Chinesische Touristinnen und Touristen sind aus den Metropolen weltweit nicht mehr wegzudenken. Nicht nur ihre Reise- sondern auch ihre Konsumlust lockt sie in die Ferne. Doch die Kauflaune der chinesischen Reisenden könnte mit der Abwertung des chinesischen Yuan einen Dämpfer erhalten.

Im Blick haben die Gäste aus der Volksrepublik auf ihren Auslandsreisen vor allem Luxusgüter wie Parfüm oder Designer-Kleidung. Denn diese können in ihrem Heimatland schon mal doppelt so viel kosten wie im Ausland. Europäische Unternehmen wie LVMH, Gucci, L'Oreal, Swatch oder Burberry profitieren von dieser Konsumlust.

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Niemand kauft mehr Luxusgüter

Mehr als 100 Millionen Chinesen verreisen jedes Jahr ins Ausland, und sie kaufen so viele Luxusgüter wie sonst keine Nation. Doch das könnte sich ändern, sollte der Yuan weiter einbüssen.

Die neusten Zahlen der Schweizer Hotels zeigen, dass die Übernachtungen von Chinesen im ersten Halbjahr um ein Drittel gestiegen sind. Die Schweizer Hotellerie konnte mit einem zweistelligen Anstieg der Übernachtungen von asiatischen Gästen in den ersten sechs Monaten einen Teil des Rückgangs der Übernachtungen aus dem Euroraum aufgrund des starken Frankens gutmachen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Reiseverhalten der Chinesen in den nächsten Monaten nach der Abwertung des chinesischen Yuan entwickeln wird.

Keine Luxusgüter mehr kaufen

«Ich hatte eine Reise mit meinen Freunden nach Seoul diesen Monat und alleine nach Thailand im Oktober geplant. Aber ich bin besorgt, dass sich der Yuan weiter abwertet», sagt Xuechang Huang, eine 48-jährige Hausfrau aus Guangzhou. «Ich werde wohl nicht nach Seoul zum Einkaufen reisen, sondern nur nach Thailand für eine Besichtigungstour.» Auch Ladenbesitzerin Huang Ruifen will abwarten. «Ich höre mit dem Kauf von Luxusgütern auf, bis der Yuan wieder steigt», sagt sie.

Andere chinesische Touristen machen sich weniger Sorgen. «Man kann in Australien mehr kaufen. Zum Beispiel kosten Ugg-Schuhe in China 1000 Yuan, in Australien 200 Yuan», sagte der 20-jährige Pekinger Student Kou Meng Nan, der gerade für zwölf Tage auf Einkaufstour in Sydney ist.

Auch in der Galeries Lafayette in Paris strömen unvermindert chinesische Touristen in die Läden. Denn vor der Abwertung am Dienstag hatte sich der Yuan seit 2014 zum Euro um 15 Prozent verteuert. «Das sollte dafür sorgen, dass diese Abwertung keine wesentlichen Auswirkungen haben wird», sagt Catherine Oden, die beim französischen Tourismusverband Atout für China zuständig ist.

Yuan-Abwertung setzt Swatch-Aktie zu

Die chinesische Zentralbank hatte die Landeswährung Yuan nach einer Reihe schwacher Konjunkturdaten in zwei Schritten abgewertet. Damit sollen chinesische Waren auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger gemacht und die heimische Wirtschaft angekurbelt werden. In der Folge fiel der Yuan am Mittwoch auf ein Vierjahrestief.

An den internationalen Finanzmärkten sorgte die Abwertung für Verunsicherung. Hart traf es unter anderem die Aktien der deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen. Hersteller von bei Chinesen beliebten Luxusgütern wie Swatch, Burberry, LVMH oder Salvatore Ferragamo gehörten an ihren jeweiligen Börsen zu den grössten Verlierern. Swatch-Titel verloren an der Schweizer Börse am Mittwoch zeitweise fast 4 Prozent an Wert.

Für die europäischen Luxusgüterhersteller sinken mit einer schwächeren chinesischen Währung die allgemein höheren Renditen in Asien. Für die Hersteller werde es schwerer, den richtigen Preismix zu finden, meint ein Bankenanalyst.

Chinesen geben auf Reisen 165 Milliarden Dollar  aus

Analysten schätzen, dass 45 Prozent der Ausgaben für Luxusgüter weltweit von Chinesen getätigt werden. In Europa entfallen mehr als ein Drittel der Luxuseinkäufe auf Gäste aus der Volksrepublik. Laut Welttourismusverband gaben Reisende aus dem Reich der Mitte 2014 etwa 165 Milliarden Dollar im Ausland aus. Das ist ein Plus von 28 Prozent zu 2013. 1995 waren es lediglich 3,7 Milliarden Dollar gewesen.

Dem Finanzdienstleister Global Blue zufolge verkaufen chinesische Touristen 40 Prozent ihrer im Ausland erworbenen Luxusgüter gewinnbringend in der Heimat auf dem Schwarzmarkt weiter. Somit würde ein schwächerer Yuan lediglich den Anteil der Wiederverkäufe einschränken.

(sda/jfr)