das Engagement der Banken bei diesen Marktteilnehmern.»

Bernstein-Berechnungen zufolge haben Rohstoffhändler mindestens 125 Milliarden Dollar an Fremdkapital aufgenommen, wovon rund 75 Milliarden Dollar Kredite seien.

(bloomberg/ccr)