SIX-Präsident Romeo Lacher verordnet dem Finanzkonzern den grössten Umbau seit seiner Gründung im Jahr 2008. Der umsatzstärkste Bereich, das Kartenzahl-Geschäft, solle aus dem Unternehmen herausgelöst und in eine strategische Partnerschaft eingebracht werden, teilte SIX am Freitag mit. Die im Besitz von rund 130 Banken stehenden Gesellschaft will zudem die bisher getrennt geführten Divisionen Wertpapier-Handel und Wertpapier-Abwicklung zusammenlegen.

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Mit der Umsetzung wird ein neuer Konzernchef betraut. Nach dem Abgang von Urs Rüegsegger erhält die SIX einen neuen Chef: Der Niederländer Jos Dijsselhof werde am 1. Januar 2018 das Amt antreten, teilte die SIX weiter mit.

Rüegsegger hatte im Mai seinen Rücktritt angekündigt. Der 52-Jährige Dijsselhof war bis vor kurzem operativer Chef und zeitweilig sogar Interims-Chef der Mehrländerbörse Euronext. Er sei aufgrund seiner breiten Erfahrung im Wertschriften- und Finanzdatengeschäft sowie im Zahlungsverkehr bestens vertraut mit den Geschäftsmodellen von SIX, hiess es im Communiqué.

«Der Umbau hat das Ziel, SIX dynamischer und beweglicher zu machen», sagte der seit Januar amtierende Lacher im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Der Verwaltungsrat habe sich einstimmig für diesen Vorschlag ausgesprochen. Reuters hatte bereits im September berichtet, dass SIX eine Abspaltung des Karten-Geschäfts auslotet.

Zukaufsmöglichkeiten dank Konsolidierung

Im europäische Markt für bargeldlosen Zahlungsverkehr werden die Karten derzeit neu gemischt. In vielen Ländern haben Banken diese nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereiche abgestossen und ihre Bilanzen damit gestärkt. Anfang Jahr verkauften etwa die DZ Bank, die Deutsche Bank, die Commerzbank und weitere Institute die deutsche Concardis an Finanzinvestoren.

Die Konsolidierung biete Zukaufsmöglichkeiten, sagte Lacher. Allerdings könnten mögliche Übernahme-Ziele schnell sehr teuer werden. «Wir sehen grosses Wertsteigerungs-Potenzial in dem Geschäft», erklärte der frühere Manager der Credit Suisse. «Die dafür notwendigen Investitionen wollen wir aber nicht alleine tragen.» SIX nehme jetzt Gespräche mit möglichen Interessenten auf. «Wir sind bereit, die Mehrheit am Kartengeschäft abzugeben.» Das Zürcher Unternehmen hoffe, im zweiten Quartal 2018 einen Partner präsentieren zu können.

Eigene Division Zahlungsverkehr

In das Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden soll die Abwicklung von Kredit- und Bankkartenzahlungen. 2016 kam der Bereich auf einen Umsatz von knapp 800 Millionen Franken.

Dagegen bleibe der Zahlungsverkehr in der SIX und bilde in Zukunft eine eigene Division. Auch am Finanzinformationsgeschäft, wo die Schweizer unter anderem mit Thomson Reuters, IDC und Bloomberg um Marktanteile kämpfen, will der Konzern festhalten. Zukäufe und Partnerschaften sollten dabei das Wachstum ankurbeln. «Denkbar ist auch, dass sich andere Anbieter an dem Geschäft beteiligen», erklärte Lacher.

Der neue Konzernchef Dijsselhof sei bereits in die Reorganisations-Pläne eingeweiht. Dijsselhof verfügt über einen Abschluss in Computerwissenschaft sowie Betriebswirtschaft und hat in seiner Karriere zahlreiche Umstrukturierungsprojekte geleitet. Er war unter anderem für ABN Amro Bank, Royal Bank of Scotland und ANZ Australia & New Zealand Banking Group tätig.

(reuters/sda/ccr)