Viele Führungskräfte wollen Neues hören. «Das habe ich schon mal gehört», ist ein gängiges Urteil. Neugier und Innovation sind unverzichtbar. Sie tragen aber nur, wenn die Grundlagen sitzen. Andernfalls fördert das Stagnation, und das und ist der Feind jeder Lernkultur. Gehört ist nicht gekonnt.

Zwei Verwechslungen bremsen den Fortschritt. Wir setzen Neuheit mit Qualität gleich. Man denkt, neu sei besser. Neu heisst aber nur: nicht alt. Entscheidend ist, ob etwas richtig und besser ist. Oft tappt man in die Falle, zu glauben, «einmal gehört» reiche aus. Input ersetzt keine Übung. Die Flut an Podcasts, Posts und Panels liefert mitunter gute Impulse, aber ohne Umsetzung und Übung versanden diese.

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Wenn es um wirksame Führung geht, reicht Inspiration nicht aus, um besser zu werden. Wir dürfen Reiz nicht mit Resultat verwechseln. Während es in jedem anderen Beruf üblich ist, dass man seine Fähigkeiten dank Übung beherrscht, ist es bei Führung nicht so. Da wird dies als Makel empfunden. Vor allem bei Grundlagen wird abgewinkt. Es wird Zeit, das zu ändern.

Die Gastautorin

Der Spitzensport zeigt, dass einen nur das tägliche Üben der Basics an die Spitze bringt und dort hält. Kein Mensch ruft im Operationssaal «Kennen wir schon!» – man tut es, bis es unter Druck fehlerfrei geschieht. Piloten üben im Simulator hundertmal dasselbe Manöver. Es zählt, dass jeder Handgriff sitzt – und nicht, ob er neu ist. Im Management ist das nicht so, da wird Hierarchie mit Kompetenz verwechselt.

Man fühlt sich «executive» und hält die Grundlagen für überflüssig. Das ist fatal, denn erfolgsentscheidende Aufgaben – etwa für Ziele zu sorgen, zu organisieren, zu kontrollieren, zu fördern und korrekt Feedback zu geben – verkümmern zu Schlagworten. Das Fundament erodiert. Wie in der Statik gilt: Was unten nicht stimmt, lässt sich oben kaum korrigieren. Auch Führungsgrundlagen tragen. Nicht das ewig Neue macht Führung wirksam, sondern die konsequente Beherrschung der Aufgaben und Werkzeuge, bis sie ohne Nachdenken gelingen. Nur dann kann man mit «inspirierender» und «transformationaler» Führung «Follower» kreieren.

Übung macht den Meister, da führt kein Weg daran vorbei. Routinen helfen, Standards zu etablieren. Klare Ziele gehören in den Alltag, zu Terminen, Aufträgen und unbedingt zu Sitzungen. Organisieren ist Handwerk, mit einer realistischen Planung, klaren Agenden und Zuständigkeiten. Feste Follow-ups sind nach wichtigen Terminen für die Lessons Learned einzuplanen, genauso wie Checks, um hilfreiche Feedbacks zu geben. Führen bekommt Zeit und Blocker im Kalender. Der regelmässige Jour fixe checkt fortan auch die Standards, und monatliche kurze Grundlagen-Audits sichern den Fortschritt. Was nicht geübt und überprüft wird, verkümmert.

Es muss in die Köpfe der Führungskräfte: Erst die Perfektion der Grundlagen lässt wahre Kompetenz und echte Professionalität entstehen. Das ist die Voraussetzung für höhere Aufgaben und bessere Leistung. Ansonsten nimmt man Führung weder ernst, noch wird man eine gute Führungskraft. Wer nur Neuheiten jagt und Basisarbeit meidet, prägt zudem eine Kultur des Hörens statt des Könnens. Man sendet, dass Grundlagen banal seien. Das schwächt die gesamte Organisation. Wissen veraltet heute rekordschnell. Lebenslanges Lernen und Entwicklung sind unverzichtbar für Erfolg und Motivation, denn besser sein macht Spass. Führung wird stark, wenn die Basics sitzen und auch unter Druck funktionieren. Man ist erst dann wirklich «Executive» und Vorbild.