Eigentlich floriert das Päckli-Geschäft – dank des immer stärker werdenden Onlinehandels. Doch offenbar profitiert die Post-Tochter notime nicht von diesem Boom: Die Nachfrage nach der Zustellung von Paketen am gleichen Tag sei «unter den Erwartungen geblieben», teilt die Post am Mittwoch mit. Die Konsequenz: Der gelbe Riese will diese Same-Day-Lieferungen ihrer Tochterfirma einstellen – per Ende September 2025. Es dürfte das Ende des 2018 gestarteten Betriebs mit Sitz in Zürich sein.

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Das ist eine schlechte Nachricht für die Angestellten: Die Post beabsichtigt, die 143 Vollzeitstellen in der Deutsch- und Westschweiz zu streichen. Diese Stellen verteilen sich auf rund 550 Kurierfahrerinnen und Kurierfahrer, die im Stundenlohn und mit Teilzeitpensen arbeiten. Dazu kommen weitere 39 Mitarbeitende im Monatslohn.

Personalverband äussert Kritik am Post-Entscheid

Die Post verspricht, den voraussichtlichen Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich vorzunehmen. «Die beabsichtigten Schritte fallen uns schwer», wird Konzernleitungsmitglied Johannes Cramer in der Mitteilung zitiert. Es sei jedoch «unternehmerisch nicht verantwortungsvoll», längerfristig ein Verlustgeschäft zu betreiben. Man sei bestrebt, so vielen Mitarbeitenden wie möglich eine Weiterbeschäftigung bei der Post anzubieten. Die Post plant, mit den Sozialpartnern einen Sozialplan auszuarbeiten. Das Konsultationsverfahren startet am Donnerstag und dauert bis Ende Mai.

Vom Personalverband Transfair kommen kritische Töne. Man anerkenne zwar die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, so Transfair-Präsidentin Greta Gysin. Aber: «Wir hätten uns mehr Durchhaltewillen und Investitionen in diesen Zukunftsmarkt gewünscht.»

Eine Forderung kommt auch von der Gewerkschaft Syndicom. Zentralsekretär Urs Zbinden: «Wir erwarten, dass die Post allen Betroffenen ein Stellenangebot im Konzern unterbreitet.»

Lieferdienst schreibt Verluste

Die Post führte die Paketzustellungen am gleichen Tag mit ihrer Tochterfirma vor 8 Jahren ein – mit wenig Erfolg. Laut der Post schreibt notime jährlich Verluste. Das Problem: zu hohe Fixkosten. 

Der gelbe Riese schreibt von einer «intensiven Überprüfung», bei der verschiedene Optionen durchgangen worden seien. Danach kam man dann zum Schluss, dass das Angebot von notime auch künftig keine Gewinne abwerfen wird. Darum zieht die Post nun die Reissleine. 

Die Meldung kommt ein knappes Jahr nach dem letzten Post-Hammer: Post-Chef Roberto Cirillo kündigte Ende Mai 2024 aus Spargründen die Schliessung von 170 Poststellen bis 2028 an. Im vergangenen Oktober war dann klar, welche Gemeinden der Filial-Abbau trifft. In einem Interview mit Blick sagte der abtretende Konzernboss Cirillo: «Wir sind überzeugt, dass wir ohne Kündigungen auskommen.» Nun dürfte es doch einige Pöstler treffen – aber bei der Tochter notime.