Die Genfer Gruppe Maus Frères scheint an einer Übernahme des Reiseanbieters Club Méditerranée interessiert zu sein. Das berichtet die französische Wirtschaftszeitung «Les Échoes», die sich auf Gespräche mit Insidern bezieht. 

Genaue Zahlen nannte die Zeitung keine. Bekannt sei nur, dass Maus Frères zuerst mit einer Minderheitsbeteiligung einsteigen wollte, nun aber eine volle Übernahme anstrebe. 

Das auch als Club Med bekannte Reiseunternehmen gehört dem chinesischen Konglomerat Fosun. Der Besitzer hat sich zum Übernahmeangebot noch nicht geäussert. Die Chinesen wehren sich gegen eine komplette Übernahme. Fosun habe derzeit nur die Tür geöffnet für einen Verkauf von 20 bis 30 Prozent des Kapitals, bei einer Bewertung von rund 2 Milliarden Euro, schreibt die Zeitung weiter.

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Fosun zahlte 939 Millionen Euro für Club Med

Das grösste chinesische Konglomerat hat Club Med im Jahr 2015 nach einem erbitterten Bieterkampf gegen den italienischen Investor Andrea Bonomi für rund 939 Millionen Euro erworben. Danach wurde das Geschäft in die Freizeitsparte Fosun Tourism Group eingegliedert.

Bereits 2022 holte sich die Gruppe mit Sitz in Schanghai informell das Interesse von potenziellen Käufern für Club Med ein. Dies, nachdem sie in den Fokus der Kreditmärkte geraten war, weil die Rating-Agentur Moody’s ihre Bewertung weiter abstufte. Moody’s begründete dies mit der schwachen Liquidität der Holdinggesellschaft, die nicht ausreichen werde, um die fällig werdenden Schulden zu decken. Club Med sei bei diesen informellen Angeboten auf 1,5 Millionen Dollar bewertet worden, erklärten die Insider.

Ein Jahr später soll sich nun also der Manor-Besitzer Maus Fréres für den Reiseanbieter interessieren. Obwohl die Gruppe in den letzten zwanzig Jahren ihr Gesamt-Portfolio stark verkleinerte, fuhr das Unternehmen der Maus-Familie das Geschäft mit den Modemarken hoch. Zu dem Fashion-Angebot gehören Marken wie Lacoste, Aigle, Gant sowie der Tennissport-Ausstatter Tecnifibre, die zwischen Mittelklasse und Premiumsegment pendeln. Die Genfer Gruppe würde daher von Überschneidungen hinsichtlich ihres Markenangebots und dem Ferienclubanbieter profitieren, schreibt das Branchenportal «Konsider».

Die einen bauen aus, die anderen bauen ab: Im Freizeit- und Sportbereich trennten sich die Chinesen zuletzt von einem Fussballclub. Bis vor kurzem war das Konglomerat, hinter dem der Milliardär Guo Guangchang steht, auch der Besitzer des Zürcher Fussballclubs GC. Dieser wechselte erst letzte Woche offiziell in die Hände des amerikanischen Los Angeles FC. Die Grasshoppers waren im Jahr 2020 von Guangchangs Ehefrau Jenny Wang erworben worden.

Olivia Ruffiner
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