Das Biotech-Startup Polyneuron zündet die nächste Stufe: Das Basler Unternehmen hat eine überzeichnete Finanzierungsrunde über 22,5 Millionen Franken abgeschlossen und kann mit seinem führenden Wirkstoff in die klinische Phase.

Je 10 Millionen Franken kommen von Sofinnova Investments, einem führenden europäischen VC-Fonds aus Frankreich, und von New Enterprise Associates NEA, einem amerikanischen VC-Fonds. Beide Fonds gehören mit 1,9 Milliarden Euro beziehungsweise 20 Milliarden Dollar unter Management zu den grossen Spielern im Bereich Life Sciences.

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Neuer Ansatz gegen Autoimmun-Erkrankungen

Polyneuron verfügt über eine Technologie, die schädliche Antikörper gezielt bindet und damit unschädlich macht. Sie heisst Antibody Catch – und könnte, so die Hoffnung, neue Therapien für bislang schwer zu behandelnde Autoimmunerkrankungen hervorbringen. Das Problem vieler herkömmlicher Medikamente ist die breite Immunsuppression, die zu vielen Nebenwirkungen führen kann.

Führendes Produkt von Polyneuron ist PN-1007, ein potentieller Wirkstoff zur Behandlung von Anti-MAG-Neuropathie. Dabei wiederum handelt es sich um eine seltene Autoimmunerkrankung mit teilweise ähnlichen Symptomen wie Multiple Sklerose (MS) – Müdigkeit, Gefühllosigkeit, Tremor, Nervenschmerzen, Bewegungsstörungen.

Orphan Disease

Allerdings beeinträchtigt die Anti-MAG-Neuropathie nicht das zentrale Nervensystem, sondern die peripheren Nerven. In der Schweiz sind 80 bis 100 Menschen betroffen. Wobei wie bei den meisten seltenen Krankheiten – Orphan Diseases – davon auszugehen ist, dass nicht alle Fälle diagnostiziert sind.

Der Wirkstoff soll 2020 im Rahmen einer Phase-1-Studie erstmals an Patienten getestet werden. Es sei bei seltenen Krankheiten nicht ungewöhnlich, Phase-1-Studien bereits mit Patienten durchzuführen, sagt Ruben Herrendorff, Mitgründer und CEO.

Wirkstoffe gegen seltene Krankheiten werden teilweise bereits nach der zweiten klinischen Phase zugelassen; der Markt zum Weg ist deshalb kürzer und günstiger. «Das macht seltene Indikationen für kleine Unternehmen wie uns attraktiv», sagt Herrendorff.

Die frischen Mittel werden zudem in die Weiterentwicklung der Antibody-Catch-Plattform fliessen. Denn: Sollte sich der Ansatz bewähren, so will Polyneuron auch Anwendungen für Autoimmunerkrankungen testen, die häufiger vorkommen. Dazu zählen MS und rheumatoide Arthritis. 

Hochkarätige Gründer

Polyneuron wurde 2014 als Spin-Off des Departements für pharmazeutische Wissenschaften der Universität Basel von den beiden Pharmazeuten Ruben Herrendorff und Pascal Hänggi gegründet; Hänggi ist heute Chief Scientific Officer. Zu den Gründern zählen zudem die beiden Professoren Beat Ernst und Andreas J. Steck. Ernst war lange Leiter des Instituts für molekulare Pharmazie der Universität Basel, Steck ist Spezialist für Auto-Immunerkrankungen und Erkrankungen des Nervensystems.