Punkt für den Produktionsstandort Schweiz: Novartis wird Kymriah, eine neuartige Therapie zur Behandlung von krebskranken Kindern, im aargauischen Stein herstellen. In einem ersten Schritt werden 90 Millionen Franken investiert und 240 Stellen geschaffen.

Es war ein Moment für die Geschichtsbücher der Wissenschaft: Ende August vergangenen Jahres bekam Novartis von der amerikanischen FDA die Zulassung für Kymriah, eines gentherapeutischen Verfahrens zur Behandlung leukämiekranker Kinder. Es war die erste Zulassung einer Gentherapie.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Novartis baut Produktionskapazitäten auf

Damals äusserte sich auch der jetzige Novartis-CEO und damalige Entwicklungschef Vas Narasimhan zu der 22-tägigen Gentheraphie: «Sie gibt den Patienten die nötige Flexibilität, die Behandlung dann durchzuführen, wenn sie für sie am besten ist – und sie gibt uns die Flexibilität, die wir brauchen, um die Behandlungsmethode weltweit anzurufen».

Bei Tisangenleucel – oder eben Kymriah – handelt es sich um eine vollständig individualisierte Krebstherapie, bei der die für die körpereigene Abwehr entscheidenden T-Zellen des Patienten entnommen, mit einem viralen Vektor zur Bekämpfung des Krebses aufgerüstet, und wieder in den Blutkreislauf des Patienten zurück gegeben werden. Eine Behandlung mit Kymriah kostet bis zu 475’000 Dollar.

Nun macht Novartis beim Aufbau der Produktionskapazitäten vorwärts. Die Inhouse-Produktion für Kymriah für den europäischen wird im aargauischen Stein erfolgen. Das Unternehmen wird dazu in den nächsten drei Jahren gestaffelt 90 Millionen Franken investieren und bis zu 450 Stellen geschaffen werden. Der Schritt unterstreiche die Bedeutung von Stein für neue, innovative Therpien, schreibt das Unternehmen. Die ersten europäischen Patienten werden ihre Therapien aus Stein voraussichtlich 2020 erhalten.

Vielversprechende EU-Zulassung

Die Ankündigung fällt zusammen mit dem Entscheid der europäischen Kommission, das neuartige Therapieverfahren auch in Europa zuzulassen. Der Schweizer Zulassungsantrag ist deponiert, das Unternehmen rechnet noch in diesem Jahr mit einem Bescheid.

Novartis verspricht sich viel von der EU-Zulassung – wie auch vor einem Jahr in den USA. Das Medikament hat das Potenzial zum Kassenschlager zu werden, denn das Feld der Gentechnologie ist noch lange nicht ausgeschöpft. Im ersten Halbjahr erzielte Novartis mit dem Medikament in den USA Verkaufserlöse von 28 Millionen Dollar.

Die Produktion für den US-Markt wird weiterhin von Morris Plains in New Jersey in den USA aus erfolgen. Zudem hat Novartis im Juli eine Produktionsvereinbarung mit dem französischen Unternehmen Cell for Cure bekanntgegeben, das in Les Ulis (Essone) eine Bioproduktionsanlage betreibt. Weitergeführt wird zudem die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig.