Internationale Firmen mit einer starken Präsenz in den USA haben es derzeit nicht leicht. Wie sollen Nestlé, Roche oder ABB auf den «Aufrührer im Weissen Haus» (aktueller «Economist») und dessen ständige Attacken reagieren?

Nach den ersten Wochen von Donald Trumps Präsidentschaft zeichnen sich drei Strategien ab, die Unternehmenslenker im Umgang mit dem Autokraten verfolgen. Das rhetorische Werkzeug der CEOs reicht von Beschwichtigung über die Artikulierung eigener Prinzipien bis hin zum offenen Widerstand.

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Widerstand gegen Donald Trump wächst

Dieser flammt zunehmend im Silicon Valley auf. Netflix-Chef Reed Hastings geisselte Trumps Dekrete jüngst als «unamerikanisch», Uber-CEO Travis Kalanick verliess das Beratergremium des neuen Präsidenten wegen dem US-Einreisestopp, Starbucks kündigte an, 10'000 Migranten einstellen zu wollen. Selbst Joe Kaeser, Chef von Deutschlands grösstem Dax-Konzern Siemens, mimt nach zunächst moderater Haltung inzwischen den Kritiker: Man sei besorgt, «dass wir Töne hören, die bisher zu unserer Wahrnehmung dieses Landes nicht passten», sagte er jüngst auf der Generalversammlung seines Unternehmens.

Im Gegensatz dazu verzichtete ABB-Chef Ulrich Spiesshofer bei der heutigen Jahresmedienkonferenz in Zürich darauf, mit dem Säbel zu rasseln. Er wagte den Spagat: Zunächst ging er auf offensichtlichen Schmusekurs, um schliesslich doch noch die eigenen Vorstellungen des Wirtschaftens zu formulieren.

«Amerika für Amerika»

Für die Zukunft von ABB in den USA sei er sehr zuversichtlich, vergewisserte Spiesshofer. Dem Markt, wo man seit über 100 Jahren vertreten sei und in den vergangenen sieben Jahren über 10 Milliarden Dollar investiert habe. Die lokale Präsenz sei stark, die Zusammenarbeit mit amerikanischen Zulieferern laufe gut. 20'000 der konzernweit über 130'000 Arbeitskräfte sind in den USA beschäftigt. Und das Meiste davon sei, so Spiesshofer: «Amerika für Amerika». Oder anders ausgedrückt: «Wir importieren nicht viel, wir exportieren nicht viel.»

In vortrumpschen Zeiten kaum vorstellbar gehören solche Sätze nun offenbar in den Wortschatz eines in den USA stark vertretenen Industriekonzerns, der noch dazu auf Aufträge aus einem neuen Infrastrukturprogramm in der grössten Volkswirtschaft der Welt schielt. ABB-Präsident Peter Voser verwies im Dezember im Interview mit der «NZZ am Sonntag» bereits auf Trumps Pläne und die neuen Möglichkeiten für ABB: Die USA hätten veraltete Stromnetze und das Land befinde sich in einer Phase der Reindustrialisierung. Beides seien für ABB neue Gelegenheiten, sagte Voser.

«Wir stehen als Firma für Diversität»

Immerhin: Im weiteren Verlauf der Medienkonferenz machte Spiesshofer heute auch deutlich, wofür ABB ebenfalls steht: In Zürich arbeiteten demnach Menschen aus 60 unterschiedlichen Nationen, für den Rest der Welt sei das Muster ähnlich. «Wir stehen als Firma für Diversität», sagte Spiesshofer, «für globale Kooperation und die Freizügigkeit von Personen.»