Er ist Vollblut-Lobbyist. 15 Jahre lang hat Martin Schläpfer in Bern für die Migros geweibelt und als Chef der Direktion Wirtschaftspolitik allerlei Gesetzesänderungen verhindert, die dem Grossverteiler das Leben erschwert hätten. Mit seinem Einsatz hat der frühere BILANZ-Journalist ganz nebenbei auch die Interessen des Migros-Rivalen Coop vertreten, der keinen eigenen Lobbyisten in der Hauptstadt beschäftigt.

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Nun folgt Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen offenbar dem Vorbild von Coop-CEO Joos Sutter. Denn für Schläpfer, der per Ende Jahr seine Zelte abbricht und Ende April in Pension geht, wird es in Bern keinen Nachfolger mehr geben. Zwar wird Schläpfers Posten mit Markus Neukom besetzt, der bislang die Direktion Planung/Expansion leitete. Doch Neukom ist weder Lobbyist, noch wird er künftig im Bundehaus anzutreffen sein. Neukoms Direktion wurde im Rahmen des Programms «Fast Forward» weggespart. Aus dem Migros-Umfeld heisst es, Neukom übernehme zwar Schläpfers Titel, aber nicht dessen Aufgabe.

Ziele bleiben die gleichen

Schläpfer will sich dazu nicht äussern und verweist auf die Medienstelle. Dort heisst es, das Unternehmen werde sich auch nach Schläpfers Pensionierung «mit aller Energie für die politischen Interessen der Migros und des Detailhandels einsetzen». Markus Neukom werde die gleichen Ziele haben, «diese aber möglicherweise auf seine eigene Art und Weise anstreben». Gespart werde dabei nichts. Es seien weiterhin gleich viele Personen im Bereich Wirtschaftspolitik tätig.

Ex-Migros-Chef Anton Scherrer hatte den Posten 2003 eingeführt. Vier Jahre zuvor hatte sich der LdU aufgelöst – eine Mittepartei, die 1936 von Migros-Vater Gottlieb Duttweiler gegründet worden war und sich für die Interessen des Konsumenten eingesetzt hatte.

Zahnlose IGDHS

Nun bleibt als Lobby-Organisation nur noch die Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IGDHS) mit den Mitgliedern Migros, Coop und Manor. In der Branche bewertet man die IGDHS aber als äusserst zahnlos. Sie wird von einer externen Agentur geführt und veranstaltet gelegentlich Treffen zwischen Branchenleuten und Parlamentariern.

Schläpfer seinerseits bleibt dem Lobbying treu: «Ich werde in der Beratungsfirma meiner Frau Renate Hotz mitwirken», lässt er ausrichten.

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