Die Firma Valora, zu der unter anderem K Kiosk, Brezelkönig oder Caffè Spettacolo gehören, geht wohl demnächst in neue Hände über. Sie soll von der mexikanischen Firma Femsa übernommen werden.

Die mexikanische Ladenkette wird ein Barangebot von 260 Franken je Valora-Aktie zum Erwerb aller sich im Publikum befindenden Namenaktien vorlegen. Das entspricht einem Kaufpreis von 1,1 Milliarden Franken. Der Valora-Verwaltungsrat empfiehlt den Aktionärinnen und Aktionären, das Angebot anzunehmen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

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185 Millionen Franken für Grossaktionär Peter Ditsch

Valora hat in den Corona-Jahren schwer gelitten. Weil die Pendlerströme massiv zurückgingen, brach der Umsatz ein und die Rendite fiel auf magere 1,7 Prozent. In den letzten Monaten war das Management unter CEO Michael Mueller daran, sich wieder zurückzukämpfen.

Allerdings mit mässigem Tempo und Erfolg. Das spiegelt sich im Aktienkurs, der sich in den letzten vier Jahren halbiert hat. Es wäre also ein Kraftakt sondergleichen geworden, die Firma innert nützlicher Frist wieder auf Flughöhe zu bringen – und auf den Wachstumskurs zurückzufinden.

Und genau jetzt schneit es ein verführerisches Kaufangebot ins Haus, bei dem der Mainzer Grossaktionär Peter Ditsch (er hält 17 Prozent) nicht abwinken konnte. Der Deal ist für ihn und die übrigen Aktionäre traumhaft: Bei einem Ebitda von 96 Millionen fürs Jahr 2021 würde man einen Verkaufswert von 700 bis 800 Millionen Franken erwarten. Die Mexikaner aber offerieren 1,1 Milliarden; entsprechend dürfte Ditsch 185 Millionen einstreichen.

Michael Mueller brachte Zuversicht für Valora

Valora war über Jahrzehnte ein Sanierungsfall. Manager kamen und gingen, auch Investoren. Ablesbar ist dies am volatilen Aktienkurs. Ruhe und Zuversicht kam erst ins Unternehmen, als der ehemalige Finanzchef Mueller 2014 das Ruder übernahm.

Mueller setzte zu einer fulminanten Verkaufs- und Kaufoffensive an, stiess wenig rentable Geschäftsfelder ab und investierte in Digitalisierung, Tankstellenshops, Backwaren. Sein Kurs wurde honoriert, die Margen stiegen bis auf 5 Prozent. Doch Corona bescherte der Firma einen schweren Dämpfer.

2,5 Millionen Franken für den CEO

Das Management hat in der Vergangenheit gut verdient. Während das Unternehmen in den letzten Jahren im Schnitt 50 Millionen Franken an Gewinn einfuhr, lag die Gesamtkompensation für den CEO bei stolzen 2,5 Millionen.

Bei einer Zustimmung zum Deal – daran ist nicht zu zweifeln – profitiert das Management nicht von einem Sonderdeal. Die Firma kennt gemäss Statuten keine Sonderausschüttung bei einer Kontrolländerung. 

Marke Valora soll erhalten bleiben

Valora soll weiterhin unter eigenem Namen operieren und ein Teil des Europageschäfts von Femsa werden. Durch den Zusammenschluss entstehe ein «neuer, kompetitiver Player» im europäischen Convenience-Geschäft. Die Marken und Formate von Valora sollen im Einklang mit den Expansions- und Geschäftsplänen des aktuellen Managements weitergeführt werden.

Die Convenience-Branche ist nicht einfach, denn es tauchen immer wieder neue Anbieter auf, die mit Nachhaltigkeit oder Frische punkten. Allerdings besteht bei einer konsequenten Durchsetzung der Digitalisierung weiteres Potenzial. Die rasche und gesunde Ausserhaus-Verpflegung hat sich durchgesetzt. Zudem erhofft sich die kaufwillige Femsa, in Europa Fuss fassen zu können. 

Detailhandelskonzern Femsa hat den Sitz in Monterrey

Die Käuferin Femsa ist ein Detailhandelsunternehmen mit Sitz in der mexikanischen Metrople Monterrey, das den Angaben zufolge 2021 einen Gesamtumsatz von 27 Milliarden Dollar erzielte. Das Unternehmen ist an der mexikanischen und der New Yorker Börse kotiert.

(mit Material von SDA)