Thomas Jordan wird aufmerksam beobachten, was in dieser Woche in Frankfurt vor sich geht. Falls die Europäische Zentralbank als Teil einer weiteren geldpolitischen Lockerung ihren Einlagensatz senkt und sich der Euro abschwächt, muss der Präsident der Schweizerischen Nationalbank möglicherweise handeln, um den Franken in Schach zu halten.

Zwar ist die nächste planmässige Ankündigung der SNB nicht vor dem 10. Dezember fällig. Doch gibt es nichts, was sie davon abhalten kann, vorher tätig zu werden. Jordan hat die Märkte schon früher überrascht - wer hat den Paukenschlag vergessen, als er Anfang des Jahres den Mindestkurs gegenüber dem Euro plötzlich abschaffte?

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ein Problem für die Schweizer Geldpolitiker ist, dass es in ihrem Werkzeugkoffer nicht mehr viele zugkräftige Optionen gibt. Fünf Grafiken zeigen, womit es die SNB zu tun hat.

Die Währung

Der Franken hat im letzten Jahrzehnt 40 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt. Das hat dazu beigetragen, die Inflation in den letzten Jahren um null Prozent (oder darunter) zu halten. Selbst mit negativen Zinsen und gelegentlichen Interventionen bleibe der Franken «deutlich überbewertet», sagte Jordan in der vergangenen Woche gegenüber der Handelszeitung.

Interventionen

Als die SNB im Januar ihren Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgab, geschah dies auch deshalb, weil sich das Kosten- /Nutzenverhältnis der Massnahme nicht mehr rechnete.

Die SNB hat seither wiederholt versichert, dass Interventionen weiterhin zum Repertoire gehören, und die Devisenreserven sind um zehn Prozent gestiegen. Volkswirten zufolge dürfte die Zentralbank zunehmend vorsichtig dabei sein, mehr Risiken einzugehen. Gleichwohl geht aus einer Umfrage von Bloomberg hervor, dass die SNB rund 165 Milliarden Franken Spielraum zur Verfügung hat, bevor ihre Fähigkeit zu handeln in Zweifel gezogen werden könnte.

Zinsen

Der Einlagenzins der SNB liegt bereits bei rekordniedrigen minus 0,75 Prozent und die Geldpolitiker möchten das Zinsdifferential zum Euroraum aufrechterhalten - üblicherweise gemessen in der Renditedifferenz zwischen deutschen Bundesanleihen und Schweizer Staatspapieren.

Wenn die EZB ihren Einlagensatz vermindert, würde sich die Differenz wieder verringern und die SNB könnte es als notwendig erachten, die Balance wieder herzustellen, indem sie ihren eigenen Satz senkt. Laut einer Umfrage von Bloomberg könnte der Schweizer Einlagensatz bis auf ein Tief von 1,25 Prozent sinken.

Wird der Schweizer Einlagensatz weiter heruntergesetzt, besteht das Risiko, dass Bargeldbestände gehortet werden, um die Abgabe zu vermeiden. Eine weitere Hürde ist, dass sich die Schweizer Finanzinstitutionen - insbesondere Privatbanken - bereits bitter über das derzeitige Zinsniveau beklagt haben, und eine weitere Absenkung ihre Opposition verstärken würde.

Fed-Zinserhöhung

Für Jordan könnte die gute Nachricht aus Washington kommen. Die Geldpolitiker der Federal Reserve haben gesagt, dass sie auf ihrer nächsten Sitzung am 16. Dezember eine geldpolitische Straffung erwägen werden. In Vorwegnahme des Schritts erreichte der Dollar daraufhin ein Siebenmonatshoch zum Euro und kletterte auf ein Fünfjahreshoch zum Franken. Das dürfte einigen Handlungsdruck von der SNB nehmen, da der Dollar die zweitwichtigste Aussenhandelswährung der Schweizer nach dem Euro ist. 

(bloomberg/ccr)