Die SIX Group ist ein sonderbares Konstrukt. Als Betreiberin der Börse macht sie eine gute Arbeit. Doch in anderen Bereichen arbeitet sie oft an ihren Eigentümern und Kunden vorbei. Die Blockchainbörse SXD? Ein Flop. Open Banking und Instant Payment? Tolle Technologien, die von vielen Banken ignoriert werden. Nun kann man die Banken lange für ihre Innovationsfeindlichkeit geisseln. Fakt ist aber, dass hier ein Gemeinschaftswerk der Banken nicht leistet, was die Gemeinschaft wünscht. Der neue SIX-Chef Björn Sibbern hat einiges zu tun. Und auch die Aktionäre stehen in der Pflicht.
Wo der Auftrag klar ist, ist die SIX unbestritten. Niemand stellt die Schweizer Börse infrage, erst recht nicht, solange sie Gewinn abwirft. Auch als Betreiberin des Inlandzahlungsverkehrs ist sie unbestritten – und systemrelevant. Ohne die SIX würde keine einzige Rechnung bezahlt.
Seit Jahren werden daher Ideen gewälzt, wo das Gemeinschaftswerk weiteren Nutzen stiften könnte: Dienstleistungen mit Grössenvorteilen, mit denen sich die Banken nicht von der Konkurrenz abheben können. Der Plan etwa, die Bankomaten gemeinsam zu betreiben, macht Sinn. Niemanden interessiert es, ob am Automaten das Logo der UBS, der Migros Bank oder der Ersparniskasse Steffisburg prangt, solange der Geldbezug gleich viel kostet. Doch offenbar sehen das die Banken anders. Oder sie empfinden das Angebot der SIX als zu schlecht. Warum, das müssten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ausloten.
Was wollen die Aktionäre von ihrer SIX – ausser Dividenden und einem reibungslosen Betrieb der eingespielten Abläufe?
Die Börsenbetreiberin hat ein Führungsproblem. Allerdings weniger innerhalb der SIX als über ihr: in den Gremien des Verwaltungsrats und der weit verzettelten Aktionäre. Was wollen sie von ihrer SIX – ausser Dividenden und einem reibungslosen Betrieb der eingespielten Abläufe?
Die SIX ist in vielem eine Monopolistin, ihr fehlt die Challenge aus dem Markt. Erst recht müssten daher die Eigentümer als Sparringspartner einspringen.
UBS-Chef Sergio Ermotti schlug einst die «Superbank» vor: Er wollte der SIX grosse Aufgaben übertragen, welche hinter den Kulissen für den Betrieb von Banken nötig sind. Das war vielleicht nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber es war eine innovative Idee. Und ohne solche Ideen kann man es der SIX nicht verübeln, wenn sie mit ihren Eigenentwicklungen danebenlangt.
Die Banken sollten das Auslaufen des Aktionärsbindungsvertrags nutzen und nicht nur ein wenig an der Corporate Governance feilen, sondern grundsätzlich hinterfragen, was die SIX leisten soll. Die UBS hat andere Bedürfnisse als die Glarner Kantonalbank oder die Julius Bär. Aber genau darum geht es. Allen kann es die SIX nicht recht machen. Doch ohne klare Aufträge wird sie das erst recht nicht schaffen.
Eine Chance bietet auch das im Frühling 2026 frei werdende Präsidium. Die SIX braucht nun jemanden, der die Branche hinter sich vereinen kann. Allerdings kein Neutrum, sondern einen aktiven Vermittler auf dem Marktplatz der Ideen. Denn technologischen Fortschritt haben die Schweizer Banken dringend nötig – und damit eine innovative SIX und keine Verwalterin.

