Schweizer Unternehmen stehen vor einer neuen Herausforderung: Die Jungen streben keine Führungskarrieren mehr an. Laut einer Umfrage von Robert Walters wollen mehr als 50 Prozent der befragten Nachwuchskräfte nicht Chef werden. Zu hoch der Druck, zu gering die Belohnung. Eine Work-Life-Balance sei so nicht möglich. Wer das hört, will erst einmal den Kopf schütteln. Sich einmal mehr über die junge, faule Generation Z empören.
Nur: Diese Sicht greift zu kurz. Es geht der Generation nicht darum, weniger zu leisten, sondern anders zu arbeiten. Genügend Studien kommen zum Ergebnis, dass bei der Gen Z der Wunsch nach Sinnhaftigkeit, Autonomie und Flexibilität im Vordergrund steht. Das ist keine Laune, sondern eine tief verankerte Haltung. Gleichzeitig wollen die nachrückenden Jahrgänge finanziell unabhängig sein. Um diese Elemente in Einklang zu bringen, sieht die junge Generation die Lösung in der Selbstständigkeit. Sie gründet häufiger und ist felsenfest davon überzeugt, so die grösstmögliche Autonomie zu erhalten. Die Jungen wollen Pioniere sein, nicht Befehlsempfänger.
Viel Freiheit gegen Resultate
Unternehmen, die das verstanden haben, können sich diese Haltung zunutze machen – indem sie den Freiraum für die Jungen schaffen. Das heisst: Unternehmertum in der Grossfirma ermöglichen. Geben Sie kleinen Teams eigene Entscheidungskompetenzen. Delegieren Sie Verantwortung wirklich herunter. Fördern Sie die spielerische Freiheit und den Gestaltungsraum, den diese Generation so schätzt. Dabei begleiten Sie die jungen Unternehmer. Zwar ist die Motivation da, doch fehlt ihnen die Erfahrung.
Genau deswegen wünschen sich die Jungen Betreuung und Unterstützung. Wer sie als Mentor und Coach begleitet, ihnen Perspektiven aufzeigt und Vertrauen schenkt, kann diese Talente in der Folge auch für Führungspositionen im Middle Management begeistern. Es ist der Support und das Gefühl, nicht allein gelassen zu werden, das den entscheidenden Unterschied macht.
Im Gegenzug dafür fordern Sie Ergebnisse ein. Denn die gegebene Freiheit ist keine «Hippie-Freiheit» – im Sinne von «Jeder kann, wie er will». Sondern eher eine «Google-Freiheit»: Man erhält maximalen Freiraum und kann sich selber organisieren, muss aber am Ende auch liefern. Viel Freiheit für viel Resultat. Genau diese Haltung ist es, die Unternehmen künftig nutzen können. Denn die Ambition ist bei den Jungen da – sie hat nur eine neue Form angenommen.