Auch Hans Vögeli muss sich den Realitäten beugen. Vor einem Jahr hat er das Amt des CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB) mit Schwung in Angriff genommen. Nicht nur beim eigenen Institut wollte Vögeli einiges bewegen. Grosse Pläne hegte er auch für die Kantonalbankengruppe: So wollte der neue ZKB-CEO nicht einsehen, warum die Kantonalbanken das Spar- und Hypothekargeschäft autonom betreiben anstatt in diesem Bereich zu kooperieren. Doch Vögelis Pläne waren zu hochfliegend. Bei der eigenen Bank hat der neue Chef zwar viel bewegt; bei der Gruppe bleibt aber alles beim Alten.

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Besonders ernüchternd: Auch einer speziellen Arbeitsgruppe des Kantonalbankenverbandes bleibt der grosse Wurf versagt. Die rund vor einem Jahr gebildete Arbeitsgruppe sollte ausloten, in welchen Bereichen die Kantonalbanken vermehrt kooperieren könnten. Dabei nahm der Ausschuss des Verwaltungsrates die junge Garde der Banken-CEOs in die Pflicht: Der Arbeitsgruppe gehören Hans Vögeli von der ZKB, Urs Rüegsegger von der St. Galler Kantonalbank und Pierre Fischer von der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) an. Alle drei Manager leiteten ihre Institute damals erst seit einigen Monaten, weshalb sie ihre neue Aufgabe unbelastet anpacken konnten. Angeblich hat sich nun aber kein Projekt herausgeschält, das für alle Banken von strategischer Bedeutung wäre. Eine Zusammenarbeit bei Basisdienstleistungen wie dem Sparkonto oder der Hypothek wird es nicht geben, obwohl Vögeli diesem Projekt immer wieder das Wort geredet hat.

Kantonsgrenzen lösen sich auf

Für viele Bankchefs und Branchenkenner ist dieser Misserfolg keine Überraschung. Schliesslich haben die Kantonalbanken schon mehrere Anläufe unternommen, um in Kooperationsfragen den grossen Wurf zu landen. Einige erfolgreiche Projekte sind zwar entstanden: So etwa die Swissca, die drittgrösste Fondsgesellschaft der Schweiz. Doch viele andere Ideen scheiterten, weil einzelne Bankchefs befürchteten, an Macht und Einfluss zu verlieren. Hohe Informatikinvestitionen standen Kooperationen ebenfalls im Weg: Gemeinsame Projekte hätten nämlich bedeutet, dass einzelne Banken hohe Abschreibungen vornehmen müssten.

Nicht zuletzt konkurrenzieren sich die Kantonalbanken in einzelnen Geschäftsbereichen immer heftiger. Die traditionellen Stammlande haben sich aufgelöst. So will die ZKB gewisse Bereiche des Firmenkundengeschäfts schweizweit betreiben. Diese im vergangenen Herbst angekündigte Offensive ist einzelnen KB-Chefs angeblich in den falschen Hals geraten.

Dabei war es eigentlich nicht die ZKB, die als erste die manchmal doch sehr engen Fesseln der Kantonsgrenzen sprengte. Bereits in den Jahren zuvor haben Kantonalbanken der ZKB Nadelstiche versetzt, indem sie in Zürich Private-Banking-Büros eröffneten. Heftig umworben ist auch der Zürcher Hypothekarkunde. Im Limmattal jedenfalls ist der ZKB mit der Aargauer Kantonalbank ein harter Konkurrent erwachsen.

Was Wunder daher, dass längst nicht alle Kantonalbankenchefs im Scheitern der Arbeitsgruppe eine Katastrophe sehen. Sie haben ohnehin nie den grossen Wurf favorisiert, sondern auf die fallweise Kooperation einzelner Banken gesetzt. Auch an der letzten Ausschusssitzung des Kantonalbankenverbandes von Mitte Januar wurde beschlossen, dieser pragmatischen Strategie den Vorzug zu geben. Denn immerhin ist es bereits schwierig genug, bilaterale Kooperation einzufädeln.

Diese Erfahrung machte Vögeli ebenfalls. Er verfolgte den Plan, mit der BCV in der Logistik zu kooperieren. Mögliche Projekte wurden skizziert. Nun hat sich aber auch dieses Vorhaben in Luft aufgelöst. Die BCV ist derart mit ihren Kreditproblemen beschäftigt, dass für grosse Logistikprojekte weder Geld noch Kapazitäten übrig bleiben. Zudem musste Pierre Fischer den CEO-Sessel an den ehemaligen CS-Mann Alexandre Zeller abtreten.

ZKB sucht Informatikpartner

Gleichwohl gelingt es einzelnen Kantonalbanken immer wieder, die Zusammenarbeit in Geschäftsbereichen zu vertiefen. Beispielsweise haben die St. Galler und die Luzerner Kantonalbank ein Risikomanagementsystem entwickelt. Weitere Banken haben die Absicht, dieses System zu übernehmen. Ein weiteres Projekt besteht in der Wertschriftenverarbeitung, welche die Kantonalbanken des AGI-Informatik-Verbundes gemeinsam anpacken wollen.

Auch die ZKB braucht mittelfristig einen Informatikpartner, wie sie selbst zugibt. Nachdem sich die Pläne mit der BCV zerschlagen haben, will die Bank nach eigenen Angaben «den Fächer öffnen». Ziel von Bankchef Hans Vögeli ist es, ein mandantenfähiges Informatiksysten zu schaffen. Das würde eine kostensparende Transaktionsabwicklung gemeinsam mit anderen Banken ermöglichen. Als Partner kommen für die ZKB dabei auch Nichtkantonalbanken in Frage. Es scheint, als sei dem dynamischen Vögeli der Geduldsfaden gerissen.