Es war schon ein spezieller Zufall, dass die beiden Skandalfirmen des Jahres diese Woche fast zeitgleich ihre neuen Chefs präsentierten. Dabei lieferten sich Post und Raiffeisen einen speziellen Wettbewerb – und das gleich in einer Doppeldisziplin: Wer bringt den unbekannteren Chef? Und: Wer versteckt ihn besser?

Klarer Doppelsieger: die Post. Roberto Cirillo hatte niemand auf der Liste, offenbar hat der Headhunter Amrop, bisher vor allem im KMU-Bereich unterwegs, sehr tief gebohrt. Verkündet hat die Post die Ernennung um 13 Uhr – nicht gerade die Topzeit für heisse News. Mit dem neuen Raiffeisen-Chef Heinz Huber hatte zwar auch keiner gerechnet, doch immerhin erreichte die Nomination die Nation nicht beim Mittagessen.

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Cirillo  in London, Huber in Weinfelden

Gezeigt haben sich beide nicht an ihrem grossen Tag, aber auch hier war Cirillo weiter weg: Er arbeitet in London, Huber in Weinfelden. Der Noch-Chef der Thurgauer Kantonalbank ist ein solider Schaffer mit konventionellem CV: UBS, CS. Cirillo glänzt dagegen mit exotischen Berufsstationen namens Optegra, Sodexo oder Croda, ein post-ähnliches Unternehmen ist jedoch nicht darunter.

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Hoffen wir, dass sich der Verwaltungsrat nicht von all den internationalen Firmennamen blenden liess – einen zweiten Vielflieger à la Beglé braucht die Post nicht. Und was die für den Post-Job so zentralen Berner Netzwerkkünste angeht: Fehlanzeige bei Cirillo.
 
Also: Bei der Post geht der Verwaltungsrat auf Risiko, bei Raiffeisen auf Nummer sicher. Der eine sucht nach Susanne «sorglos» Ruoff starke Führung, der andere sucht nach dem imperialen Don Vincenzo den föderalistischen CEO. Für wen wird es einfacher? Huber, ganz klar.

Dirk Schütz
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