BILANZ: Sie wollen der SBB Doppelstockwagen verkaufen. Wie liegen Sie im Rennen?

Das wäre ein toller Auftrag, für den wir kämpfen wie die Löwen. Wir sind in Bern mit einem Lieferwagen vorgefahren, haben unsere Offerte auf vier Paletten voller Ordner eingereicht. Unsere Konkurrenz – Alstom, Bombardier, Siemens – ist allerdings stark. Im ersten Quartal, heisst es, wird der SBB-VR entscheiden.

Bei der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) sind Sie mit Stadler Rail nicht zum Zug gekommen.

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Es hat uns grausam geärgert, dass es ausgerechnet in der Schweiz war, wo wir die einzige Ausschreibung mit dem Flirt-Triebzug verloren. Vom Flirt haben wir in den letzten drei Jahren 385 Einheiten verkauft, 70 Prozent gingen ins Ausland. Nur eine Ausschreibung ging verloren – jene bei der BLS.

Weshalb haben Sie nicht reüssiert?

Die BLS setzt seit Jahren auf den Lieferanten Bombardier. Da ist ein Flottenwechsel immer heikel – das Personal ist auf einem andern Typ ausgebildet, Ersatzteile sind am Lager. Ein Wechsel wäre mit Zusatzkosten verbunden, dafür haben wir ein gewisses Verständnis, geärgert haben wir uns trotzdem.

Sie bauen nun in Bussnang TG für zehn Millionen eine Konzernzentrale. Grössenwahn ist schon mancher Firma schlecht bekommen.

Grössenwahn? Unsinn. Wir bauen keine Konzernzentrale, sondern einen Sitz für die Gruppenleitung. Wir sind bescheiden. Ich habe 1989 mit 18 Mitarbeitern begonnen, heute sind es 2500, entsprechend eng ist es bei uns geworden.

Und jetzt kriegen Sie in der neuen Zentrale ein richtiges Chefbüro.

Ach, woher. Mein Büro wird gleich gross sein, heute bin ich im alten Wohnzimmer der Gründerfamilie Stadler untergebracht. Ich lege keinen Wert auf Prestige.

Sie sitzen in den VR von Aebi, Kühne Holding, UBS, Walo, sind im Vorstand von Swissmechanic, dazu sind Sie Nationalrat. Dieses Pensum schafft keiner.

Bei Swissmechanic bin ich längst nicht mehr dabei. Die meisten VR-Mandate betreffen meine eigenen Unternehmen Stadler Rail und Aebi Schmidt, daneben bin ich noch bei Kühne Holding dabei, bei der UBS und bei Walo.

Eben.

Ich arbeite sehr gern und habe an jedem Standort eine kompetente Geschäftsleitung. Diese deckt das operative Tagesgeschäft ab. Ich konzentriere mich vorwiegend auf die Gruppenleitung sowie die strategische Weiterentwicklung und greife nur dort ein, wo grössere Probleme entstehen.

Allein fürs Nationalratsmandat gehen 50 Prozent der Arbeitszeit drauf.

Es ist immer eine Frage, wie viel 50 und 100 Prozent sind. Bei mir sind es vielleicht etwas mehr. Ich beschränke mich in Bern auf Finanz- und Wirtschaftsfragen, auf jene Fragen also, mit denen ich mich als Unternehmer täglich befasse. Dadurch kenne ich mich in vielen Dossiers aus, kann aus dem Vollen schöpfen und bringe wichtige Erfahrungen aus der Praxis ein.

Sie sitzen im UBS-VR – da gibt es derzeit einiges zu erledigen.

Dieses Mandat bedeutet tatsächlich einen grossen Aufwand, bis zu zehn VR-
Sitzungen im Jahr, dazu Kommissionssitzungen und Vorbereitungszeit.

Und wo blieb das Risikomanagement des VR?

Die UBS hat in den letzten Jahren ein gutes Risikomanagement aufgebaut, doch jetzt hat man die Marktentwicklung falsch eingeschätzt.

Die UBS galt früher als risikoavers – und heute?

Jetzt wurde man auf dem linken Fuss erwischt. Immerhin muss man sagen: Tangiert ist ein kleiner Bereich der UBS, der Rest läuft hervorragend.

Werden jetzt die Boni des Topmanagements und Ihr VR-Honorar von 300 000 Franken plus Sitzungsgeld von über 200 000 Franken gekürzt?

Warten wir doch zuerst ab, wie das Geschäftsergebnis 2007 ausfällt.

Sie halten 75 Prozent an Stadler Rail.

Richtig, 20 Prozent hält Capvis Equity Partners, und die Mitarbeiter haben 5 Prozent. Diesen Anteil wollen wir auf 10 Prozent erhöhen.

Ihr Aktienpaket dürfte heute 700 Millionen wert sein. Wann werden Sie Milliardär?

Was Sie da vorrechnen, ist ein Papierwert. Ich will die Firma aber gar nicht verkaufen. Geld war für mich nie entscheidend, es ist ein Mittel, die Firma auszubauen.

Wie hoch ist die Umsatzrendite, fünf Prozent?

Als nichtbörsenkotiertes Unternehmen kann ich keine Stellung nehmen. Im Branchenvergleich ist sie sehr gut, sonst hätten wir viel mehr Fremdkapital in der Firma. Dieses beträgt in der Gruppe konsolidiert gerade mal 16 Millionen Franken.

Peter Spuhler (48) ist Besitzer von Stadler Rail, die 2007 erstmals über eine Milliarde Franken umsetzen soll. Zudem ist er Grossaktionär und VR-Präsident der Aebi-Schmidt-Gruppe (Umsatz 500 Mio.), VR der UBS und sitzt für die SVP im Nationalrat. Spuhler ist verheiratet und hat zwei Kinder.