Uhudler ist eine Weinspezialität aus einer kleinen Ecke im österreichischen Südburgenland, die aus Trauben von Direktträgern (Kreuzung aus europäischen und amerikanischen Arten) gekeltert wird.
Im Tessin heissen diese Sorten Americano-Trauben oder Chatzeseicherli. Sie ranken an Pergolen hoch und spenden mit ihren grossen, runden Blättern Schatten. Aus ihren Trauben wird Grappa gebrannt oder Konfi gekocht.
Im Rebberg stehen Concord und Delaware
Anders im Südburgenland. Dort wird aus den Sorten mit den klingenden Namen Ripotella, Concord, Delaware, Jacques, Clinton, Isabelle oder Elvira Uhudler gekeltert. Frisch, süffig, in Rot und Weiss sowie leicht prickelnd als Frizzante.
Beinahe wäre der Uhudler verschwunden. Weil er nicht den Regeln der Weingesetzgebung entspricht und weil die Weine anders schmecken.
Walderdbeeren oder Foxton
Uhudler schmeckt nach frischgepflückten Walderdbeeren. Die Primärfruchtigkeit war geübten Weinnasen zu viel. Irgendwann war von Fox-Ton die Rede. Der Begriff ist heute noch negativ behaftet.
Dann kam noch die Mär hinzu, die Weine enthielten mehr Methanol und wären deshalb «gesundheitsschädigend». Mehr Methanol stimmt, aber die Menge ist so klein, dass es keine Auswirkungen gibt.
Wie die Uhudler-Trauben nach Europa kamen
Im 19. Jahrhundert brachten Botaniker aus Nordamerika Reben nach Europa, die wegen ihrer grossen Blätter als Zierpflanzen gepflanzt wurden, saftige Trauben zum Naschen lieferten und erst noch widerstandsfähig gegen Mehltau waren. Was man nicht wusste: Mit den neuen Sorten wurde die Reblaus eingeschleppt.
Die Folgen der Reblauskrise waren verheerend. Aber die Weinbauern nutzten die Vorteile der amerikanischen Reben. Europäische Edelreiser wurden auf die gegen die Laus resistenten amerikanischen Sorten gepfropft. Oder die amerikanischen Sorten wurden im grossen Stil direkt gepflanzt.
Ende des Booms
Der Boom der amerikanischen Sorten endete mit der massiven Überproduktion in den 1920ern. Die Regionen setzten auf Ertragsbeschränkung, Qualitätskontrolle und bevorzugten die traditionellen, europäischen Keltersorten. Die Reblaus hatte man mit den Pfropfreben im Griff. Gegen Mehltau gab es Pflanzenschutzmittel, die auch verkauft sein wollten.
Beinahe war es vorbei mit der Uhudler-Kultur
Doch Südburgenland hielt man an den beliebten Sorten und dem beliebten Wein fest. Die Gesetzgeberin liess die Winzer in Ruhe, sofern sie pro Betrieb nicht mehr als 3'000 Liter produzierten. Doch 1985 wurde das Inverkehrbringen von Uhudler-Weinen verboten. Nur noch Wein für den Hausgebrauch war zulässig.
Für die Uhudler-Winzer ein Affront. Ab dann kämpften Weinbaubetriebe in 25 Gemeinden für ihren Uhudler. 1989 gründeten sie den Uhudler-Verein. Das Engagement lohnte sich. 1992 wurde der Uhudler wieder in das österreichische Weingesetz aufgenommen.
EU-Regeln schlugen zu
Doch mit dem Eintritt Österreichs in die EU im Jahr 1995 verloren die Sorten Ripatella, Concord, Delaware und Elvira ihre Zulassung als Keltertrauben.
Die Uhudler-Winzer kämpften weiter, liessen «Uhudler» markenrechtlich schützen und machten die Weine zum Kult.
Dennoch kam 2015 der Rodungsbescheid, der 2016 wegen Rechtswidrigkeit wieder aufgehoben wurde. Aktuell sind bis 2030 die vier umstrittenen Sorten als Rohstoff für die Produktion von «Obstwein» weiterhin geduldet.