Irgendwie begann und endete alles mit einem Mann. Eine Granate der ersten Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges landete vor dem Haus von Wilmer McLean. Der Kaufmann packte seine Sachen und floh nach Süden. Fast auf den Tag vier Jahre später suchten Offiziere im Örtchen Appomattox Court House in Virginia ein Haus für eine Zeremonie und McLean bot seines an. Kurz darauf wurde bei ihm die Kapitulation des Südens unterzeichnet. «Der Bürgerkrieg begann in meinem Vorgarten und endete in meinem Wohnzimmer», sagte er später.

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Vor 150 Jahren, am 9. April 1865, endete der amerikanische Bürgerkrieg. Es war der blutigste Krieg, den die USA je fochten und einer der ersten modernen Kriege. Die Sklaverei hatte die USA gespalten. Jeder siebte Amerikaner gehörte einem anderen. Der Süden war ganz auf Sklaven ausgerichtet, der Norden auf einen Maschinenkapitalismus, zuweilen kaum weniger grausam. «Als die Verfassung geschrieben wurde, lag die Schlange der Sklaverei schlafend unter dem Tisch», schrieb der Autor John J. Chapman.

Selbst vor Japan gab es Seegefechte

Als der als Sklavereigegner geltende Abraham Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde, sagte sich der Süden los. Dabei ging es dem Republikaner gar nicht um «die Negerfrage», sondern nur um den Erhalt der Union. Die Befreiung der schwarzen Sklaven - nur in den kriegführenden Südstaaten - war 1863 nur Mittel zum Zweck. Fast alle Schlachten fanden in den Südstaaten statt, aber selbst vor Japan gab es Seegefechte. 600'000 Menschen, zwei Prozent der US-Bürger, starben in dem Krieg. In Cold Harbor fielen in 20 Minuten 7000 Mann. Winchester, Virginia, wechselte 72 Mal die Fahne.

Doch erst mit dem Krieg war die Weltmacht USA möglich. Der Konflikt revolutionierte die Wirtschaft des Nordens, ruinierte den Süden, schuf die Sklaverei ab und formte ein Land, dass seitdem die Welt prägt. Friedrich Engels nannte den Konflikt den ersten modernen Krieg. Maschinengewehre und Panzerschiffe tauchten auf, aber der Süden hatte die fähigeren Generäle. Robert E. Lee siegte, fast immer deutlich in Unterzahl, in einer Schlacht nach der anderen. General John Magruder hatte nur 10'000 Mann, liess diese aber immer wieder über den selben Hügel marschieren. Unionsgeneral George McClellan fiel darauf rein - und forderte trotz 13-facher Übermacht erstmal Verstärkung an.

Frauen sorgten sich um Verletzte und waren daher extrem wichtig

Der Bruderkrieg nahm bizarre Formen an. Manchmal brachten Soldaten Hurrarufe auf den Mut des Feindes aus - um ihn dann trotzdem zusammenzuschiessen. Der Riss ging nicht selten durch die Familien. Nach einem Seegefecht vor Texas fand ein Südstaaten-Major auf einem gegnerischen Schiff einen sterbenden Leutnant - es war sein Sohn.

Trotz der verzweifelten Arbeit vieler Frauen starben doppelt so viele Soldaten an Krankheiten als in den Schlachten. Im Süden pflegte Sally Tompkins mit nur sechs Frauen 1333 Verwundete. Nur 73 überlebten nicht - die beste Bilanz aller Lazarette. Im Norden folgte Mary Ann Bickerdyke der Armee durch 19 Schlachten, war bei Amputationen dabei und versorgte die Soldaten. General William Sherman sagte über «Mutter Bickerdyke»: «Sie steht höher im Rang als ich.»

Die Wirtschaftskraft gab den Ausschlag

Der Norden hatte den längeren Atem. Das Bruttosozialprodukt des gesamten Südens machte gerade ein Viertel dessen des Staates New York aus. Zudem hatte der Norden 21 Millionen Einwohner, der Süden gerade neun - davon vier Millionen Sklaven. Im Norden hingegen war zuletzt jeder zehnte Soldat schwarz - bei einem Anteil von nur einem Prozent an der Bevölkerung. Nach vier Jahren war der Krieg vorbei, auch wenn die Folgen noch heute jeder sieht. Der Süden ist nach wie vor ganz hinten bei Wirtschaft und Bildung, ganz vorn bei Arbeitslosigkeit und Armut.

Was ist noch übrig vom Konflikt? Mary und Rick Hatcher arbeiteten Jahrzehnte am Fort Sumter, da wo der Krieg begann. «Wir haben herausgefunden, dass unsere Urgrossväter hier aufeinander geschossen haben», sagt Mary. «Nur weil beide nicht getroffen haben, sind wir heute hier.» Ihr Mann Rick sieht keine Kluft mehr zwischen Nord und Süd. «Die Tradition wird gern hochgehalten, gerade hier im Süden. Aber das ist nur noch Folklore. Wir haben doch heute ganz andere Konflikte und Probleme in Amerika

(sda/se)