Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle, um globale Klimaziele wie die Beschränkung des Temperaturanstiegs oder auch «Netto-Null» betreffend Treibhausgasemissionen zu erreichen. Netto-Null-Verpflichtungen, globale ESG-Offenlegungsstandards und Nachhaltigkeitstaxonomien auf nationaler Ebene tragen dazu bei, Nachhaltigkeitsthemen zu fördern und zu definieren, was als «nachhaltig» gilt.

Auch die Finanzbranche erhält damit die Möglichkeit, ihren Beitrag zu diesen Zielen zu leisten. Seit der Lancierung des weltweit ersten «Green Bonds» im Jahr 2007 sind über sogenannte «grüne» Anleihen rund 1,6 Billionen US-Dollar in umweltfreundliche Projekte geflossen, beispielsweise in den Bereichen erneuerbare Energien, energieeffiziente Gebäude und kohlenstoffarme Verkehrsmittel.

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Im Markt für nachhaltige Finanzierungen sind grüne Anleihen und Darlehen zur Finanzierung spezifischer «grüner» Projekte die mit Abstand am weitesten verbreiteten Instrumente. Doch der Markt entwickelt sich sehr dynamisch weiter, um dem Bestreben von Unternehmen und Investoren, nachhaltiger zu agieren, Rechnung zu tragen. So sind neue nachhaltige Finanzierungsansätze entstanden, in denen sich eine zunehmende Konzentration auf die Energiewende in emissionsintensiven Sektoren zeigt.

Der Autor

Jens Haas ist Leiter Investment Banking Schweiz und Co-Head EMEA Coverage bei der Credit Suisse

Ein solcher Ansatz, der sich grosser Beliebtheit erfreut und in die Kategorie nachhaltige Übergangsfinanzierungen gehört, sind Sustainability-linked Bonds (SLBs) und Loans (SLLs). Die Zahl solcher Anleihen und Darlehen hat zwischen 2020 und 2021 sprunghaft zugenommen (+850% respektive +225%).

Richtig gewählte Indikatoren

Die Preisstrukturen dieser Instrumente sind an Indikatoren gekoppelt, beispielsweise die Verringerung der absoluten Treibhausgasemissionen oder die Intensität direkter und indirekter Emissionen, was Anreize für eine verbesserte Nachhaltigkeitsleistung schafft.

Indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette eines Unternehmens rücken immer mehr in den Fokus und dürften ein gängiges Element bei künftigen Transaktionen sein. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen Indikatoren auswählen, die für ihr Geschäft von Bedeutung sind, und ambitionierte Ziele gesetzt werden, welche über den normalen Betrieb hinausgehen.

Dies trägt dazu bei, sogenanntes «Greenwashing» zu vermeiden und fördert gleichzeitig ein kontinuierliches und glaubwürdiges Wachstum der nachhaltigen Finanzwirtschaft. Schweizer Emittenten sind schon seit langer Zeit von Green Bonds überzeugt: Hierzulande wurden seit 2017 grüne Anleihen im Umfang von mehr als 12 Milliarden US-Dollar ausgegeben.

Doch auch in der Schweiz ist zu erwarten, dass die Emissionen von SLBs parallel zu den wachsenden globalen Volumina zunehmen werden, was auf die Flexibilität bei der Verwendung der Erlöse und die wachsende Akzeptanz und Nachfrage bei den Anlegern zurückzuführen ist.

«Unternehmen können auf ihrem Weg zu nachhaltigen Geschäftsmodellen mit entsprechenden Finanzierungen massgeblich unterstützt werden.»

LafargeHolcim begab Ende 2020 die erste umweltorientierte, Indikator-basierte Anleihe eines Schweizer Emittenten und damit gleichzeitig auch die erste Anleihe dieser Art in der Baustoffbranche.

LafargeHolcim knüpfte den Coupon der Anleihe an die Erreichung der Reduktion der direkten Emissionen pro Tonne Zementmaterial um 17,5 % bis zum Jahr 2030. Seit der Ausgabe dieser Anleihe hat die Credit Suisse eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Schweizer SLB- und SLL-Marktes gespielt, wie beispielsweise die Kapitalaufnahmen von Arxada Services AG (ehemals Lonza Specialty Ingredients), UPC Broadband (Muttergesellschaft von Sunrise) und SIG Combibloc zeigen.

Mehr Wichtigkeit in der Zukunft

Aufgrund der Möglichkeit, Indikatoren-basierte Ziele bei allen Finanzinstrumenten über die gesamte Kapitalstruktur hinweg zu setzen, dürften solche Finanzierungen für die Transition in den kommenden Jahren weiterhin an Marktanteil gewinnen.

Das Thema wird für Unternehmen aber auch wegen Offenlegungspflichten und der zunehmenden Aufmerksamkeit diverser Anspruchsgruppen immer wichtiger. Firmen mit hohem Schadstoffausstoss versuchen, ihre Geschäfte zu dekarbonisieren und in nachhaltige Technologien zu investieren.

Unternehmen aus den wichtigsten Übergangssektoren – vor allem die Öl-, Gas- und Betonbranche sowie die Luftfahrt, Schifffahrt und Landwirtschaft –, die ihre Geschäftsmodelle umstellen und sich mit nachhaltigen Übergangsinstrumenten finanzieren, werden nicht nur in erneuerbare Energien, sondern auch in schnell wachsende Bereiche wie etwa Kohlenstoffnutzung und -speicherung sowie naturbasierte Klimalösungen investieren.

Es zeigt sich: Unternehmen können auf ihrem Weg zu nachhaltigen Geschäftsmodellen mit entsprechenden Finanzierungen massgeblich unterstützt werden. Der Finanzsektor kann somit viel zur Erreichung von Klimazielen beitragen.

Die Credit Suisse beispielsweise hat sich das Ziel gesetzt, bis im Jahr 2030 nachhaltige Finanzierungen im Wert von 300 Milliarden bereitzustellen – und Übergangsfinanzierungen spielen auch hier eine immer grössere und wichtigere Rolle.