Tiere zählten einst selbstverständlich zum Leben zwischen den Rebzeilen. Mit dem Aufkommen der industriellen Landwirtschaft verschwanden sie jedoch grösstenteils. Ausschlaggebend war der intensive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die nicht nur Schädlinge bekämpften, sondern auch Böden und Begrünung mit Rückständen von Kupfer, Schwefel und Chemikalien belasteten. Damit verloren viele Nutztiere ihre Lebensgrundlage.
Wer heute wieder Tiere in den Rebberg integrieren möchte, muss eine grundlegend andere Bewirtschaftung verfolgen. Ein reduzierter Einsatz von Pestiziden, eine vielfältige Bepflanzung zwischen den Rebstöcken und genügend nährstoffreiche Pflanzen schaffen die Voraussetzung, dass Tiere sich ansiedeln und Teil des Ökosystems werden können. Doch nicht jede Art erweist sich als Gewinn für Winzerin und Winzer.
Komplexes Miteinander von Tier und Rebe
Als unauffällige, aber nützliche Mitbewohner gelten Regenwürmer. Ihre Gänge lockern den Boden und fördern den Wasserabfluss ebenso wie die Durchlüftung. Wo die Erde vital bleibt, profitieren die Rebwurzeln nachhaltig. Mäuse erfüllen eine ähnliche Rolle, wobei Wühlmäuse erheblichen Schaden an Wurzeln verursachen können. Hier greifen natürliche Gegenspieler wie Eulen ein.
Im Frühjahr leisten Schafe wertvolle Dienste. Wenn die Reben noch keine Blätter oder Trauben tragen, fressen sie die üppigen Gräser nieder und sorgen so für eine gepflegte Vegetation. Manchmal wirkt es, als erhielten die Rebzeilen einen gleichmässigen Haarschnitt. Später im Jahr müssen die Tiere allerdings entfernt werden, da sie sonst auch an den Trieben knabbern würden.
Pferde übernehmen Aufgaben, die andernorts von Traktoren erledigt werden. Beim Pflügen zwischen den Rebstöcken verdichten sie den Boden deutlich weniger als Maschinen, was die Aufnahme von Regenwasser verbessert. Ihr Dung ist darüber hinaus ein natürlicher Dünger, der die Fruchtbarkeit des Bodens steigert. Viele Winzer sehen darin nicht nur eine ökologische, sondern auch eine kulturelle Rückbesinnung auf traditionelle Methoden. Darüber hinaus machen die Vierbeiner auch in Marketingbroschüren eine gute Figur.
Problematischer gestaltet sich der Umgang mit Vögeln. In freier Natur spielen sie eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen, im Rebberg richten sie aber grossen Schaden an. Reife Trauben gehören nämlich zu ihrer bevorzugten Nahrung. Besonders in abgelegenen Lagen, wo Trauben eine der wenigen Nahrungsquellen darstellen, fallen Schwärme in grosser Zahl ein. Hinzu kommt, dass verletzte Beeren anfälliger für Bakterien und Pilze werden. Netze über den Reben sind deshalb oft die einzige wirksame Abwehr.
Neben den gefiederten Besuchern gibt es noch weitere Tiere, die den Winzern Kopfzerbrechen bereiten. Rehe, Hasen oder auch Wildschweine finden ihren Weg in die Anlagen, wo sie an Blättern, jungen Trieben und Früchten fressen. Dadurch wird die Widerstandskraft der Reben erheblich geschwächt und zusätzlich können Pfähle und Drahtanlagen Schaden nehmen. Was bleibt, sind nicht nur Ertragsverluste, sondern auch hohe Reparaturkosten. Viele Betriebe greifen daher auf Umzäunungen zurück, um ihre Rebberge zu schützen.
(W)eingeschenkt
Dieser Artikel ist im neuen Weinchannel (W)eingeschenkt der Handelszeitung erschienen, der von Mövenpick präsentiert wird. Weitere aktuelle Beiträge zum Thema Wein finden Sie hier.