Es war eine Aussage, die für viel Diskussionspotenzial sorgte: Wer Ambitionen auf eine Karriere hegt, der oder die gehört ins Büro. Das Pikante an der Sache: Die Aussage kam von einem, der viel Geld mit Homeoffice verdiente. Namentlich der Chef von IBM, Arvind Krishna. Eine Rückkehr will er seinen Angestellten nicht vorschreiben, dass er aber Fan von Präsenzarbeit ist, lässt sich ableiten.

Er ist indes nicht alleine mit seinem Wunsch, dass Angestellte ins Büro zurückkehren. Während er aber an das Individuum appelliert, beordern andere US-Firmen die gesamte Belegschaft zurück in die Büros. Sehr zum Unmut der Angestellten: Die Angestellten von Amazon schreien nicht auf, weil der Aktienkurs einbricht oder Massenentlassungen fast zur Tagesordnung werden. Nein, sie empören sich darüber, dass sie wieder drei Tage die Woche ins Büro kommen müssen.

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Die USA sind Vorreiter in der Rückkehr ins Büro

Auch General Motors, Starbucks oder Warner Bros. fordern seit diesem Jahr wieder drei Tage Präsenz vor Ort, bei Disney sind es vier. Noch weiter gehen die Grossbanken JP Morgan oder Goldman Sachs. Einerseits müssen alle Führungspersonen zu 100 Prozent im Büro sein, bei der Belegschaft ist es bereits über die Hälfte. Tendenz steigend.

Am lautesten für Präsenzarbeit weibelt Tesla-Chef Elon Musk. In typischer Musk-Manier bezeichnete er Homeoffice als «moralisch falsch», als ein «Unding» der heutigen Zeit. Das Ergebnis: Er stellte seinen Angestellten im letzten Sommer ein Ultimatum und forderte sie zur Rückkehr ins Büro auf. Und heute, trotz dicker Luft, arbeiten die Tesla-Angestellten wieder im Büro.

Europa beginnt mit Umplanung der Büros

Sehr oft sind solche US-Entwicklungen Vorboten dafür, was auf Europa zukommt. Folglich stellt sich die Frage: Werden wir Europäerinnen und Europäer auch bald in die Büros zurückkehren? Ein Blick in die Büros am Auffahrtsfreitag zeichnet aber klar ein anderes Bild: Wer vor Ort ist, sitzt vermutlich alleine im Büro.

Das hybride Arbeitsmodell mit einem Teil Büroarbeit, einem Teil Heimarbeit hat Europa fest im Griff. Viele Grossfirmen planen ihre Arbeitsflächen um. Jüngst berichtete Bloomberg, dass die Deutsche Bank ihre Arbeitsfläche am Hauptstandort um 40 Prozent reduzieren will. Weitere deutsche Institutionen sollen folgen.

Die Schweiz verfolgt ein hybrides Arbeitsmodell

Und auch in der Schweiz ist das hybride Arbeitsmodell nicht mehr wegzudenken. Ausnahmslos alle Grossfirmen, darunter Versicherungen, Krankenkassen, Banken, Telefonanbieter und Detailhändler haben eine offizielle Homeoffice-Regelung eingeführt. Tiefe Homeoffice-Pensen sind dabei die Ausnahme wie beispielsweise Coop. Sie sehen «aus Rücksicht auf die Leute mit Präsenzpflicht in den Filialen» für die Bürolisten «nur» einen Homeoffice-Tag die Woche vor.

Bei Firmen, deren Arbeit hauptsächlich am Computer erfolgt, ist das hybride Arbeitsmodell in der Schweiz heute Standard. Einzelne Firmen wie beispielsweise die Versicherungsgruppe Helvetia erlauben gar bis zu 100 Prozent Homeoffice. Viele weitere wie Novartis, Swiss Life, Swisscom und ABB haben die Homeoffice-Verantwortung den Teams abgegeben. Die Vorgesetzten und Teammitglieder wüssten am besten, was für die Abteilung stimmt.

Eine Erhöhung der Büropräsenz schliessen deshalb die meisten aus. Hintergrund ist unter anderem, dass hierzulande noch immer Fachkräftemangel herrscht und Firmen sich bei potenziellen Angestellten beliebt machen wollen. Und das erreichen sie nur mittels zwei Strategien: einerseits mit einem attraktiven Lohn – und andererseits mit flexiblen Arbeitsmodellen.

Tina Fischer
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