Wann hebt Nestlé wieder ab? Die neuesten Quartalszahlen (Q1/2018) schlugen bei der Hauptkennziffer, dem organischen Wachstum, mit 2,8 Prozent zwar die Analystenschätzungen um wenige Zehntel – etwas, das Nestlé in den zurückliegenden fünf Jahren immer seltener geschafft hat.

Doch mehr als ein Hoffnungsschimmer ist das nicht: Im Vorquartal, dem vierten im Jahr 2017, erzielte Nestlé mit 1,9 Prozent das niedrigste Wachstum im laufenden Jahrhundert, und aktuell fiel die Marktmacht, Preise gegenüber den Händlern anzuheben, ebenfalls auf ein historisches Tief.

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Eine Langfristanalyse zeigt die Formschwäche über das vergangene Jahrzehnt. In mehreren Jahren, zuletzt aber 2014, konnte Nestlé an der Börse ihre Konkurrenten Danone und Unilever schlagen. Seit 2015 schlägt Unilever Nestlé regelmässig punkto Aktienperformance, Danone schaffte es immerhin in zwei Jahren.

Von 2008 bis inklusive 2017 avancierte Unilever um 87, Nestlé nur um 61 Prozent. Danone, in diesem Vergleich abgeschlagen Dritter, war allerdings 2017 und 2018 von Januar bis April besser als Nestlé. Unilever, geführt vom ehemaligen Nestlé-Finanzchef Paul Polman, lag noch weit darüber.

Analysten kritisieren Kultur

Die Augen richten sich nun auf Nestlé-Chef Mark Schneider: Analysten, etwa von Bernstein Research, kritisieren nach wie vor bei Nestlé einen «Mangel an der Kultur, sich selbst zu hinterfragen», und grundsätzliche Unbeweglichkeit; es werde noch sehr lange dauern, «diesen Tanker komplett zu drehen».

Die Credit Suisse zeigt Skepsis: Sie hat ihr Nestlé-Rating zwar auf Mid AA belassen, die Perspektive, vor einem Jahr noch «stabil», mittlerweile aber auf «negativ» gesenkt. Mark Schneider muss nun zeigen, dass er Talent zum Tankerkapitän hat.

Dirk Ruschmann
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