Wer zu Hause das Licht anknipst, tappt völlig im Dunkeln, was die eigentlichen Stromkosten angeht. Das könnte sich bald ändern: Smarte Anzeigegeräte werden die Verbraucher künftig jederzeit über den aktuellen Strompreis informieren. Bei knapper Versorgungslage könnten Kühlschränke oder Waschmaschinen ihren Verbrauch dank eingebauter Intelligenz selbständig drosseln, so den Konsumenten helfen, Geld zu sparen, und für die Stromproduzenten die Belastungsspitzen glätten.

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Möglich machen werden dies die Stromnetze der nächsten Generation, sogenannte Smart Grids. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien schaffen Transparenz über Verbrauch, Kosten und die verfügbare Energiemenge. Der Konsument spart dadurch Geld, der Produzent optimiert die Erzeugung und verringert CO2-Emissionen. Smart Grids beschränken sich aber nicht darauf, Strom zum Konsumenten zu transportieren und diesen zu informieren. Vielmehr kann der Abnehmer künftig selber überschüssige Energie, etwa von der Solaranlage auf dem Hausdach, gegen ein Entgelt einfach ins Netz zurückspeisen und so selber zum Stromanbieter werden. Die heutige Infrastruktur ist dazu nicht in der Lage.

Weiteren Schub erhalten Smart Grids durch die Ankündigungen von Autoherstellern wie VW, Chrysler oder GM, bis 2010 Plug-in Hybrid Electric Vehicles (PHEV) zur Serienreife zu führen. Ans Stromnetz angeschlossen, könnten dann Zehntausende von Autobatterien als verteilte Stromspeicher eingesetzt werden, um Lastkurven zu glätten und unregelmässig gelieferte erneuerbare Energien und dezentral erzeugten Strom effizient zwischenzuspeichern. Auf diesem Gebiet wird auch in der Schweiz intensiv geforscht. Welche Auswirkungen solche Autos auf das Verteilnetz haben, will Matthias Galus vom Power Systems Laboratory der ETH Zürich mit anderen ETH-Forschern herausfinden. Die Kraftwerke Oberhasli und die Fachhochschule Biel interessiert, wie Hybridautos nachts so intelligent wie möglich mit Strom betankt werden können. Projektleiter Max Ursin: «Als Inspiration dient die dezentrale Intelligenz des Ameisenhaufens.»

Von Smart Grids profitieren hiesige Firmen übrigens schon heute. So hat Landis + Gyr kürzlich in Texas einen 300-Millionen-Auftrag für intelligente Stromzähler gewonnen. Firmensprecher Thomas Zehnder sagt dazu: «Smart Meters, die den unterschiedlichen Mitspielern alle energierelevanten Daten in Echtzeit zur Verfügung stellen, sind ein zentraler Bestandteil von Smart Grids.» Auch der Industrieriese ABB gehört zu den Gewinnern: «Als Marktführer für Stromverteilung und -übertragung profitieren wir davon, dass die Netze für neue Anforderungen fit gemacht werden, etwa mit Technologie für die Einspeisung von Windkraft, ohne die Netze zu destabilisieren», so ABB-Sprecher Thomas Schmidt.