Wer in den Ferien oder beim Shopping-Ausflug im grenznahen Ausland bezahlen will, braucht kein Bargeld. Dank Kreditkarten oder Debitkarten wie Maestro kann bequem mit dem heimischen Bankkonto bezahlt werden. Die Kosten: Ein kleiner Aufschlag auf dem Wechselkurs von 1,5 bis 2,5 Prozent, denkt man.

Doch die tatsächlichen Kosten sind weit höher, teilweise doppelt so hoch. Nicht nur verwenden die Banken unterschiedlich hohe «Bearbeitungszuschläge» oder «Devisen-Kommissionen». Auch die Wechselkurse, auf welche diese Zuschläge geschlagen werden, enthalten meist schon eine hohe Marge, die dem Kunden nicht offengelegt wird. Insgesamt bezahlen Bankkunden teilweise mehr als vier Prozent der Rechnungssumme für das Umrechnen von Euro in Franken. Übers Jahr kommt da so einiges zusammen. Das ist das Test-Ergebnis der «Handelszeitung».

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Hinzu kommt: Die Kartenherausgeber in der Schweiz erhalten zusätzlich noch eine so genannte Interchange-Gebühr ausbezahlt. Sie stammt aus jenen Abgaben, welche die Händler und Ladenbesitzer bezahlen und beträgt, je nach Karte, zwischen 0,2 und 0,3 Prozent.

Bis zu vier Prozent Aufschlag auf den Devisenmittelkurs

Die «Handelszeitung» hat die Abrechnungen verschiedener Banken genauer angeschaut. Das Ergebnis erstaunt. Eigentlich könnte man denken, dass Anbieter von Kreditkarten ohne Jahresgebühren versucht sind, die fehlenden Einnahmen über höhere Fremdwährungs-Margen auszugleichen. Doch das ist nicht so.

Am günstigsten im Test war die Online-Bank Revolut, deren Konten keine Jahresgebühren kennen. Zu den teuersten gehörten nebst der von Viseca verwalteten Zak-Karte der Bank Cler (ebenfalls ohne Jahresgebühr) auch die klassische Karte der Credit Suisse mit mehr als 4 Prozent, wie der folgende Vergleich zeigt.

Zwar weist die Kartenherausgeberin Swisscard, ein Joint-Venture von Credit Suisse und American Express, dem Kunden einen Zuschlag von 2,5 Prozent aus. Sie deklariert jedoch nicht, dass auch der verwendete Wechselkurs bereits eine Marge von 1,5 Prozent enthält. Die Bank Cler nennt in ihrer Handy-App «Zak» gar keine Kurskonditionen, sondern gibt lediglich den belasteten Betrag in Franken an. Gleiches gilt auch für das erst vor kurzem lancierte Online-Konto Neon, das – auch wegen eines Einführungsrabatts – immerhin zu den günstigeren Konten gehört, wenn es um Ausland-Transaktionen geht. 

Dass es in Sachen Transparenz anders geht, zeigt Revolut. Das britische Unternehmen rechnet die Fremdwährungs-Beträge in der Regel zum jeweils geltenden Interbankenkurs ab, der praktisch keine Marge enthält. Zudem sind die Konditionen jederzeit transparent. Nicht nur kann der Kunde in der App den gültigen Kurs abfragen, bevor er eine Transaktion tätigt. Die App weist ihn auch mit Push-Meldungen auf den geltenden Kurs hin, sobald der Kunde einen neuen Währungsraum betritt. 

«Neo-Banken» setzen traditionelle Kartenherausgeber zunehmend unter Druck

Die Bank Cler hält fest, dass diese Gewinne nicht bei ihr landeten, sondern bei der Kartenherausgeberin Viseca, welche die Kreditkarten vieler Kantonal- und Regionalbanken verwaltet. Die Credit Suisse wollte ihre ebenfalls hohen Gebühren nicht kommentieren, da diese von Swisscard festgelegt würden. 

Für traditionelle Banken könnte die neue Konkurrenz gefährlich werden, sagt Olaf Toepfer, Leiter Bankberatung bei EY. Es sei fraglich, für welche Dienstleistungen die Kunden zu bezahlen bereit seien. «Das grosse Potenzial der Banken bleibt die Rigidität der Kunden.» Wenn sich keiner wirklich für die Produkte interessiere, kapiere auch niemand, wie viel er draufzahle. 

Neon, Zak und Revolut sind unlängst entstandene, neue Bankangebote, die komplett auf den Gebrauch mit dem Handy ausgerichtet sind. Die Konten sind schlank, die Eröffnung schnell und unkompliziert. Wie sich diese «Neo-Banken» im Vergleich mit den Grossbanken schlagen, lesen Sie in «Smartphone-Banken im Praxistest»

Michael Heim Handelszeitung
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