Stolz legt Ruedi Lieberherr die beiden Auszeichnungen aus dem letzten Jahr auf den Tisch. Sie sind Beleg für den Erfolg des Nahrungsmittelunternehmens Morga in Ebnat-Kappel. Die Toggenburger Firma erreichte den vierten Rang im Wettbewerb um den Unternehmerpreis Ostschweiz des Swiss Venture Club, und Lieberherr selbst wurde zum Entrepreneur of the Year gewählt. Der Preis wird jährlich von der Beratungsfirma Ernst & Young verliehen.

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Obwohl in einer Randregion beheimatet, ist die Firma in der Schweiz keineswegs unbekannt. Seit Jahrzehnten ist sie der Inbegriff für naturbelassene Lebensmittel und Bioprodukte. Der Backzusatz Paidol etwa, der jedem selbst gemachten Kuchen zarten Schmelz verleiht, stammt von Morga. Als erster Anbieter einer Gemüsebouillon war Morga einer der Pioniere für gesunde Nahrungszusätze. Bekannt sind auch die Produkte der eigenständigen Morga-Marke Issro. Unter diesem Namen produziert und vertreibt Morga Dörrfrüchte, Fruchtkerne und Nüsse – etwa die 250-Gramm-Nusskernmischung mit Sultaninen, die auf keiner Bergtour oder Schulreise fehlen darf.

Begonnen hat Morga 1930 mit Darjeeling-Tee, Gewürzen und Sojaprodukten, die Grossvater Ernst Lieberherr aus Indien einführte. Vorangegangen war ein zwanzigjähriger Aufenthalt auf dem Subkontinent, wo Lieberherr die Filiale der Winterthurer Handelsfirma Volkart leitete. Ende der vierziger Jahre übernahm sein Sohn Ernst die Firma, der Morga über 50 Jahre lang bis 1996 führte und das Sortiment um Flocken, Kerne, Samen, Gemüseextrakte und viele andere Produkte ergänzte.

Heute setzt Morga mit 120 Voll- und Teilzeitbeschäftigten 42 Millionen Franken um. Rund zwölf Millionen sind 2005 mit der Übernahme von Biorex dazugekommen, einer Spezialfirma für Nahrungsergänzung. «Biorex», sagt Ruedi Lieberherr, «haben wir vollständig in die Morga intergriert.» So konnten in Ebnat-Kappel 15 Arbeitsplätze gesichert werden. Mittlerweile produziert oder vertreibt Morga rund 1800 Produkte, die in 3000 bis 4000 Konfektionierungen erhältlich sind. Tee zum Beispiel stellt Morga auf Hightechmaschinen in vier verschiedenen Konfektionen her: als normale Beutel oder verpackte Doppelkammerbeutel in der Kartonschachtel für den Verkauf im Detailhandel und als Beutel für eine Menge von fünf oder zehn Litern Tee, die an Grossverbraucher wie Kantinen, Spitäler oder das Militär geliefert werden.

In den letzten zehn Jahren hat Morga stark expandiert. «Bei meinem Antritt 1987 lag der Umsatz bei 17 Millionen Franken», sagt Lieberherr. In seiner Zeit sei die Firma von einem Handwerks- zu einem Industriebetrieb gewachsen. «Wir mussten rationalisieren», betont Lieberherr, «sonst wären wir in Schwierigkeiten geraten.» Ausdruck des Quantensprungs ist die Abfüllanlage für Dörrfrüchte mit Mehrkopfwaage, die computergesteuert über 14 verschiedene Waagschalen Feigen in 250-Gramm-Beutel abfüllt – die Abweichung beträgt jeweils nur wenige Gramm.

«Morga», sagt der Chef, «ist und bleibt ein Nischenanbieter.» Mit den eigenen Camions bedient werden einzelne Läden wie Reformhäuser, jedoch auch die Grossen. «Wir verstehen uns aber auch als Logistikfirma und vertreiben als Grossist oder Generalimporteur die Produkte anderer Anbieter.» Als Grossist fungiert Morga beispielsweise für das Aufbaupräparat Bio-Strath. Die Produktion für die Schweizer Grossverteiler nimmt indes einen immer höheren Stellenwert ein. «Heute», sagt Lieberherr, «leben wir zum grossen Teil von den Grossverteilern.»

Doch dies soll nicht so bleiben. Der Umsatzanteil des Exports von derzeit 15 Prozent ist keine festgeschriebene Grösse. Schon jetzt gehen Jahr für Jahr 100 Tonnen Suppen nach Deutschland. Ziel ist es, den Exportanteil markant zu erhöhen und in Europa neue Märkte zu erschliessen. Zwar exportiere Morga nach Japan und Kanada, in die USA und in einige arabische Länder – «aber es ist nicht unser strategisches Ziel, in diese Märkte vorzustossen», versichert Lieberherr. Seine Absicht sei es, Morga zum führenden Spezialanbieter in Europa zu machen.

Die Aussichten dafür stehen gut. «Das Gesundheitsbewusstsein hat in den letzten Jahren zugenommen», konstatiert Lieberherr. Und damit auch die Nachfrage nach Morga-Produkten. Voraussetzung für eine weitere Expansion sind für ihn vor allem die menschlichen Ressourcen. «Die Mitarbeiter», sagt er, «sind unser wichtigstes Kapital.» Er bedauert, dass die Lage in einer Randregion für die Rekrutierung von Fachkräften zuweilen ein Handicap ist. «Die wollen nicht ins Toggenburg ziehen.» Dafür sorgt er umso besser für die bestehende Crew, vorwiegend Frauen aus der Umgebung. Viele seiner Mitarbeiterinnen kennt er schon von Kindesbeinen an. Was die Löhne und die anderen Arbeitsbedingungen angeht, sieht sich Lieberherr als fairer Arbeitgeber. Die Firma hat gar 20 bis 30 fabrikeigene Wohnungen, die sie günstig vermietet.

Dass sich Lieberherr um seine Leute kümmert, kann er belegen wie kaum ein anderer. Denn einmal pro Monat verfasst er das «Gelbe Blatt», die Mitarbeiterinformationen auf zwei A4-Seiten. «Seit 17 Jahren», sagt er, «ist das ‹Gelbe Blatt› ohne Unterbruch jeden Monat erschienen.»

Morga

Firmenname: Morga AG
Sitz: Ebnat-Kappel SG
Umsatz: 42 Millionen Franken*
Angestellte: 120
Produktionsstandort: Schweiz
Exporte: 15 Prozent
Produkte: naturbelassene und biologische Nahrungsmittel

* Schätzung; Umsatzzahlen werden nicht publiziert.