Glencore-Chef Ivan Glasenberg ist zufrieden mit der Nachfrage nach den Rohstoffen, die sein Unternehmen produziert. Anlass dazu gibt vor allem das heute vorgestellte Ergebnis: In der ersten Jahreshälfte verdiente der Schweizer Bergbau- und Rohstoffkonzern 23 Prozent mehr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 23 Prozent auf einen Rekordwert von 8,3 Milliarden US-Dollar.

Auch den Umsatz steigerte Glencore um knapp 5 Prozent auf 108,6 Milliarden US-Dollar. Die Aktionäre können sich über den um 13 Prozent gestiegenen Reingewinn von fast 2,8 Milliarden Dollar freuen. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, haben sich die Geschäftsbereiche Metalle und Mineralien sowie Kohle und Erdölprodukte besonders gut entwickelt.

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Einen wesentlichen Anteil an Glencores Gewinnzuwachs hat das Kohlegeschäft in Australien. Glencore betreibt über 26 Kohlebergwerke in Australien, Kolumbien und Südafrika – etwa die Hälfte «Down under» – und ist einer der weltweit grössten Produzenten von exportierter Wärme- und Kokskohle. 60 Prozent seiner Kohle produziert der Konzern in Australien und investiert entsprechend auch kräftig: 3 Milliarden in australische Kohlminen im vergangen Jahr. Mittlerweile ist das britisch-Schweizerische Unternehmen mittlerweile Australiens grösster Kohleförderer.

Glencore setzt auf Kohle

Dass das Unternehmen mit Sitz in Baar in Zukunft weiter auf Kohle setzt, bestätigen auch die Zukäufe im ersten Halbjahr, die Glencore in seiner Halbjahresbilanz als weitere Wachstumstreiber hervorhebt: das Joint Venture mit dem australischen Kohleproduzenten Yancoal, mit dem es das Kohle-Bergwerk Hunter Valley betreibt, sowie die Übernahme der hauptsächlich auf Kokskohle ausgerichteten Hail Creek Mine in Queensland vom Wettbewerber Rio Tinto.

Die Konkurrenz zieht sich nämlich zunehmend aus dem klimaschädlichen Kohlegeschäft zurück. Während Rio Tinto seine Kohleminen schrittweise verkauft und BHP Billiton etwa aus der Branchenorganisation World Coal Organisation ausgetreten ist, investieren die Baarer in neue Kohleprojekte. Der Chef des globalen Kohlegeschäfts von Glencore, Peter Freiberg, begründete das kürzlich in der «NZZ» mit der langen Geschichte des Unternehmens in der Kohleindustrie. Die Nachfrage nach Kohle sei hoch, die Glencore für ein zukunftsträchtiges Geschäft hält – Klimawandel hin oder her. Kein Wunder, denn es ist Glencores zweitgrösste Einkommensquelle – 25 Prozent seines Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaftet der Konzern mit Kohle.

Glencores Kohle-Strategie verschaffe dem Unternehmen laut CS-Analyst André Schäfferling eine attraktive Marktposition, wie auch die steigenden Kohlepreise seit Jahresbeginn zeigten. «Während sich andere Wettbewerber aus dem Kohlegeschäft zurückgezogen haben, bleibt Glencore hier einer der wichtigen Akteure am Markt und wird auch in der Zukunft einen bedeutenden Teil seiner Gewinne mit Kohle generieren.»

Nach dem guten Ergebnis im ersten Halbjahr ist das Management auch zuversichtlich was den weiteren Geschäftsverlauf angeht. Das erhöhte Risiko durch die aggressivere Handelspolitik der USA, «volatilere Rahmenbedingungen» und die jüngsten Sorgen um ein schwächeres Wachstum in China trübten die Aussichten für eine weiterhin positiven Geschäftsverlauf nicht ein. So hiess es am Mittwoch, der Konzern wolle sich weiter auf den Schuldenabbau und die Ausschüttungen an die Aktionäre konzentrieren. Die Nettoverschuldung von Glencore sank im ersten Halbjahr 2018 um 16 Prozent auf 10 Milliarden US-Dollar.

Hartes Jahr für Glencore

Dennoch überschatteten die vergangenen Monate das Gewinnwachstum des grössten Rohstoffhändlers der Welt: Die Probleme im Kongo und Russland, wo Glencores Geschäfte auch durch die US-Sanktionen betroffen sind, sowie die laufende Untersuchung des US-Justizministeriums wegen Korruptions- und Geldwäscheverdacht.

Anfang Juli wurde Glencore vom der US-Justiz aufgefordert, Dokumente über seine Aktivitäten in der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und Venezuela vorzulegen. Prompt sackte der Aktienkurs weiter ein. Glencore kündigte daraufhin Aktienrückkäufe im Wert von 1 Milliarde Dollar an, um den Aktienkurs abzustützen.

Seit Jahresbeginn ist die Glencore-Aktie um 17 Prozent gefallen – während die Aktien der Konkurrenten BHP Billiton, Rio Tinto und Anglo American alle zulegten. So überraschte Glencore Anfang des Jahres den Markt mit einer Dividende von 2,9 Milliarden Dollar, während der grösste Wettbewerber Rio Tinto beispielsweise 5,2 Milliarden Dollar ausschüttete. Auch Anglo American hatte die Ausschüttungen für Investoren erhöht.