Handelskriege seien «gut und leicht zu gewinnen», behauptete Donald Trump, als er den Handelsstreit mit China anzettelte. Experten sind sich jedoch einig, dass es keine Gewinner geben kann, sollte es zu einem richtigen Handelskrieg kommen. Ein Ausweiten der Konflikte würde allen Beteiligten schaden.

«Wichtig ist, zu unterscheiden zwischen einem globalen Handelskrieg und einem Handelskrieg zwischen den USA und China», erklärt Simon Evenett, Professor für internationale Handelspolitik an der Universität St. Gallen.

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Es gibt keine Gewinner

Denn entstünde ein Handelskrieg zwischen mehreren Ländern, gäbe es überhaupt keine Gewinner. Ein bilateraler Handelskrieg zwischen den USA und China hingegen würde zur Umleitung der globalen Handelsströme führen, von denen Drittländer profitieren könnten.

Auf Volkswirtschaften, die stark vom Welthandel abhängig sind, etwa Exportländer wie die Schweiz oder Deutschland, wirken sich protektionistische Märkte besonders negativ aus. Für exportorientierte und international aufgestellte Unternehmen ist Protektionismus ebenso schädlich. 

Folgen für die US-Wirtschaft

Doch wie steht es um die US-Wirtschaft selbst? Schliesslich ist Donald Trump mit dem Versprechen, die heimische Wirtschaft zu schützen, gewählt worden. Einerseits muss der US-Präsident seinem Wahlversprechen «Make America Great Again» nachkommen, insbesondere im Interesse eines wichtigen Teils seiner Wählerschaft im sogenannten «Rust Belt». 

Insgesamt nützt der Protektionismus der US-Wirtschaft allenfalls kurzfristig. Evenett sagt: «In den USA gibt es Gewinner und Verlierer: Exportierende Unternehmen werden negativ betroffen sein, während die grössten Gewinner jene Firmen sind, die bisher mit Importen aus dem Ausland konkurrieren und nicht exportieren.»

Politische Rhetorik

Donald Trumps erklärte Absicht, die US-Stahlproduktion durch die Strafzölle auf Aluminium- und Stahlimporte aus anderen Teilen der Welt zu protegieren, hält der Chef der US-Handelskammer in der Schweiz, Martin Naville, allerdings für politische Rhetorik. Sollten die Stahlpreise infolge der Strafzölle steigen und die Branche an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, würde das ausserdem umso mehr Arbeitsplätze in der weiterverarbeitenden Industrie kosten. «Für jeden geschaffenen Job in der Stahlindustrie verliert das verarbeitende Gewerbe bis zu zehn Jobs», sagt Naville.

In dem Punkt übt Simon Evenett von der Universität St. Gallen Zurückhaltung: Wie viele Arbeitsplätze verloren gingen, hinge davon ab, wie weit ein möglicher Handelskrieg gehen würde. Vor Ende des Jahres, das heisst nach den US-Zwischenwahlen im November, seien die Folgen nicht absehbar. «Die 'Midterm Elections' sind ein entscheidender Treiber der US-Handelspolitik.» Denn wenn Trump seinen Wählern zeigen wolle, dass er seine Wahlversprechen einlöse, seien US-Zölle ein gutes Mittel.

US-Konsumenten spüren Auswirkungen zuerst

Die Rechnung geht allerdings nicht ganz auf, denn die US-Konsumenten werden die Auswirkungen der protektionistischen Handelspolitik zuerst zu spüren bekommen. Durch die Importzölle werden nämlich die Stahlpreise auch in den USA selbst steigen.

Nach Einschätzung von Naville, wolle Trump ohnehin nur «die Kraft des Stärksten ausspielen» und einen ungestörten Wettbewerb im Welthandel erreichen, in dem die USA gewinnen und die anderen Länder zu niedrigeren Zöllen zwingen können. «Das könnte man als Wirtschaftsdarwinismus bezeichnen. In Wirklichkeit will Trump keine Mauern aufbauen, sondern andere Mauern abbauen.»

Verschiebung der globalen Handelsströme

Sollte sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China ausweiten, würde sich der Welthandel zugunsten anderer Regionen verschieben. Ein Beispiel dafür ist Brasilien. Seit heute sind US-Zölle auf chinesische Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft. China hat umgehend mit Gegenzöllen auf Hunderte US-Produkte wie Sojabohnen und andere Agrarprodukte, Autos, Chemikalien und Flugzeuge reagiert.

Allein die Soja-Importe nach China sind gewaltig: 100 Millionen Tonnen Sojabohnen werden jährlich vor allem aus Brasilien und den USA eingeführt. Statt Sojabohnen aus den USA wird China künftig mehr Sojabohnen aus Brasilien importieren. Davon wird die brasilianische Landwirtschaft profitieren. Allerdings ist auch eine solche Verschiebung nicht ohne Risiko: Die brasilianische Regierung befürchtet bereits, dass eine wachsende Nachfrage die Preise für Sojabohnen längerfristig in die Höhe treiben würde.

Das ist noch Zukunftsmusik und vieles ist in Bezug auf einen möglichen Handelskrieg bisher noch Spekulation, aber eins ist klar: Die Liste der Verlierer ist bereits jetzt länger als die der Gewinner.