Die Schlinge rund um den Hals von der weltgrössten Krypto-Token-Börse Binance hat sich in dieser Woche noch weiter zugezogen. Jetzt versucht Binance-Chef Changpeng Zhao – in der Szene bekannt als «CZ» – den Angriff nach vorne. Am Mittwoch publizierte er einen offene Brief auf der Binance-Website. Darin fordert er eine stärkere Regulierung der Kryptowährungen und versichert auch, dass Binance alles tun werde, um diesen zu entsprechen. 

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Zhao erklärt, man wolle in Zukunft nicht nur das Interesse der Nutzer, sondern auch der Behörden wahrnehmen: «Mehr Regulierungen sind eigentlich ein positives Zeichen dafür, dass eine Branche reift. Sie schaffen die Grundlage dafür, dass sich eine breitere Bevölkerung sicher fühlt, am Markt der Kryptowährungen teilzunehmen.»

Dazu weist der Binance-Chef darauf hin, dass man verstärkt gegen Cyberkriminalität, Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Betrug vorgehen wolle. Im Jahr 2021 habe das Unternehmen – das seinen Sitz wegen des Regulierungsdrucks 2019 von Schanghai nach Malta verlegt hatte – schon über 5600 Ermittlungsanfragen unterstützt. Das seien weitaus mehr als im Vorjahr. Man habe auch bei der Zerschlagung eines Cyber-Geldwäsche-Rings beigetragen, bei dem es um über 500 Millionen Dollar aus Dark-Web-Operationen ging. 

Wie damals beim Auto

Zhao zieht zu seiner Verteidigung auch Parallelen zu der Erfindung des Autos. «Als das Auto erfunden wurde, gab es noch keine Verkehrsgesetze, Ampeln oder gar Sicherheitsgurte. Gesetze und Richtlinien wurden erst nach und nach entwickelt, als die Autos auf der Strasse fuhren», holt «CZ» im Brief aus.

Dort seien Gesetze entstanden, welche wir heute als selbstverständlich betrachten würden, schreibt er. «Krypto ist insofern ähnlich, als dass sie für jedermann zugänglich sein kann, aber es werden Rahmenbedingungen benötigt, um Missbrauch zu verhindern», fordert Zhao

Der offene Brief

Binance-Gründer und CEO Changpeng Zhao hat einen offenen Brief veröffentlicht: Er findet sich hier.

Kommt der Appell nicht zu spät?

«Wir hoffen, unsere Verpflichtung zur Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden zu verdeutlichen und zu bekräftigen», appelliert Zhao. Um diesem Bestreben Ausdruck zu verleihen, wolle Binance nun das Compliance-Team vergrössern und auch lokale Gesellschaften von Binance gründen, um den Regulierungen vor Ort gerecht zu werden. 

In den letzten vier Jahren seit Entstehung der Plattform habe man gesehen, dass die Behörden sich immer mehr für die ganze Krypto-Branche interessieren würde. Das sei auch dem Umstand geschuldet, dass Kryptowährungen im Mainstream angekommen seien, so Zhao. «Wir begrüssen diese Entwicklung, aber es gibt immer noch viel zu tun, um die Behandlung von Kryptowährungen auf der ganzen Welt zu harmonisieren».

Sobald reguliert, haute Binance ab

Der Kniefall des Bitcoin-Chefs wirft aber auch Fragen auf. Gegen die grösste Kryptobörse der Welt laufen in mehreren Ländern Untersuchungen, darunter auch in den USA. Es scheint, als komme jeden Tag ein neues Land, welches Vorwürfe gegen die Plattform erhebt. Zuletzt war es Thailand. 

Die Beteuerungen von Zhao stehen auch im Widerspruch zu seinen Geschäftspraktiken: Der Ruf nach Regulierungen sieht Binance gar nicht ähnlich. Schliesslich ist Zhao mit seiner Krypto-Plattform immer wieder umgezogen, sobald ihm die Behörden zu sehr auf die Pelle rückten. Sei es von China nach Japan, dann nach Malta und die Cayman Islands. Wo Binance zurzeit seinen Hauptsitz hat, ist unklar. Und deshalb ist es für die Regulierungsbehörden auch kein leichtes Unterfangen, die Ermittlungen durchzuführen.

Der Appell von Zhao soll die Behörden besänftigen und ihnen zeigen, dass Binance gewillt ist, sich an die Regeln zu halten. Falls das nicht schon zu spät ist und das Unternehmen durch die Anschuldigungen in den Abgrund gezogen wird. 

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