Die Konzernchefs der wichtigsten börsenkotierten Schweizer Unternehmen sind 2019 im Durchschnitt etwa gleich entlohnt worden wie im Vorjahr. Spitzenverdiener unter den Schweizer CEOs war Roche-Chef Severin Schwan mit einem Lohn und Boni von total über 15 Millionen Franken. Deutlich weniger Salär erhielten die Chefs der UBS und Credit Suisse.

Im Durchschnitt erhielten die Chefs der grössten börsenkotierten Unternehmen letztes Jahr etwas mehr als 6,3 Millionen Franken als Lohn und Bonus, wie eine Datenanalyse der Nachrichtenagentur AWP ergab. Statistisch betrachtet schütteten die Firmen damit in etwa gleich viel an die obersten Konzernleiter aus wie 2018.

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Von der AWP ausgewertet wurden die Angaben jener 25 Unternehmen aus dem Swiss Leader Index (SLI), die bis zum heutigen Mittwoch ihren Geschäftsbericht veröffentlicht haben. Neu berücksichtigt wurde für 2019 das Novartis Spin-Off Alcon, dessen CEO David J. Endicott rund 6,8 Millionen Franken erhalten hat.

Schwan ist der Spitzenverdiener

Spitzenverdiener unter den Schweizer CEOs ist Roche-Chef Severin Schwan. Seine Gesamtentschädigung betrug 2019 ähnlich wie im Vorjahr über 15 Millionen Franken.

Allerdings besteht diese Vergütung neben dem Grundsalär von 4 Millionen Franken zu einem grossen Teil aus Aktien, Genussscheinen und Optionen, die mit Sperrfristen von bis zu zehn Jahren versehen sind. Im Sinne der Vergleichbarkeit wurden diese Werte, obwohl von Roche anders ausgewiesen, mit dem gesamten Marktwert per Ende 2019 berücksichtigt.

Grossbanken-Chefs verdienen weniger

Deutlich weniger Salär als im Jahr davor wurde den Chefs der beiden Schweizer Grossbanken zugesprochen. Der zurückgetretene UBS-Chef Sergio Ermotti erhielt 2019 ein Salär von etwas über 12,5 Millionen Franken. Das sind über 1,6 Millionen weniger als im Vorjahr. Noch deutlichere Einbussen musste der inzwischen entlassene Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam hinnehmen. Er erhielt 2019 eine Gesamtvergütung etwas mehr als 10,7 Millionen Franken und damit fast 2 Millionen weniger als noch 2018.

Über der 10-Millionen-Grenze liegen ausserdem Novartis-CEO Vasant Narasimhan mit 10,6 Millionen Franken und Nestlé-Chef Mark Schneider mit rund 10,4 Millionen Franken. Beide verdienten im Vergleich zum Vorjahr über 500'000 Franken mehr, wobei Narasimhan sein Amt erst im Februar 2018 angetreten hat.

Effektive Vergütung wohl geringer

Insgesamt haben 14 der 25 Firmenchefs im Vergleich zum Vorjahr ein höheres Salär bekommen.

Da viele Gesamtentschädigungen Aktienpakete enthalten, die erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgehändigt werden, ist die Rangliste der Chefsaläre mit Vorsicht zu geniessen. Gerade im Hinblick auf die grossen Verluste an der Schweizer Börse wegen der Corona-Krise könnte die effektive Vergütung bei vielen Firmen-Chefs schliesslich auch geringer ausfallen.

 

Unterschiedliche Bewertung erschwert Berechnung

Die Boni der obersten Führungsetage in den börsenkotierten Schweizer Unternehmen bestehen oft aus Aktienpaketen mit Sperrfristen. Diese werden von den Unternehmen aber unterschiedlich bewertet, was eine Vergleichbarkeit erschwert.

Der Vergütungsbericht soll Transparenz schaffen über die Entlöhnung der Geschäftsleitungen. Da die Gesamtvergütung der Firmenchefs neben dem Grundgehalt oft auch Boni in Form von Aktien umfasst, ist es schwierig zu beziffern, wie hoch die Entlöhnung der Topmanager schliesslich tatsächlich ausfällt.

Wie viel sind gesperrte Aktien wert?

Bei zahlreichen Unternehmen sind ein Teil Aktien für eine bestimmte Zeitdauer gesperrt, oft zwei oder drei Jahre, bisweilen aber auch fünf Jahre oder sogar noch länger. Wie viel diese Aktien tatsächlich Wert sind, wenn die Firmenchefs darüber verfügen können, hängt von der Kursentwicklung der Aktien ab. So führen die aktuell grossen Verluste an der Börse aufgrund der Corona-Krise dazu, dass die Entlöhnung der Topmanagern im Grunde genommen geringer ausfällt als in den Geschäftsberichten ausgeführt.

In der Regel wird in den Vergütungsberichten der Wert von Aktienpaketen mit dem Marktwert ausgewiesen. Dieser entspricht meist dem Jahresendkurs des Berichtjahres oder der Durchschnittskurs einer bestimmten Zeitspanne. Einige Unternehmen weisen allerdings bei längeren Sperrfristen nur einen reduzierten Wert aus. Ähnlich wie Steuerbehörden diskontieren sie den Wert der Aktienpakete, indem sie einen Prozentanteil vom ermittelten Marktwert abziehen.

Roche reduziert Aktienwert deutlich

Bei den grössten Schweizer Firmen fällt auf, dass bei Roche diese Diskontierung besonders ausgeprägt ist. So erhielt Severin Schwan 2019 einen Bonus in Form von Roche-Aktien im Wert von 5 Millionen Franken. Da diese aber für zehn Jahre gesperrt sind, wurde nur ein reduzierter Verkehrswert von knapp 2,8 Millionen angegeben - das entspricht einem Abschlag von über 44 Prozent.

Insgesamt weist Roche 2019 für Severin Schwan ein Salär von etwas über 11,5 Millionen Franken aus. Wird für die Aktien, Optionen und Genussscheine jedoch der gesamte Marktwert berechnet, resultiert ein Salär von über 15 Millionen Franken. Im Sinne der Vergleichbarkeit wurde für die Datenanalyse der Nachrichtenagentur AWP dieser Wert verwendet.

Nestlé weist neu zu Marktwert aus

Bis 2018 wies auch Nestlé bei der Gesamtentlöhnung den diskontierten Wert der gesperrten Aktienpakete aus. Im Vergütungsbericht für 2019 verwendete der Nahrungsmittelkonzern hingegen nun ebenfalls den Marktwert, der aus dem durchschnittlichen Schlusskurs der letzten zehn Handelstage vom Januar 2020 ermittelt wurde. So wurden die Nestlé-Chef Mark Schneider zugesprochenen Aktienpakte im Wert von über 2 Millionen Franken etwa 300'000 Franken höher bewertet als noch im Vorjahr, als man den Aktienwert mit 16 Prozent diskontierte.

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Einbussen für übrige Konzernleitung

Während der Geldsegen für die Konzernchefs also weitergeht, müssten die übrigen Exekutivmitglieder etwas zurückstecken. Die Durchschnittsvergütung pro Konzernleitungsmitglied ohne CEO betrug 2019 etwas über 3 Millionen Franken und damit fünf Prozent weniger als im Vorjahr.

Einschneidende Einbussen gab es bei Swatch. Dort verdienten die übrige Konzernleitung im Schnitt 1,3 Millionen weniger als im Vorjahr. Auch beim Chemiekonzern Clariant mussten die Exekutivmitglieder ohne CEO ähnliche Gehaltskürzungen hinnehmen.

Gegen den Trend hingegen die Entwicklung bei ABB. Dort sind die Vergütungen der Konzernleitungsmitglieder um 30 Prozent auf über 4 Millionen pro Mitglied gestiegen.

Cheflöhne bleiben trotz Abzocker-Initiative hoch

Die Managerlöhne 2019 stabilisierten sich auf hohem Niveau. Zwar wurde 2013 vom Volk die Abzockerinitiative angenommen, welche die ausufernden Löhne im Top-Management eindämmen sollte. Die Initiative, die mehr Transparenz und ein Verbot von Abgangsentschädigen sowie Vorauszahlungen verlangte, konnte keine Trendumkehr herbeiführen, hat aber dafür gesorgt, dass Managerlöhne nicht stärker ansteigen.

Ein Langzeitvergleich der Cheflöhne der 21 Unternehmen, welche seit 2012 im SLI vertreten sind, zeigt, dass die Firmenchefs aktuell mehr Geld erhalten als vor sieben Jahren. 2012 betrug der durchschnittliche CEO-Lohn über 6 Millionen Franken, 2019 bekamen die Chefs im Schnitt rund 5,8 Millionen Franken. Damit sind die durchschnittlichen CEO-Löhne in diesem Zeitraum bei den untersuchten Firmen um über vier Prozent gestiegen. Jene der übrigen Geschäftsleitungsmitglieder stieg im gleichen Zeitraum um über acht Prozent auf durchschnittlich rund 2,9 Millionen Franken.

(awp/tdr)