Anfangs Jahr präsentierte Novartis-Konzernchef Vas Narasimhan 26 «potentielle Blockbuster», also Produkte mit einem Umsatzpotential von einer Milliarde oder mehr. Auf der Liste stand überraschenderweise auch Kymriah, eine Zelltherapie zur Behandlung einer speziellen Form von Leukämie.

Die Zulassung von Kymriah im August 2017 war eine medizinische Sensation. Kymriah war die erste vollständig individualisierte Therapie, die von der amerikanischen FDA grünes Licht bekam. Und so funktioniert sie: Den Leukämiekranken werden Blutzellen entnommen, die danach so verändert werden, dass sie, wieder beim Patienten zurück, die Leukämie bekämpfen. Und das erst noch mit sensationellen Erfolgsraten von 82 Prozent bei Kindern und Jugendlichen.  

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Doch wird die Pioniertherapie wirklich ein Blockbuster?

Konzernchef Vas Narasimhan meldete bei der Präsentation der Halbjahreszahlen ein starkes Volumenwachstum in den USA und Europa. Zudem steige der Umsatz in den aufstrebenden Märkten markant.

Quartalsumsatz: 58 Millionen 

Doch in absoluten Zahlen ist das Produkt auch zwei Jahre nach der US-Zulassung noch immer meilenweit vom Leistungsträger entfernt, der es einmal werden soll.

Im zweiten Quartal lag der Umsatz bei 58 Millionen Dollar – was leicht mehr war als im ersten Quartal mit 45 Millionen Dollar.

Mittlerweile seien weltweit 130 Zentren in der Lage, die Therapien für mindestens eine der beiden möglichen Indikationen anzubieten: «Alle Kinder, welche die Therapie brauchen, bekommen sie», so der Novartis-CEO.

Damit scheinen die Schwierigkeiten beim Aufbau der komplexen Produktionsinfrastruktur, die mit der Lancierung von Kymriah verbunden waren und mit der Novartis zu Beginn kämpfte, überwunden. «Wir machen grosse Fortschritte beim Ausbau der Produktionskapazitäten», sagte Onkologie-Chefin Susanne Schaffert der «Handelszeitung» im Mai.

Mehr Anbieter von Zell- und Gentherapien

Kymriah wird unter anderem in der Schweiz hergestellt, und zwar im aargauischen Stein. Das Unternehmen verfügt  über eine Produktionsstätte in Europa und über Kapazitäten in den USA. Zudem hat es seit Kurzem eine Partnerschaften mit Unternehmen in Japan und in China.

Aber es sei schon so, sagte die Onkologie-Chefin: Das Produkt werde nicht kontinuierlich wachsen wie andere Produkte, sondern eher schubweise – immer dann, wenn neue Kapazitäten dazukämen.

Die Investoren belohnten die ausgezeichneten und über dem Konsens der Analysten liegenden Halbjahreszahlen heute morgen mit einem Kurssprung. Das liegt wohl nicht so sehr an den konkreten Zahlen von Kymriah und anderen Pionierprodukten wie Zolgensma, einer Gentherapie zur Behandlung einer verheerenden Erbkrankheit. Die Phantasien dürften sich eher daraus speisen, dass Novartis bei den Zell- und Gentherapien und anderen innovativen über führende Plattformen verfügt.

Das Feld der Anbieter von Zell- und Gentherapien bevölkert sich

Doch der Pioniervorteil von Novartis schwindet, das Feld der Gen- und Zelltherapieanbieter bevölkert sich. Gilead machte mit Yescarta, einer Therapie gegen Lymphome, im ersten Jahr 264 Millionen Dollar Umsatz. Die Therapie basiert auf der gleichen Technologie wie Kymriah. Das kalifornische Biotechunternehmen wird seit Anfang Jahr von Daniel O’Day geleitet, ehemals Pharmachef von Roche. Für die Zell- und Gentherapien wird bei Gilead wird schon bald Christi Shaw zuständig sein, ehemals US-Chefin von Novartis.

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