Seit rund einem Dreivierteljahr versucht Grossaktionär Cevian, bei ABB die Abtrennung der Energiesparte zu erreichen. Auf der Medienkonferenz anlässlich der heute präsentierten Quartalszahlen kam das Thema ebenfalls zur Sprache, Konzernchef Ulrich Spiesshofer verweigerte die Auskunft.

Dabei tobt der Kampf hinter den Kulissen. Das Tauziehen wird jetzt auch über die Berater geführt: Im Februar gab Lars Förberg, Partner bei der Beteiligungsgesellschaft, beim Beratungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG) eine Studie in Auftrag, um für jede der fünf ABB-Sparten den besten denkbaren Eigentümer zu identifizieren. Pikant dabei: BCG ist seit vielen Jahren Berater von ABB und erarbeitete beispielsweise für Konzernchef Ulrich Spiesshofer die aktuelle «Next Level»-Strategie.

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Nach Protest von Spiesshofer gab BCG das Mandat ab

Dieses Engagement liegt zwar bereits über ein Jahr zurück; um den Verdacht eines Interessenkonfliktes dennoch gar nicht erst aufkommen zu lassen, fragten die Berater bei ABB um Erlaubnis, ob sie das Projekt annehmen dürften. Ob diese Erlaubnis erteilt wurde und, wenn ja, wie eindeutig diese war, darüber gibt es verschiedene Darstellungen. Jedenfalls machte sich eine deutsch-schweizerische Beratertruppe ans Werk und erarbeitete erste Resultate.

Mitte März wurde das BCG-Mandat in einem ABB-kritischen Artikel des deutschen «Manager Magazins» publik. Spiesshofer, der einst selber als Berater bei Roland Berger und A.T. Kearney aktiv war, war darüber so empört, dass er alle Hebel in Bewegung setzte, um die Studie zu stoppen. Unter anderem traf er den weltweiten BCG-Chairman Hans-Paul Bürkner. Spiesshofer soll, so heisst es, mit dem Entzug aller künftigen Mandate gedroht haben. Kurz darauf trat BCG vom Cevian-Auftrag zurück.

Diverse Beraterfirmen eng mit ABB verbunden

Wenn Förberg nun einen anderen Berater für seinen Kampf gegen ABB sucht, ist seine Auswahl eingeschränkt: Bain & Company ist traditionell ebenfalls sehr eng mit dem Industriekonzern verbunden. Die Berater von McKinsey führen bei ABB gerade ein Grossprojekt durch, um bei den White-Collar-Stellen eine Milliarde Dollar einzusparen. Und die auf Restrukturierungen spezialisierte Alix Partners hat jüngst das Windpark-Geschäft von ABB auf Vordermann gebracht.

Für heute sind die Aussichten für ABB einmal positiv: Das Unternehmen meldet zwar einen Dämpfer bei Umsatz und Gewinn. Die Zahlen fielen aber besser aus als erwartet, in Reaktion stieg die Aktie im Vormittagshandel um rund 4 Prozent.