Obst und Gemüse sind nicht nur gesund, sie sind auch umweltfreundlichere Alternativen für Textilien. Unternehmen experimentieren mit natürlichen Materialien wie Ananasblättern, Fischschuppen oder dem Fruchtfleisch von Weintrauben.

Die Schweizer Unternehmerin Nina Marenzi will die Umweltbelastung der Modeindustrie reduzieren. Dafür gründete sie 2010 die Firma «The Sustainable Angle» in Grossbritannien, welche innovative und nachhaltige Textilien entwickelt. Diese Materialien reichen von biologisch abbaubaren Pailletten und recyceltem Polyester bis hin zu Leder aus Fischschuppen.

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«Wir müssen Fasern entwickeln, welche der Umwelt nicht schaden,» sagt Nina Marenzi in der «Financial Times». Letztlich wolle sie die Branche damit zukunftssicher machen. 

Marktlücke: Nachhaltige Mode

Die Marktlücke hatte sie während ihres Studiums am Imperial College London entdeckt. Nachhaltige Landwirtschaft und Umweltpolitik waren ihre Hauptthemen; in ihrer Dissertation über Bio-Baumwolle befragte sie Modedesigner und war überrascht, wie wenig sie über alternative nachhaltige Materialien wussten. 

Die Modebranche sei einer der grössten Umweltverschmutzer, tue aber wenig zur Bekämpfung des Klimawandels. Die 46-jährige Marenzi leitet ein sechsköpfiges Team – darunter Forscher, Analysten und Kuratoren –, das mit Designern, Käufern, Studenten und Investoren zusammenarbeitet.

«The Sustainable Angle» führt in seiner Datenbank nachhaltige Textilhersteller weltweit. Dazu werden Stoffproben aus Textilfabriken aus aller Welt geprüft. Kunden haben direkten Zugriff auf die Datenbank, um die Transparenz der Lieferkette und die Kontrolle des Zugangs zu nachhaltigen Materialien zu verbessern. 

Unternehmensberatung

Nina Marenzi berät auch Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Effizienz und der Verringerung der Umweltbelastung durch Produktionsprozesse. Und zwar nicht nur Modefirmen, sondern auch den Einzelhandel beim Recycling von Lebensmittelabfällen für die Textilproduktion.

Das Problem: Viele Unternehmen wollten zwar mehr über nachhaltige Materialien wissen, seien aber nicht bereit, dafür zu zahlen. «The Sustainable Angle» wird beispielsweise vom Jeanshersteller G-Star Raw finanziell unterstützt.

Seit 2011 veranstaltet die Unternehmerin die «Future Fabrics Expo»: In diesem Jahr zählte die Messe 2500 Besucher und stellte 5000 Textilproben von insgesamt 170 internationalen Herstellern aus. 

Die Schweiz und die Textilindustrie

  • St. Gallen ist das Epizentrum der hiesigen Textilindustrie, das Familienunternehmen Forster Rohner das Aushängeschild. Die Firma durchlebt eine wechselvolle Zeit. Im letzten Jahr verliess der langjährige Leiter der Abteilung für innovative Textilien die Firma. Forster-Rohner-Chefin Caroline Forster hat übernommen. Gleichzeitig forcierte Emanuel Forster – die beiden leiten die Firma gemeinsam – den Aufbau des neuen Standortes in Bosnien, änderte die Statuten, löschte jahrzehntealte Bestimmungen und die Zeichnungsberechtigung von Erika Forster. Mehr hier im Text von «Handelszeitung»-Redaktor Marc Iseli.
     
  • Seit der Hochblüte der Stickerei hat die Schweizer Textilindustrie an Relevanz eingebüsst. Trotzdem entstehen immer wieder junge Firmen, unter anderem auch im Bademoden-Bereich. Der Bikini-Werkplatz Schweiz lebt, wie ein Text unseres Redaktors Andreas Güntert. Er nimmt Sie mit auf Stippvisite zum jüngsten Zugang einer Branche, die aus wenig Stoff viel macht.

(mlo)