Ein Bieterwettbewerb der besonderen Art findet in diesen Tagen in Basel statt. Nach Novartis zückt nun auch Roche-Konzernchef Thomas Schinecker das grosse Checkbuch, um den handelspolitischen Wüterich im Weissen Haus zu besänftigen. 50 Milliarden Franken wollen die Basler in den nächsten Jahren für Investitionen in den USA springen lassen. Hintergrund ist Donald Trumps Drohung, auch pharmazeutische Exporte in die USA mit Zöllen zu belegen; sie hängt wie ein Damoklesschwert über dem Wirtschaftsstandort Schweiz und sorgt in den Konzernzentralen für Nervenflattern. Auf dem Spiel steht einiges: Novartis setzt mehr als 40 Prozent seiner Verkäufe in den USA um, Roche sogar 54 Prozent. Zudem finanzieren die amerikanischen Steuer- und Prämienzahler mit ihren hohen Medikamentenpreisen einen grossen Teil der Medikamentenentwicklung.
Renommierte Pharmakonzerne, denen die Welt bahnbrechende medizinische Durchbrüche verdankt, die sich vor einer wirtschaftspolitisch irrlichternden US-Administration in den Sand werfen: Das kann man als unwürdigen Kniefall sehen, als Kapitulation vor einer Politik, die nur Verlierer und keine Gewinner kennt und die man deshalb nicht noch mit Investitionen belohnen sollte. Doch Unternehmen brauchen keine Helden, sondern Konzernchefs, die Schaden wenn immer möglich abwenden. Und wenn dies mit einer Mitteilung möglich ist, in der – so ist zu vermuten – grösstenteils ohnehin bereits Geplantes unter dem Titel «Milliardeninvestitionen» zusammengefasst wird, dann sollte man das auch tun.
Zumal unklar bleibt, inwieweit der Geldsegen helvetischer Provenienz, der in den kommenden Jahren über Kalifornien, Massachusetts, Texas und weitere Bundesstaaten niedergehen wird, tatsächlich auf Kosten des Pharmastandorts Basel geht. Wenn Roche seine Weightloss-Medikamente für den US-Markt vor Ort produziert, dann ist das zwar zu bedauern, der Schaden hält sich aber in Grenzen. An der Produktion von Medikamenten hängen heute längst nicht mehr so viel Arbeitsplätze wie einst. Schwerer wiegt der Aufbau eines neuen Forschungszentrums im globalen Pharma-Hub Boston. Wenn hochwertige Forschungsarbeitsplätze nun in den USA anstatt in Basel entstehen, dann ist das mehr als ein Symptomschmerz. Zumal Stoffwechselstörungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems eine klassische Domäne der in Basel domizilierten Roche-Forschung sind.
Die beiden Pharmachefs haben sich für das kleinere Übel entschieden: einige Abstriche in der Schweiz in der Hoffnung, dass Trump den Zollhammer nicht auch noch über Basel niedersausen lässt. Jetzt muss die Rechnung nur noch aufgehen.