Immer mehr Angestellte fühlten sich von ihren Kollegen isoliert, heisst es in einer Analyse von DB Research. Indessen steige die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte aufgrund unzureichend ausgestatteter Arbeitsplätze daheim Rückenprobleme entwickeln. Fast 40 Prozent der Arbeitnehmer in den USA berichten den Angaben zufolge, dass sie sich nach einer Woche voll virtueller Meetings erschöpft fühlen.

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«Trotz unserer anfänglichen Flitterwochen beginnen die Menschen zu begreifen, dass die Freiheit der Heimarbeit einige Nachteile mit sich bringt: Verwässerung der Unternehmenskultur, Koordinationsprobleme und sogar das psychische Wohlbefinden einiger Arbeitnehmer», so Analystin Marion Laboure in dem Bericht.

Steigende Fahrgastzahlen in London und New York

Dennoch hat eine Umfrage ergeben, dass Büromitarbeiter auch dann noch zwei bis drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten wollen, wenn die Pandemie nicht mehr als Bedrohung angesehen wird.

Die Bank geht indessen davon aus, dass sich die Büros in den grossen Finanzzentren wie London und New York City schnell wieder füllen werden. Steigende Fahrgastzahlen in den öffentlichen Verkehrsmitteln beider Metropolen seien ein Anzeichen dafür, dass die Arbeitnehmer an ihre Büroschreibtische zurückkehren.

«Die Arbeit von zu Hause hat neue Freiheiten gebracht und zusätzliches Geld gespart, weil man nicht mehr pendeln muss», so Laboure. «Allerdings haben Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit, der Schädigung innerstädtischer Unternehmen, neuer Hochschulabsolventen, die keine Kontakte zu Kollegen knüpfen können und die Anfälligkeit für Cyberangriffe dazu geführt, dass wir uns fragen, ob unsere Flitterwochen mit der Arbeit von zu Hause aus zu Ende gehen.»

Bethmann Bank baut Fernsehstudio

Eine andere deutsche Bank stellt sich derweil auf mehr Homeoffice ein: Die Bethmann Bank bereitet sich mit dem Bau eines Fernsehstudios darauf vor, dass Mitarbeiter und Kunden auch nach der Pandemie verstärkt zuhause bleiben werden. Statt aus Konferenzräumen sollen Veranstaltungen und Wortmeldung der Zentrale künftig von einem ansprechenden Set kommen.

«Wir sind dabei, ein professionelles TV-Studio hier in Frankfurt einzurichten – mit Kameras, Licht und allem, was dazu gehört», sagte Michael Pleske, Vorstand der zu ABN Amro gehörenden Privatbank, im Interview mit «Bloomberg». Bis Ende Oktober soll es fertig sein.

Auch nach der Coronakrise will das Unternehmen laut Pleske als Alternative zu Präsenzterminen mehr auf virtuelle Veranstaltungen setzen, sowohl intern als auch gegenüber Kunden. Das Studio stehe jederzeit zur Verfügung, nur Kameraleute und Techniker müssten hinzukommen. Zuvor dienten die Räumlichkeit als Handelsraum und Bibliothek. 

Homeoffice-Quote von 60 Prozent

Die Pandemie hatte die Arbeitsabläufe in vielen deutschen Banken auf den Kopf gestellt und zu Homeofficequoten von teils über 90 Prozent geführt. Auch wenn derzeit mehr Mitarbeiter in die Bürotürme zurückkehren, wollen viele Institute auch künftig verstärkt Heimarbeit zulassen.

Bei der Helaba etwa ist langfristig eine Quote von maximal 50 Prozent vorgesehen, bei der HypoVereinsbank bis zu 40 Prozent, beim Bankhaus Metzler mindestens 20 Prozent und bei M.M. Warburg im Regelfall 20 Prozent. Die DZ Bank setzt auf bilaterale Vereinbarungen und auch die Deutsche Bank signalisierte mehr Flexibilität.

Die Bethmann Bank will bis zu 60 Prozent zulassen. Das Haus verwaltet rund 35 Milliarden Euro mit gut 500 Mitarbeitern 

«Für die Zeit nach der Pandemie streben wir an, dass die Mitarbeiter an mindestens zwei Tagen in der Woche im Büro sind, auch um die Unternehmenskultur aufrechtzuerhalten», sagte Pleske. «Die restlichen drei Tage können sie nach Wunsch mobil arbeiten, also etwa von daheim.»

(bloomberg/gku)